Bangen in Solln: Landschaftsschutz versus Wohnraum

Solln - Im Münchner Süden, dort wo einst Siemens seine Werke hatte, soll ein großer Landschaftspark mit dem Namen "Isar Solln" entstehen. Das beschloss der Stadtrat vor Kurzem. Anwohner und Lokalpolitiker setzen sich seit Jahren dafür ein, dass die Ackerflächen nicht bebaut werden. Warum können sie sich trotzdem noch nicht freuen?
Einer der Aktivsten heißt Wilfried Buchsteiner, er ist der Sprecher der Interessensgemeinschaft "Ü60-aktiv". Vor fünf Jahren zog er in eines der neuen Hochhäuser mit der außergewöhnlichen Fassade, die bei der S-Bahnhaltestelle Siemenswerke in den Himmel ragen. Damals hörte der heute 67-Jährige davon, dass aus den Feldern vor seiner Haustür womöglich ein neues Wohngebiet entstehen soll.
Der Antrag ist inzwischen vom Tisch
Zwischen der Siemensallee und der Wolfratshauser Straße, östlich und westlich der Bahntrasse, wollten CSU und SPD Wohnungen bauen. 2019 stellten beide Parteien einen entsprechenden Antrag. Der ist inzwischen vom Tisch. Doch gesichert sei das Gebiet noch lange nicht, meint Buchsteiner.
Der Plan ist nicht neu
Denn der Plan, die südlichen und östlichen Flächen beim Siemens Sportpark schützen zu lassen, ist nicht neu. Bereits 1993 beschloss der Stadtrat, einen Landschaftspark zu schaffen. Doch danach passierte so wenig, dass die Stadt das Verfahren, das sie damals begann, nun von vorne beginnen muss. "Das alles ist ein grandioses Déjà-vu", sagt Buchsteiner.
Entsteht dort eine Streuobstwiese?
Freuen will er sich erst, wenn auf die Worte Taten folgen und der Beschluss wirklich durchgesetzt ist. Selbst dann gibt es aus Buchsteiners Sicht noch viel zu tun. Denn aus dem Acker sollte am besten eine Streuobstwiese werden, findet er. Doch dann müsste die Stadt die Flächen erst einmal kaufen.
Die Eigentümer spekulieren
Auch der Chef des örtlichen Bezirksausschuss Ludwig Weidinger (CSU) betont, dass nun erst einmal ein altes Verfahren neu begonnen wird. "Es hängt jetzt von den Einsprüchen ab - zum Beispiel von denen der Grundstückseigentümer", sagt er. Denn die Aussicht, aus einem Acker ein Wohngebiet zu machen, sorgte offenbar bei so manchem Eigentümer für Spekulation.
Nötig seien die Grünflächen auch, weil ohnehin bald noch mehr Menschen auf dem Siemensgelände leben sollen, sagt Weidinger. 1.370 Wohnungen sind dort geplant.