Condrobs-Wohnprojekt steht vor der Eröffnung
Obersendling - Bei dem Projekt handelt es sich um ein bisher einzigartiges Modell des integrativen Wohnens. Studenten werden hier zusammen mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen wohnen (AZ berichtete). Initiator und Träger ist die Jugendhilfeabteilung des sozialen Vereins Condrobs.
44 Studenten und 61 junge Geflüchtete sollen hier künftig ein Zuhause finden. Allerdings nicht alle auf einmal, wie Frederik Kronthaler, Geschäftsführer der Jugendhilfeabteilung von Condrobs betont: „Das soll hier nicht von Null auf Hundert gehen.“ Geht auch gar nicht: Die Bewohner werden dem Haus nicht einfach zugeteilt, sie müssen sich bewerben. Voraussetzung ist unter anderem eine Ausbildungsstelle, außerdem führen externe Mitarbeiter Gespräche mit allen Bewerbern. „Eine gewisse Selbstständigkeit müssen sie schon mitbringen“, erklärt Hausleiterin Melanie Contu. Derzeit haben zehn Geflüchtete eine Zusage für einen Platz, etwa 15 weitere Anfragen liegen aktuell vor.
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Wie vielfältig die Kultur im Haus sein wird, ist jetzt schon abzusehen: Die Flüchtlinge mit fester Zusage kommen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Sierra Leone, Mali und Gambia. Für die Studenten eine einzigartige Gelegenheit, von fremden Kulturen zu lernen – das ist die Hoffnung. Im Gegenzug sollen sie den jungen Geflüchteten beim Lernen der Sprache und der Integration helfen. „Unsere Gesellschaft hat ein gut funktionierendes Modell des Zusammenlebens. Die Flüchtlinge bekommen hier Zeit anzukommen, sich sicher zu fühlen und ihre Traumata in den Griff zu kriegen“, zeigt Frederik Kronthaler auf.
Die Zuversicht in das Projekt teilt offenbar auch die Stadtverwaltung: „Wir haben viel Entgegenkommen und Wohlwollen von allen Seiten bekommen“, freut sich Melanie Contu. In der arbeitsreichen Phase vor der Eröffnung kam außerdem ein unerwarteter Unterstützer hinzu. Eine Münchner Firma für Unternehmensberatung, hat kurzerhand einen sozialen Tag im Haus verbracht und die angelieferten Möbel in allen Appartements aufgebaut. Die 35 Mitarbeiter von „Ernst and Young“, sind von der teambildenden Maßnahme, die sich der Chef ausgedacht hat, hellauf begeistert. Als die AZ mittags zur Besichtigung vor Ort vorbeikommt, ist das Tagespensum schon weitgehend abgearbeitet. Dabei müssen sie neben den Putz- und Aufbauarbeiten auch gleich zum integrativen Testlauf antreten.
In Laufe dieser Woche wird Künstler Wolfgang Flatz die Gänge gestalten. Ganz fertig wird er wohl nicht bis zum Einzug – am 15. September beziehen die ersten Bewohner ihr neues Zuhause.
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