Blutenburgstraße: Autos sind hier nur zu Gast

Etwa 80 Fahrradstraßen hat München - und nun ist eine neue dazu gekommen: In der Blutenburgstraße haben Radler Vorfahrt.
von  Christina Hertel
Ein neuer Radweg führt von der Landshuter Allee in die Blutenburgstraße. Auf einem breiten Radweg sollen die Fahrradfahrer schneller Richtung Innenstadt kommen.
Ein neuer Radweg führt von der Landshuter Allee in die Blutenburgstraße. Auf einem breiten Radweg sollen die Fahrradfahrer schneller Richtung Innenstadt kommen. © Felix Müller

Neuhausen - Die Blutenburgstraße ist seit kurzem Münchens 85. Fahrradstraße. So viele Straßen auf denen Radler mehr Raum als Autos bekommen, gibt es in keiner anderen deutschen Stadt.

Große  Fahrradstraßen-Piktogramme auf dem Asphalt 

Auf dieser Verbindung sollen Radler nun schneller vom Rotkreuzplatz in die Innenstadt kommen, teilte das Mobilitätsreferat mit. Und seit kurzem sieht man dies auch auf der Straße: Neue große weiß-blaue Fahrradstraßen-Piktogramme wurde auf den Asphalt gemalt und das Kopfsteinpflaster entfernt.

Für Autofahrer gelten dort neue Regeln: Nur, wenn die Zusatzschilder "Anlieger frei" oder "Kraftfahrzeuge frei" hängen, dürfen auch motorisierte Verkehrsteilnehmer die Fahrradstraße befahren. Sie müssen sich aber der Geschwindigkeit des Radverkehrs anpassen und dürfen 30 Stundenkilometer nicht überschreiten.

"Attraktive Alternative für die Radfahrenden zur Nymphenburger Straße”

Das Ziel der Stadt ist es, dass die Radler von Neuhausen besser in die Innenstadt kommen: Dazu gehört die Fahrradstraße, aber auch der neue Radweg auf der Ostseite der Landshuter Allee zwischen Nymphenburger Straße und Blutenburgstraße als Zubringer vom Rotkreuzplatz in die Blutenburgstraße (Nord-Süd-Richtung). Gleichzeitig gehört es zur Strategie der Stadt, den Radverkehr vor allem an verkehrsarmen Nebenstraßen zu fördern und dort Fahrradrouten zu realisieren. Dies sei eine "attraktive Alternative für die Radfahrenden zur parallel verlaufenden Nymphenburger Straße”.

In München gibt es mehr Fahrradstraßen als in jeder anderen deutschen Stadt

Schon vorher gab es in München 84 Fahrradstraßen - so viele wie in keiner anderen deutschen Stadt, sagt Andreas Schuster, der Radexperte in der SPD-Stadtratsfraktion. Er bezeichnet die Fahrradstraßen als ein "Erfolgsrezept”, das die Stadt weiter ausbauen soll. Denn dort komme es zu weniger Unfällen. "Gerade prüft die Stadt, Straße für Straße, wo das noch möglich ist", sagt Schuster.

Tatsächlich hat das Mobilitätsreferat bereits konkrete Pläne. Auch die Hansjakobstraße, ein Teil der Gräfelfinger Straße, und die Dietramszeller Straße sollen noch 2021 zu Fahrradstraßen werden.

Allerdings nütze das Ganze nur etwas, wenn alle Verkehrsteilnehmer erkennen, dass dort andere Regeln gelten. "Andere Städte haben dafür riesige Banner an Bauzäunen aufgehängt", sagt SPD-Stadtrat Schuster.

Auch Andreas Schön vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) begrüßt die Maßnahme in der Blutenburgstraße zwar, sagt aber auch: "Die Stadt müsste mehr tun, damit Autofahrer verstehen, dass die Radler hier Vorfahrt haben."

"Autos sind hier nur zu Gast" - solche Schilder stehen in den Niederlanden in Fahrradstraßen, sagt Schön. "Das müssten die Münchner Autofahrer auch erst noch begreifen." Dafür müsste die Stadt aus seiner Sicht verhindern, dass Autofahrer die Fahrradstraßen als Abkürzung verwenden - zum Beispiel, indem sie Poller aufstellt.

Damit sich die neue Fahrradstraße in Neuhausen so richtig als neue Radroute Richtung Innenstadt etabliert, müsste die Stadt weitere Maßnahmen ergreifen, findet Schön. Zum Beispiel sollte sie auch am Königsplatz an der Karlstraße mehr Platz für Radler schaffen.

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