Biber-Schauen in der Fasanerie

Unverkennbar: Am Reigersbach in der Fasanerie ist ein Biber unterwegs. Die Anwohner sind begeistert - die AZ hat mit einem Biber-Experten gesprochen.
von  Myriam Siegert
Diesen Baum am Reigersbach hat ein hungriger Biber gefällt.
Diesen Baum am Reigersbach hat ein hungriger Biber gefällt. © Dagmar Breu

Feldmoching-Hasenbergl - "Bei uns in der Fasanerie ist der Biber los!“, schreibt AZ-Leserin Dagmar Breu begeistert – Beweisfotos einer beachtlichen Biber- Fäll-Aktion liefert sie gleich mit. Der Biber selbst habe leider nicht mit aufs Foto gewollt, schreibt sie.

„Aber er ist Tagesthema bei uns im Stadtteil. Es herrscht schon fast ein Biber-Tourismus. Ich finde es toll, wenn ein Biber einen ganzen Stadtteil in Bewegung versetzt.“

Der Biber in Feldmoching ist auch der neueste Fall, von dem Südbayerns oberster Biber-Berater Gerhard Schwab weiß – und er kennt die meisten Münchner Biber.

„Der prominenteste ist sicher der ,Monaco Franze’ an der Brücke beim Deutschen Museum“, sagt Schwab. „Der wohnt dort seit 15 Jahren und vermehrt sich auch.“ Auch im nördlichen Teil des Englischen Gartens, an der Würm in Pasing und in den Schlossparks von Nymphenburg und Schleißheim gebe es Biber.

„Wenn man Biberspuren sieht, heißt das nicht automatisch, dass der Biber dort wohnt“, erklärt Schwab. Solange ein Biber auf Reviersuche ist, ziehe er herum. Erst wenn er einen Partner gefunden hat, werde er sesshaft.

Eine Biberburg suche man oft vergeblich, der Biber wohne genauso gerne in Erdhöhlen an steilen Ufern – Hauptsache, es ist warm und trocken.

In der Stadt macht der Biber kaum Probleme, die meisten Menschen freuen sich an den großen Nagern mit den gelben Zähnen. „Im Englischen Garten nagt er manchmal Bäume an, die man erhalten will", sagt Schwab. "Die kann man aber leicht mit einer Drahthose schützen. Manchmal kollidiert der Biber mit der Verkehrssicherungspflicht der Kommunen: "Es kann natürlich sein, dass der Biber mal einen Uferweg unterhöhlt. Das kann man aber leicht ausbessern."

"Ansonsten spart uns der Biber bei der Gehölzpflege viel Arbeit“, sagt Schwab. "Die Menschen machen da viel mehr weg." Biber nagen auch an kleinem Gesträuch, im Sommer fressen sie gerne Gras und Kräuter.

So auffällige Fraßspuren wie in der Fasanerie finden sich deshalb fast nur im Winter, wenn der Biber an die feine Rinde der zarteren Zweige heran will. „Weil er nicht klettern kann, fällt er den Baum eben“, sagt Schwab.

Biber sind streng geschützt. "Aber wenn er übertreibt, dann darf man ihm auch auf die Pfoten hauen", sagt Schwab. Das heißt: Wenn der Nager wirklich gravierende Schäden anrichtet und keine Präventivmaßnahmen möglich sind, darf man gegen ihn vorgehen. "Momentan werden die dann geschossen", sagt Schwab. 1000 waren es 2012. Etwa 16.000 Biber gibt es in Bayern. Zum Umsiedeln der Tiere sei nirgendwo mehr Platz, sagt Schwab.

Das liegt auch daran, dass der Biber zäh ist: "Die meisten Tierarten sterben aus, wenn der Mensch die Umwelt verändert", sagt Schwab. "Dem Biber macht das nichts."

Außerdem habe er keine natürlichen Feinde. Selbst in den Zeiten von Wolf, Luchs und Bär sei der Biber immer recht sicher gewesen - auch weil er kraftvoll zubeißen kann. "Ein schlauer Luchs lässt einen Biber in Ruhe", sagt Schwab. "Mit einem kaputten Bein kann er nicht mehr jagen."

Auch an den Menschen gewöhne sich der Biber recht schnell, sagt Schwab. "Am Anfang ist er vorsichtig und haut ab, aber dann ist er nicht mehr sehr scheu."

Möglich also, dass der Biber in der Fasanerie beim nächsten Mal doch fürs Foto posiert.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.