BRK-Baustelle: Verwirrung um ungeklärte Baumfällung

An der Baustelle des BRK wurde offenbar ohne Genehmigung ein Baum gefällt – kein Einzelfall.
von  Hüseyin Ince
Peter Pinck zeigt auf den Stumpf des 20-Meter-Baumes.
Peter Pinck zeigt auf den Stumpf des 20-Meter-Baumes. © Daniel von Loeper

Lehel - Der Münchner Lokalpolitiker Jürgen-Peter Pinck (SPD) wohnt an der Seitzstraße, im zweiten Stock, gleich in der Nähe der früheren München-Zentrale des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Er lebt dort schon seit 35 Jahren, seine Frau sogar schon seit 39 Jahren.

Auf einnmal war der Baum weg

Bis vor kurzem blickte er auf drei Bäume aus seinem Arbeitszimmer, einer von ihnen 20 Meter hoch – ein Stück Natur mitten in der Innenstadt. Als SPD-Mitglied des Bezirksausschusses (BA) Altstadt-Lehel wusste er: "Einer der drei Bäume musste wegen der BRK-Baustelle gefällt und ein zweiter zurückgeschnitten werden, damit das Baugerüst aufgebaut werden kann", sagt Pinck. Und der dritte, der 20-Meter-Baum, der sollte bleiben. Soweit die genehmigte Vereinbarung mit dem BRK und dem BA.

Doch vor einigen Tagen blickte Pinck in das fassungslose Gesicht seiner Frau, die fragte: "Schatz, wo ist denn der Baum hin?"

Es gab keine Genehmigung für die Fällung

Pinck ging in sein Arbeitszimmer und konnte sich überzeugen: Der 20-Meter-Baum war weg. Er nahm das Maßband in die Hand und ging zum Stumpf: "Der Umfang beträgt 1,30 Meter. Das heißt, der Baum hatte in über einem Meter Höhe mehr als 80 Zentimeter", sagt Pinck. Eine wichtige Zahl. Ab diesem Wert sind Bäume gemäß Baumschutzverordnung schützenswert und können nur mit Genehmigung gefällt werden. Doch Pinck wusste: "Es gab keine Genehmigung." Er spekuliert: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das BRK vorsätzlich gehandelt hat. Das muss eine Kommunikationspanne mit der Baustelle gewesen sein." Auf AZ-Anfrage konnte das BRK diese Frage nicht klären.

Der BA will eine Ersatzpflanzung

Doch ein Bußgeld wünscht sich Pinck schon. Bei der BA-Sitzung am Dienstagabend berichtet er seinen Kollegen über die Situation. Schnell ist ein Beschluss gefasst. Die Untere Naturschutzbehörde soll informiert und ein Bußgeldverfahren in die Wege geleitet werden. Der BA fordert von den Verantwortlichen eine angemessene Ersatzpflanzung.

Ist doch nur ein Baum gewesen, könnte man sich denken. Doch so banal ist es nicht. Der Bund Naturschutz Bayern beklagt, dass in München über 2000 Bäume jährlich verschwinden – zwar genehmigt und häufig mit Ersatz. "Doch es gibt auch eine hohe Dunkelziffer an Bäumen, die wegen ihrer geringen Größe ohne Genehmigung verschwinden", sagt Bund-Baumschutzexpertin Angela Burkhardt-Keller, "hinzu kommen die vorsätzlich oder fahrlässig gefällten."

Dabei sei es wichtig, den städtischen Baumbestand zu schützen, um die steigenden Stadttemperaturen der Zukunft zu ertragen. "Es ist Zivilcourage gefragt. Wer zweifelt, ob ein Baum rechtmäßig gefällt wird, kann die Polizei rufen und die Untere Naturschutzbehörde informieren. Die Beamten dürfen nach der Genehmigung fragen."

Lesen Sie hier: Illegale Fällungen - Braucht München einen Baum-Notruf?

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