Das Franzoseneck liegt jetzt im Westend

Schwanthalerhöhe - Das Franzoseneck in Haidhausen war einst eine Institution in München. Seinen Namen verdankte es dem Umstand, dass an der Ecke Franziskaner- und Rablstraße jahrzehntelang gleich vier französische Lokale zu finden waren. Eine solche Ballung gab es nirgendwo sonst in der Stadt. Aber wie gesagt: gab, Vergangenheitsform! Denn das Franzoseneck ist mittlerweile Geschichte.
Schon vor vier Jahren begann der Mythos leicht zu bröckeln. Da wurde aus dem L’Océan ein Burgerlokal. Das endgültige Aus für das Franzoseneck besiegelte aber kürzlich die Stadt. Die stellte nach Anwohnerbeschwerden fest, dass an der besagten Ecke eigentlich nur eine einzige Gaststätte zugelassen ist, nicht vier Restaurants auf einmal.
In der Franziskanerstraße begann daraufhin der große Franzosenauszug. Bleiben durfte nur das Atelier Gourmet. Die beiden anderen mussten gehen. Erst verabschiedete sich das Bousquérey, dann machte auch das L’Adresse 37 dicht. Aber französische Köche sind zähe Burschen. Das Bousquérey hat seit geraumer Zeit unter dem Namen Maison Massardin in der Bazeillesstraße wieder geöffnet. Und auch das L’Adresse 37 hat seit ein paar Tagen eine neue Heimat.
Loic Cantegrel und sein Team sind auf die Schwanthalerhöhe umgezogen, in die Tulbeckstraße 9. Vergangene Woche hat der gebürtige Pariser dort sein schickes Bistro wiedereröffnet. Die Schwanthalerhöhe ist damit fast so etwas wie das neue Franzoseneck. Schließlich sammeln sich auf kleinem Raum dort mittlerweile eine ganze Reihe von Lokalen mit zumindest französischer Anlehnung: das La Kaz, das Café Ça va, das Marais mit seinem Ableger Marais Soir – und nun eben auch noch das L’Adresse 37.
Zwischen den einzelnen Lokalen liegen teilweise nur zwei Gehminuten. Gut, beim Franzoseneck musste man quasi nur umfallen, um im nächsten Restaurant zu stehen. Aber immerhin: Die Franzosen gibt es noch.