Das 50-Gramm-Baby

AZ-Leser Reiner Borner und seine Frau machten auf ihrem Balkon einen überraschenden Fund: Sie konnten aufklären, wo die kleinen Eichhörnchen herkommen.
Nymphenburg - "Es war an einem dieser kalten Tage Ende März 2013, kurz vor Ostern, als sich Veronika M. anschickte, den Balkon einem Frühjahrsputz zu unterziehen und von allerlei Unrat zu befreien. Die ersten schönen Frühlingstage sollten doch auf dem Balkon bei einer guten Tasse Kaffee und einem ausgiebigen Frühstück auf der Bank genossen werden.
Zuerst mussten die letzten Schneereste weggeschaufelt werden, der Futtertrog für die Wildvögel von den Körnerresten gereinigt und so manch unnötiger Ballast, der sich den ganzen Winter durch angesammelt hat, entfernt werden.
Auf der Bank, wo wir oft im Sommer der letzten Jahre die Sonnenstrahlen genossen haben, lagen noch alte Wolldecken und Kissen herum, die darauf warteten ausgeschüttelt und gereinigt zu werden.
Was war das für eine freudige Überraschung als Veronika M. die Decken lüftete und ihr ein Eichhörnchen entgegensprang. Wir hatten das Tier schon öfters im Winter von unserer warmen Stube aus beobachtet und da wir versteckt unter einer Bank in einem großen Korb Walnüsse aufbewahrt hatten, konnte sich das Eichhörnchen daran genüsslich tun.
Der Tisch war den ganzen Winter über reichlich für unsere gefiederten Freunde und allerlei Gartenbewohner gedeckt und so war es kein Wunder, dass so mancher Gast uns einen Besuch abstattete. Von der Meise bis zum Eichelhäher, vom Spatz bis zu dem schon erwähnten Eichhörnchen.
Das durch die Ruhestörung aufgescheuchte Tier sprang nun auf den Baum gegenüber unserem Balkon und beobachtete aus sicherer Entfernung aufmerksam unsere Putzaktion. Aber was war das: Unter den Decken versteckt befanden sich mehrere Jungtiere, kleine Eichhörnchen, eng aneinander gekuschelt.
Wir waren von der Szenerie so berührt, dass wir uns in die Augen sahen, uns zunickten und ganz vorsichtig den Rückzug ins warme Wohnzimmer antraten, um von dort das Muttertier, das ganz aufgeregt im Baum umher hüpfte, zu beobachten.
Was sollten wir tun? Wir durchforsteten das Internet und holten uns die nötigen Informationen, wie wir uns zu verhalten hatten. Jetzt hieß es Ruhe bewahren, abwarten und beobachten, wie sich die Eichhörnchen Mama verhalten würde.
Wir konnten es kaum erwarten als wir am nächten Morgen aufstanden und ganz vorsichtig zum Balkonfenster hinausspähten. Als sich Eichhörnchen Mama den ganzen Vormittag über nicht blicken ließ, wagten wir vorsichtig einen Blick unter die Decke.
Zu unserem Schreck lag nur noch ein Jungtier in dem Versteck. Wir erfuhren, dass Eichhörnchen mehrere Nester bauen können, wo sie ihre Jungtiere unterbringen. Mama Eichhörnchen fühlte sich wohl gestört und hat ihre Jungen in ein anderes Nest gebracht. Anders war es für uns nicht erklärbar.
Sicher gab es auch natürliche Feinde wie Raubvögel, aber daran wollten wir nicht denken. Das Jungtier lag also ganz alleine und verlassen in dem Nest. Es war noch bitterkalt und wir hatten die Befürchtung, es könnte die nächste Nacht nicht überleben, wenn sich niemand darum kümmert.
Wir mussten handeln. Veronika M. rief die „Eichhörnchen Notruf Nummer“ an und von dort erfuhren wir auch von einer Auffangstation ganz in der Nähe von München. Wir holten das Kleine Jungtier aus dem Versteck und legten es auf die Küchenwaage, die exakt 50 Gramm anzeigte.
Noch ein Foto gemacht, dann wurde das kleine Eichhörnchenbündel warm verpackt mit dem Auto in die Auffangstation verbracht. Die nette Dame, die uns öffnete, hatte schon ein Jungtier auf der Schulter und wir wussten, dass der kleine Findling es dort gut haben wird.
Junge Eichhörnchen müssen auch in kurzen Zeitabständen gefüttert und versorgt werden, wie es bei Menschenkindern, bei Säuglingen der Fall ist. Puuh, da ist uns wahrlich ein Stein vom Herzen gefallen."
Hier eine wichtige Internetseite zum Thema, wo auch Notrufnummern in Bayern zu finden sind.