Bilder vom Pfleger-Protestmarsch: Krank vor Sorge

Bei einem lautstarken Protestmarsch fordern die Pfleger am Dienstag eine Berufsvertretung. Dadurch hoffen sie vor allem auf bessere Bedingungen – für sich und die Patienten. Die AZ ist mitgelaufen.
Dass die Pfleger die Nase voll haben, kann man durch den ganzen Hofgarten hören. Etwa 1200 laufen am Vormittag vom Odeonsplatz über die Von-der-Thann-Straße bis vor die Staatskanzlei und lassen dem Kabinett, das sich gerade mit dem Entwurf für ein neues Pflegegesetz in Bayern beschäftigt, mit der Gewalt von ebensovielen Trillerpfeifen die Ohren klingeln.
Hauptanliegen: Die versammelten Kranken-, Alten- und Kinderpfleger wollen einen gemeinsamen Berufsverband mit verpflichtender Mitgliedschaft – um damit endlich eine Vertretung zu haben, die ihre gewaltigen Probleme im Arbeitsalltag gezielt anpacken und ihnen mehr Einfluss in der Politik verschaffen kann.
Wut über „Vereinigung der bayerischen Pflege“
Die Erfahrungsberichte der Demonstrierenden sind für sich genommen schon nicht erfreulich. Zwei Pflegerinnen, die sich um vierzig Patienten kümmern müssen. Da bleibt für den Einzelnen nicht viel Zeit, am Ende der Schicht sind die Pflegenden selbst am Ende. Hinzu kommt: All das klingt unangenehm vertraut – denn die prekäre Lage ist nicht neu. Schon lange beklagen die Pflegerinnen und Pfleger die Zustände in Heimen und Krankenhäusern.
Am Dienstag bringt die Pfleger besonders der aktuelle Kabinettsbeschluss zur Einrichtung einer „Vereinigung der bayerischen Pflege“ auf freiwilliger Basis auf die Palme und vor die Staatskanzlei.
„Da bietet uns Frau Hummel ein Placebo an – schöner Name aber keine Wirkung“, empört sich Rolf Höfert. Er hat 20 Jahre lang als Pfleger gearbeitet und ist heute Geschäftsführer des Deutschen Pflegerverbandes (DPV).
Der Pflegeberuf muss wieder attraktiver werden
Politische Unterstützung bekommen die Demonstrierenden am Dienstag von Margarethe Bause, Fraktionschefin der Grünen. Die tobt auf der Bühne angesichts der prekären Pflegebedingungen und des „bayerischen Sonderweges“, den das Kabinett gehen will. Die Pfleger seien bei der Demo „nicht nur für sich selbst, sondern auch für die immer mehr Menschen, die auf diese Arbeit angewiesen sind“ auf der Straße. Darum hoffe sie, dass dieses Gesetz nicht durchgehe.
„Ich arbeite seit 40 Jahren in der Pflege. Die meiste Zeit verbringe ich mit Löcherstopfen. Ich bitte Kollegen, ihren Urlaub zu verschieben, obwohl ich genau weiß, wie dringend sie ihn brauchen. Wir können nur noch uns und die Patienten durch den Tag retten. “, prangert Bettina Schmitkunz bei der Demo wütend an.
Und noch etwas soll die Pflegekammer bewirken: Der Beruf soll wieder attraktiver werden. Sonst fehlt dem dünnen Personal auch noch der Nachwuchs. Eine Demonstrantin warnt: „Ohne uns geht das Licht aus. Und es ist schon ganz schön dunkel“.