Berduxstraße: Das Warten auf den S-Bahnhof

München - Frieder Vogelsgesang ärgert sich mächtig. Und zwar wurmt den CSU-Politiker und Chef des Bezirksausschusses (BA) von Pasing-Obermenzing, dass eine S-Bahnstation immer noch nicht gebaut wird. Die S-Bahnstation "Berduxstraße" soll an der S2 liegen, zwischen den Stationen Laim und Obermenzing. So sollen die Anwohner des neuen Stadtquartiers an der Paul-Gerhardt-Allee eine bessere Anbindung an die Stadt bekommen.
Nicht der Streit und nicht die Argumente der gegnerischen Seite ärgern ihn. Vogelsgesang kritisiert, dass eigentlich längst alles beschlossen sei, es aber trotzdem nicht vorangehe: "So etwas raubt mir sukzessive die Nerven", sagt der 60-Jährige.
Im Jahr 1979 gab es die erste Debatte zur neuen Haltestelle
Eigentlich sei seit Juli 2022 alles geklärt: Damals hatte die Stadt München beschlossen, sich zu 50 Prozent an der Finanzierung zu beteiligen. Gewissermaßen ein Zugeständnis. Denn für den Bau von S-Bahnstationen sind prinzipiell die Deutsche Bahn und der Freistaat Bayern zuständig. Dessen Bedingung, das Projekt voranzubringen, war, dass sich die Stadt beteiligt. Weil die Haltestelle große Bedeutung für München habe. Dem hat die Stadt im Sommer 2022 zugestimmt.
Worüber wird nun noch verhandelt? "Das frage ich mich auch", sagt Vogelsgesang. Besonders brisant: Laut Unterlagen von Vogelsgesang, gebürtiger Obermenzinger und seit 2008 im BA, wurde bereits 1979 das erste Mal über eine solche S-Bahnstation debattiert. Immer wieder wurde das Projekt aufgeschoben. Für Vogelsgesang verfestigte sich über die Jahre der Eindruck, dass das Projekt nicht ernst genommen werde. "Da werden Sachen von einem Schreibtisch zum nächsten durchgereicht."
Freistaat sieht Bau von Unterführung als Problem
Auf AZ-Nachfrage äußert sich das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr folgendermaßen: "Offen ist derzeit insbesondere noch, wie eine von der Landeshauptstadt München beabsichtigte Erweiterung der Zugangsanlage zur S-Bahnstation Berduxstraße hin zu einer durchgängigen Fuß- und Radwegeunterführung berücksichtigt werden kann." Offensichtlich hakt es also am Bau einer Unterführung.
Aufseiten der Stadt gebe es laut Staatsministerium noch Klärungsbedarf. Erst dann könne es zur Planungsvereinbarung zwischen Freistaat und Deutscher Bahn kommen. Für Letzteres gebe es bereits einen Entwurf, der angestrebt wird, sobald sich Stadt und Freistaat einigen.
Frieder Vogelsgesang: "Es braucht einen Willen"
Vogelsgesang lässt diese Nachricht kalt: "Da ist mir immer noch zu viel Konjunktiv drin. Entwürfe bringen nichts. Wir fordern, dass ganz konkret mit den Planungen begonnen wird." Die neueste Forderung des BA an die Stadt lautet: Das Projekt soll unabhängig von den Verhandlungen ausgeschrieben werden. Außerdem solle der Bezirksausschuss alle drei Monate über den Fortgang des Projekts informiert werden. Vogelsgesang will richtig Druck machen. "Für mich ist das Verhalten der Verantwortlichen ein Indiz, dass nichts richtig gewollt wird. Ich bin selbst Architekt, ich weiß, dass so ein Projekt geht, wenn man es will. Es braucht einen Macher."
Vogelsgesang arbeitet neben seinem Ehrenamt im BA seit 2018 als Sachgebietsleiter für die staatlichen Bauämter in Oberbayern, ist dort zuständig für den Hochbau. Und weil S-Bahn-Haltestellen zum Tiefbau gehören, weist er Vorwürfe der Befangenheit zurück. An der Ausschreibung oder der Vergabe des Projekts sei er nicht beteiligt. "Ich bin nicht befangen, ich bin betroffen. Mir geht es um die Belange der Bürger."
Vogelsgesang ärgert sich auch deswegen so, weil fraktionsübergreifend Einigkeit darüber bestehe, dass der Bau der Station sinnvoll sei. Vogelsgesang selbst geht es bei dem Projekt um die Verkehrswende. Dafür brauche es Angebote, keine Verbote.
Verkehrsanbindung für Bewohner lässt zu wünschen übrig
Mittlerweile wohnen in dem Neubaugebiet bereits mehrere Tausend Menschen. "Wie in einer Blase, ohne Auto keine Chance", sagt Vogelsgesang. "Und dass, obwohl sogar in Verkaufsprojekten für die Wohnungen hier mit einer geplanten S-Bahn-Haltestelle geworben wird."
Mit dem neuen Beschluss und den Forderungen des Bezirksausschusses hofft er, dass es nun endlich vorangeht.