Cafés, die Isar und Frau Manz

Die freie Fotografin Martha Schlüter über ein Ex-Armenviertel mit Urgesteinen.
Martha Schlüter |
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Bürgerreporterin Martha Schlüter (58) zu Füßen des Buddhas Amida im Völkerkundemuseum.
Daniel von Loeper 7 Bürgerreporterin Martha Schlüter (58) zu Füßen des Buddhas Amida im Völkerkundemuseum.
Dieser Ort am Alpinmuseum ist der „Kraftplatz“ von Bürgerreporterin Martha Schlüter. Hier tankt die Fotografin Energie.
Daniel von Loeper 7 Dieser Ort am Alpinmuseum ist der „Kraftplatz“ von Bürgerreporterin Martha Schlüter. Hier tankt die Fotografin Energie.
Grüß Gott, wohin des Weges? Am Alpinmuseum sitzt ein Wanderer aus Stein. Martha Schlüter schätzt den stillen Ort an der Isar.
Daniel von Loeper 7 Grüß Gott, wohin des Weges? Am Alpinmuseum sitzt ein Wanderer aus Stein. Martha Schlüter schätzt den stillen Ort an der Isar.
Fast wie in Venedig: Das Hotel Opéra wurde über dem Eisbach gebaut. Direktorin Ernestine Lutz und ihr Sohn Alexander sitzen im Hof des Hauses. Dort ist das Rauschen zu hören.
Daniel von Loeper 7 Fast wie in Venedig: Das Hotel Opéra wurde über dem Eisbach gebaut. Direktorin Ernestine Lutz und ihr Sohn Alexander sitzen im Hof des Hauses. Dort ist das Rauschen zu hören.
Moderne Architektur, die den Eisbach sichtbar lässt: das „Wackerhaus“ von Otto Steidle.
Daniel von Loeper 7 Moderne Architektur, die den Eisbach sichtbar lässt: das „Wackerhaus“ von Otto Steidle.
Edle Fassaden - hier das Völkerkundemuseum - hat das Lehel zu bieten. Dahinter geht’s oft dörflich zu.
Daniel von Loeper 7 Edle Fassaden - hier das Völkerkundemuseum - hat das Lehel zu bieten. Dahinter geht’s oft dörflich zu.
Elfriede Manz (77) steht seit 45 Jahren im „kleinen Kaufhaus“ in der Triftstraße hinter der Theke.
Daniel von Loeper 7 Elfriede Manz (77) steht seit 45 Jahren im „kleinen Kaufhaus“ in der Triftstraße hinter der Theke.

Das Lehel ist für mich so überschaubar und klein wie ein Dorf. Vorne, zur Maximiliansstraße oder an der Prinzregentenstraße, stehen die Prachtbauten wie das der Regierung von Oberbayern, das Völkerkundemuseum oder das Bayerische Nationalmuseum. Aber hinter den palastartigen Bauten schaut es ganz anders aus.

Ich fühl mich in meinem Viertel oft wie in Italien. Besonders am St. Anna Platz – donnerstags ist hier immer Markt – mit seinen Cafés und Restaurants. Sehr mediterran schaut es auch im Innenhof des Hotels Opéra aus, das wie ein Mini-Venedig auf Wasser gebaut wurde. Die Gäste hören den Eisbach rauschen. Inmitten von Palmen, Zitrusbäumchen und Glyzinien kann man sich kaum vorstellen, dass es von hier zu Fuß nur zwei Minuten bis zur Maximilianstraße sind.

Früher war das Lehel mal ein Armenviertel, es gilt als älteste Vorstadt Münchens. Heute ziehen immer mehr gut verdienende Leute von Hamburg oder sonstwo hierher. Das Lehel ist auch bei Filmleuten sehr beliebt. Auf der Treppe vor der Anna-Kirche wurde 2007 zum Beispiel Cosma Shivas Filmvater im „Bibelcode“ erschossen. Die Alteingesessenen werden weniger und die kleinen Handwerksbetriebe in den Hinterhöfen verschwinden allmählich fast ganz. Wenn die Häuser aufwendig renoviert werden, kann sich manch einer die Miete nicht mehr leisten.

Aber es gibt sie noch, ein paar richtige Urgesteine. Zum Beispiel Elfriede Manz. Sie ist 77 und betreibt seit 45 Jahren in der Triftstraße ihr „kleines Kaufhaus“. Zur Begrüßung hört sie oft: „Ja, gibt es Sie immer noch?“ Ihr Laden ist so vollgestopft, dass kaum zwei Kunden aneinander vorbei kommen. Frau Manz verkauft verstaubte Backformen und gebrauchte Teddys, Monatskarten, Christbaumschmuck, Schnapsgläser, Limonade, Regenschirme, ein batteriebetriebenes Spielzeug-Motorrad, Zigaretten und über 500 verschiedene Zeitungen und Magazine. Viele, die als Kinder in die benachbarte St. Anna-Schule oder ins Wilhelmsgymnasium gingen, halten ihr auch als Erwachsene die Treue.

Das Lehel ist aber auch die Museumsmeile an der Prinzregentenstraße oder der Eisbach, wo immer Trauben von Menschen stehen, um die Surfer zu bestaunen. Und natürlich die Isar und der Englische Garten bis zum Chinesischen Turm. Im Süden des Viertels gibt es für mich noch einen ganz besonderen Platz: Hinter dem Alpinmuseum auf der Praterinsel stehen im Sommer Liegestühle, es ist ein wunderschöner Kaffeeplatz, direkt an der Isar. Das ist mein Kraftplatz.

 

 

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