Café Woerner in München muss schließen - Nonnen schicken Kündigung

Die Vermieter - sechs Nonnen - kündigen dem Traditionscafé nach fast 120 Jahren. Warum und wie es weitergeht.
Jasmin Menrad |
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Erni Wagner (64), hier mit einem Gast, bedient seit 40 Jahren im Café Woerner.
Daniel von Loeper Erni Wagner (64), hier mit einem Gast, bedient seit 40 Jahren im Café Woerner.

Altstadt - Kaffeehaus kann man ja nicht jeden Laden nennen, in dem Kaffee und Kuchen verkauft werden - wohl aber das Café Woerner in der Herzogspitalstraße. Drum ist's wohl auch richtig, wenn man es mehr als bedauerlich findet, dass das Café mit fast 120 Jahre langer Tradition in München Ende April schließen muss - weil der Mietvertrag gekündigt wurde.

Nicht von einem fiesen Immobilienhai, sondern von sechs Nonnen, den Servitinnen, die das Gnadenbild der schmerzhaften Maria stundenweise und rund um die Uhr anbeten. "Für uns kam die Kündigung total überraschend", sagt Peter Woerner, der das Familienunternehmen 1994 von seinen Eltern übernommen hat.

Das war passiert: Bis November 2016 wurden die Backwaren in der Herzogspitalstraße produziert, das Haus gehört dem Orden, der hier seit 1714 besteht. Kurfürstin Theresa Kunigunde hatte die Frauen aus Venedig geholt, um ein Gelübde zu erfüllen. "Aber wegen der kleinen Räumlichkeiten und aus hygienischen Gründen sind wir mit der Produktion in die Koppstraße nach Sendling gezogen", erzählt Woerner. Die Backstube stand leer. Man habe, so Woerner, das Gespräch mit den sechs Nonnen gesucht, wie man das vernünftig lösen könnte.

Die Nonnen kündigten per Anwaltsschreiben

"Doch egal, was wir angeboten haben, ob Untervermietung oder einen neuen Mietvertrag nur für das Café, hieß es immer Nein." Mitte 2017 erreichte Woerner dann über die Anwältin der Servitinnen die Kündigung. Wie es mit dem Haus in der Herzogspitalstraße jetzt weitergeht? "Es ist ein Tauziehen und noch gar nichts entschieden", sagt eine der Nonnen der AZ über mögliche Nachfolger.

"Ich habe in dem Haus meine ersten sechs Lebensjahre verbracht", erzählt Woerner. "Meine Mitarbeiterin Erna arbeitet seit 40 Jahren in unserem Café in der Herzogspitalstraße. Ich muss erst mal Seelsorge bei meinen Mitarbeitern leisten", sagt Woerner.

Deshalb wird sich Woerner vorerst auch nicht nach einem neuen Laden umschauen . "Wenn du eine solche Ohrfeige kriegst, musst du das auch erstmal verdauen." Die Mitarbeiter werden auf die zwei Filialen am Marienplatz, und in der Herzog-Wilhelm-Straße verteilt. In der Koppstraße wird weiter produziert.

Denn hier lebt sie weiter - die Café-Tradition. Und der Duft nach frischen Backwaren, den die Münchner in der Altstadt so sehr geliebt haben, zieht dann halt durch Sendling.

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