Busfahrer lässt behinderten Bub zurück

Peter Winklmeier (14) fährt regelmäßig mit dem Bus. Das klappt hervorragend. Bis auf neulich - als ein Fahrer den Buben im Regen stehen lässt.
Anne Hund |
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Der 14-jährige Peter Winklmeier und sein Vater am Luise-Kiesselbach-Platz. Normalerweise sind die Busfahrer freundlich, aber einer ließ den Buben einfach im Regen stehen.
Daniel von Loeper Der 14-jährige Peter Winklmeier und sein Vater am Luise-Kiesselbach-Platz. Normalerweise sind die Busfahrer freundlich, aber einer ließ den Buben einfach im Regen stehen.

Peter Winklmeier (14) fährt regelmäßig mit dem Bus. Das klappt hervorragend. Bis auf neulich - als ein Fahrer den Buben im Regen stehen lässt.

Großhadern - Jeden zweiten Freitag fährt Peter Winklmeier von seiner Gruppe für betreutes Wohnen mit dem Bus vom Luise-Kiesselbach-Platz zum Praktikum ins Max-Planck-Institut. Der 14-Jährige ist rechtseitig gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Er wünscht sich trotzdem einen normalen Alltag - so wie andere Jugendliche in seinem Alter.

Peter fährt also mit seinem elektrischen Rollstuhl selbständig bis zur Haltestelle. Nur beim Einsteigen in den Bus ist er auf fremde Hilfe angewiesen. Der Fahrer muss kurz aussteigen und eine kleine Rampe an der Hintertür herunterlassen. Keine große Sache. Normalerweise funktioniert das. Auch, wenn es im Bus mal etwas enger wird.

Am Morgen des 1. Februar kommt es anders. Ein kühler Wintertag, es regnet und stürmt. Wie immer bittet Peter den Busfahrer an der Haltestelle der Linie 266, die Rampe für ihn herunterzuklappen. Damit er in Richtung Planegg fahren kann, zu seinem Praktikum.

Der Bus ist voll, sagt der Fahrer jedoch nur lapidar. Er könne die anderen Leute nicht aus dem Bus werfen. Der Junge solle auf den nächsten Bus warten. Die Türen schließen sich, der Bus fährt davon. Peter bleibt allein im zurück im Regen.

In seiner Not greift der Bub zum Handy. Er ruft seine Mama an. Sie arbeitet am Max-Planck-Institut in Martinsried, dort hatte sie ihren Sohn an dem Morgen zum Praktikum erwartet. Stattdessen hat sie den Buben jetzt am Telefon.

Der Vater des Kleinen, ein Münchner Polizist und CSU-Mitglied im Bezirksausschuss in Hadern (München), ärgert sich. „Der Fahrer hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, aus dem Bus zu steigen“, sagt er der AZ.

Dabei habe er doch gesehen, dass der Bub im Rollstuhl sitzt. Ein aus seiner Sicht "äußerst fragwürdiges Verhalten." Er selbst habe an dem Morgen gearbeitet, als Polizist war er wegen der Sicherheitskonferen im Einsatz am Bayerischen Hof.

Zum Glück hat der 14-jährige Peter seine Mutter schnell erreicht. Er ist zwar auf den Rollstuhl angewiesen, aber ansonsten fit und gewieft. „Er hat das toll bewerkstelligt", sagt sein Vater.

Jetzt verlangt Peter Winklmeier Senior Aufklärung. Er will wissen, wer verantwortlich ist. Der Fahrer sei inzwischen ausfindig gemacht, sagt er heute.

Mindestens eine Entschuldigung hält der Polizist für angebracht.

Er hat sich mit seinem Anliegen an die MVG gewandt. Dort bedauert man den Vorfall. Das kommt in einem Schreiben an den Vater auch deutlich zum Ausdruck. In dem Schreiben der MVG heißt es: "Wir bedauern, dass es bei der geplanten Fahrt Ihres Sohnes mit der MVV-Regionalbuslinie 266 zu einem Zwischenfall kam, der Ihnen Anlass zu einer Beschwerde gibt."

Allerdings ist die MVG für die Buslinie 266 nicht zuständig.

Deshalb habe man das Anliegen weitergeleitet an den zuständigen MVV, heißt es dort. Also an den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund.

In einem Antwortbrief des MVV an Peter Winklmeier heißt es nüchtern: "Wir bedauern, dass es bei der geplanten Fahrt Ihres Sohnes mit der MVV-Regionalbuslinie 266 zu einem Zwischenfall kam, der Ihnen Anlass zu einer Beschwerde gegen den Fahrer gibt." Leider komme es zu der Zeit, als der Junge einsteigen wollte, "immer wieder zu Engpässen". Die Linie 255 verkehre untertags im Zehn-Minuten-Takt. Das Fazit des Briefes: "Notfalls muss der nächste Bus des folgenden Kurses genommen werden."

Aus Sicht von Peter Winklmeier und seines 14-jährigen Sohnes ist das nicht wirklich eine Hilfe.

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