"Büchergalerie" ist gerettet und muss das Westend nicht verlassen

Schwanthalerhöhe - Eine Kündigung ist - in den meisten Fällen - kein Grund zur Freude. Buchhändlerin Inge Kindermann hat das Schreiben der Erzdiözese München-Freising, worin ihr mitgeteilt wurde, dass sie bis Ende Juni ihren Laden im Westend räumen muss, viel Kopfzerbrechen bereitet.
Die "Büchergalerie" kann umziehen
Nun hat die Geschichte eine glückliche Wendung genommen. Inge Kindermann hat einen neuen Laden gefunden. Ihre Büchergalerie bleibt im Westend. Seit mehr als 35 Jahren führt Kindermann ihr Geschäft im alten Arbeiterviertel. Mit Durchhaltevermögen: Zwischenzeitlich ist ihre "Büchergalerie" in der Ligsalzstraße 25 die letzte unabhängige Buchhandlung im Viertel. Die Gewerbefläche im Erdgeschoss eines Mietshauses musste sie nach dem Willen des Vermieters zunächst bis zum 30. Juni räumen.
Ein Neubau soll den jetzigen Standort ersetzen
Die Erzdiözese plant an der Stelle einen Neubau mit nach dem München-Modell geförderten Wohnungen, ein Angebot der Stadt für Familien mit mittleren Einkommen. Das alte Gebäude aus dem Jahr 1890 mitsamt Wohnungen und Gewerbe soll abgerissen werden. Ursprünglich hatte es die Caritas geerbt, die es vor knapp fünf Jahren an die katholische Kirche weiterverkaufte.
Aufgrund des schlechten Zustands des Hauses entschied sich die Erzdiözese gegen eine Sanierung. Pläne für den Bau eines "Mehrparteienhauses" hat sie allerdings erst im Herbst bei der Lokalbaukommission vorgelegt und auch keinen Zeitplan.
Nach einer von Viertelbewohnern gestarteten Rettungsaktion mit fast 1.400 Unterschriften und einer Vorladung im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe gewährte die neue Eigentümerin der Buchhändlerin schlussendlich eine Vertragsverlängerung.
Ein Bewohner aus dem Viertel hatte den rettenden Tipp
Die Frist hat Kindermann nicht ausreizen müssen. Sie hat einen neuen Laden gefunden. Ebenfalls im Westend. Und schön sind die neuen Räume noch dazu. Seit 9. November findet man sie und ihre Bücher an der Kazmairstraße 77. "Ich bin wirklich sehr glücklich, dass das geklappt hat", sagt sie und fügt hinzu: "Es ist schön hell, der Laden sehr hübsch. Ich habe nette Nachbarn. Wie sie an diese traumhafte Gewerbefläche gekommen ist? "Ein Bewohner aus dem Viertel hat mich angerufen", sagt Inge Kindermann. Er habe die Zeitungsberichte gelesen und sei so auf ihre Suche aufmerksam geworden. Als er erfuhr, dass in seinem Freundeskreis ein Geschäft aufgegeben werden sollte, wandte er sich an die Buchhändlerin.
Inge Kindermanns Bringservice bleibt bestehen
Der Rest hat sich glücklich gefügt. Der neue Laden ist fast genauso groß wie der alte. Nur die antiquarischen Bücher muss die Buchhändlerin woanders unterbringen. Ihren Bringservice, den sie mit der Corona-Pandemie eingeführt hat, will Inge Kindermann beibehalten. Mit dem Radl liefert sie weiterhin Bestellungen an ihre Kunden im Westend aus.
Nur die Wohnsituation ist noch unklar
Einzig wie es mit ihrer Wohnung weitergehen soll, ist noch offen. Kindermann wohnt nämlich in dem Haus, in dem ihr alter Laden war. Eine Kündigung ihres Wohnmietverhältnisses hat sie noch nicht bekommen. Die Erzdiözese hat ihr und den verbliebenen Mietern angekündigt, Ersatzwohnungen zu finden. Bislang mit keinem Ergebnis.