Bub (8) angefahren: Autofahrer ignorieren Zebrastreifen Welfenstraße
Au - In der oberen Au wohnen viele Kinder. Deren Eltern fuhr am Dienstag ein gehöriger Schreck in die Glieder: Ein 56-jähriger Mercedes-Fahrer hat am Zebrastreifen Welfenstraße, Ecke Aurbacherstraße, einen Schulbub angefahren.
Paul (8) war mit seinem Radl auf dem Heimweg vom Hort, als ihn das Auto am Zebrastreifen erwischte. Mit einer Prellung am Fuß musste der Drittklässler die Nacht in der Haunerschen Kinderklinik verbringen. "Das hätte ganz anders ausgehen können", sagt seine Mutter Amelie K., eine Ärztin. "Mein Sohn steht noch unter Schock. Er hat geweint, als ich ihn zur Unfallstelle mitnehmen wollte." Auf die Barrikaden gehe sie, sagt die 40-Jährige: "An der Welfenstraße wird durchgerast. Mein Gefühl sagt, dass 30 bis 40 Prozent der Autos nicht am Zebrastreifen halten, auch wenn dort jemand steht. Andere finden, die Quote sei sogar noch höher."
Morgens und nachmittags sind dort viele Kinder unterwegs
Um die Welfenstraße gibt es eine Häufung an Kindereinrichtungen: Krippe, Kindergärten, die Grundschule Weilerschule und zwei Schulhorte. Der Strom an Kindern mit Schulranzen und Müttern mit Kleinkindern, die die zwei Zebrastreifen an der Aurbacherstraße und den an der Senftlstraße überqueren, ist morgens und nachmittags lang.
"Es ist schön hier, aber die Zebrastreifen sind eine Gefahrenquelle ", sagt Thilo Böhnisch. Er wohnt gegenüber der Welfenhöfe, in deren 480 Wohnungen etliche junge Familien eingezogen sind. Seit sechs Jahren fordern Eltern wie er: "Wir brauchen hier Ampeln. Wir haben Angst um unsere Kinder."
Das KVR hat bislang abgelehnt - die Welfenstraße sei kein Unfallschwerpunkt. "Das ist wahnwitzig ", sagt Böhnisch. "Es fahren circa 9.000 Fahrzeuge am Tag. Die Unfallwahrscheinlichkeit muss das Argument für eine Ampel sein, nicht die Quote."
"Ein Skandal, dass wir so für die Sicherheit unserer Kinder kämpfen müssen!"
Am Mittwoch hat der er zweifache Vater einen Antrag auf Tempo 30 und Ampeln im Bezirksausschuss Au-Haidhausen gestellt. Zudem unterrichtete er OB Reiter. "Ein unhaltbarer Zustand. Es ist ein Skandal, dass wir so für die Sicherheit unserer Kinder kämpfen müssen."
Die Aufregung nach dem Unfall sei groß, bestätigt Rechtsanwalt Murat Belli, Anwohner der Welfenstraße. Er demonstrierte am Mittwoch mit etwa 30 Anwohnern am Unfallort. Der Zebrastreifen Ecke Aurbacherstraße ist zwar mit gelbem Dauer-Blinklicht ausgestattet. Doch Belli hat eine Idee, warum trotzdem durchgerast wird: "Auf der Tegernseer Landstraße ist vorher Stop-and-go, jetzt bremsen die Autofahrer nicht unbedingt." Als Lösung für Stoßzeiten könnte er sich Schulweghelfer vorstellen. Aber mit der Baustelle am Paulaner-Gelände, den vielen Buslinien und dem regen Fußgängerverkehr steht auch für ihn eine Ampel an erster Stelle.
Stadt: Die Welfenstraße hat keine Priorität
Mit Videos auf Youtube, in denen ein Menschen-Pulk die Welfenstraße überquert , haben Eltern schon vor Jahren auf die Gefahrenzone hingewiesen. Das KVR hat damals erklärt, dass es in der Stadt viele Forderungen nach Ampeln gäbe. Die Welfenstraße habe keine Priorität.
Betriebswirtin und Dreifach-Mama Elke Lütke-Entrup - ihre Kinder sind vier, sechs und acht Jahre alt - ärgert sich, dass die Bayerische Hausbau die neuen Welfenhöfe errichtet hat "ohne sich um den Rest zu kümmern". Sie fordert: "Wir brauchen eine Verkehrszählung. Der Junge lebt. Muss erst ein Kind tot sein?"
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