Bar Garcon: Ein guter Junge
Altstadt - Das „Garçon“ an der Utzschneiderstraße ist keine Bar, die sich aufdrängt: Ein großes Fenster, eine Glastür, ein kleines Fähnchen mit dem Namen der Bar, das muss genügen. Es kann leicht passieren, dass man aus Versehen an dem Laden vorbeiläuft, so unscheinbar fügt er sich in die Fassaden der kleinen Straße ein. Das ist dann aber sehr schade. Denn dieser Bub ist einen Besuch wert.
Bub und Kellner, diese beiden Bedeutungen hat das französische Wort „garçon“. Auf den Inhaber der Kneipe, Mario Messig, trifft im weitesten Sinne beides zu. Schließlich ist er mit seinen 27 Jahren ein recht junger Kellner.
Messig hat Architektur studiert. Für den hochgewachsenen Mann mit Pferdeschwanz war die Vorstellung, jeden Tag zehn Stunden am Schreibtisch zu sitzen, jedoch wenig attraktiv. In der Gastronomie hat er schon in der Studienzeit gearbeitet und festgestellt: „Ich bin gerne Gastgeber.“ Das Architekturstudium hat sich im „Garçon“ trotzdem niedergeschlagen: in der schlichten Eleganz der Einrichtung.
Hier kann man den Tag ausklingen lassen
Der Tresen besteht aus zwei großen Marmorplatten, die Alkoholica stehen in einem hohen Holzregal.
Es gibt wenige Tischchen und Sessel, Typ 50er, 60er Jahre, aber nicht verstaubt. Die Hocker, alle dasselbe Modell, hat Messig in ganz Bayern gebraucht gekauft. Diese Mischung aus Selbstgemachtem, Gebrauchtem und Stilbewusstsein macht es, dass das „Garçon“ stylisch ist, aber nicht kalt und anonym. „Ich wollte einen Ort schaffen, der familiär ist, an dem man reden kann“, sagt Messig. Die Musik, die von einem einzelnen Plattenteller kommt, ist deshalb nicht zu laut. Die Öffnungszeiten eher auf den ersten Teil einer Ausgehnacht ausgerichtet. Ins „Garçon“ kommt man auf einen Drink vorbei, wenn der Tag im Büro vorbei ist oder bevor man das Tanzbein schwingt. Dazu passt die Getränkekarte. Messig serviert Drinks ohne Schirmchen, Saft und Schnickschnack. Man bekommt Klassisches, etwa einen Old Fashioned (8,50 Euro) oder Negroni (8 Euro).
Wer ein bisserl mehr experimentieren will, kann sich an Messigs Weiterentwicklungen wagen, etwa den Salt Fashioned (10,50 Euro), mit Bitterspirituosen, Scotch, Salz und Ahornsirup oder den Chesterfield (10 Euro), den Messig aus Mezcal, rotem Wermut, Amaro Averna und Bitterspirituosen anrührt.
Natürlich gibt’s im „Garçon“ auch Bier (etwa das Mittenwalder, 0,33, 3,50 Euro) oder Wein (wechselnde Sorten und Preise) zu trinken, besonders wird Messigs Bar jedoch durch seine hausgemachte Cuvée aus verschiedenen Wermut-Sorten oder den Karadmom-Wodka, den er selbst ansetzt.
Das Schlimmste, was einer Bar passieren kann, sagt Messig, ist, dass sie keinen Gesprächsstoff bietet. Schon allein diese Ost-Fernost-Alkoholmischung sorgt dafür, dass dem nicht so ist.
Utzschneiderstraße 4, Di–Do 17–1 Uhr, Fr–Sa 17–2 Uhr bar-garcon.de
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