Bakterien-Alarm im KVR!
München - Die Nachricht wird gehandelt wie eine geheime Kommandosache. Auch einen von der Stadt selbst verlangten Aushang für „alle Nutzer des Hauses“ gibt es nicht – für den Legionellen-Alarm im Kreisverwaltungsreferat. Die Brutstätte der gesundheitsgefährdenden Bakterien ist in den Wasserleitungen, den Duschen und in der Cafeteria.
„Die Überschreitungen der zulässigen Konzentrationen sind mittel bis hoch“ bestätigt eine Sprecherin des städtischen Gesundheitsreferats (RGU) der AZ. In einem Informationsblatt der Stadt heißt es zu dieser hohen Belastung mit den Bakterien: „Damit besteht eine ernstzunehmende Gefährdung der Gesundheit der angeschlossenen Verbraucher, so dass Maßnahmen zur Klärung der Belastungshöhe, zur Infektionsprävention und zur Reduktion der Keimbelastung erforderlich sind.“
Legionellen machen krank – aber nicht jeden. Sie können das Pontiac-Fieber auslösen, das einem grippalen Infekt ähnelt. Oder aber die Legionärskrankheit – mit schwerer Lungenentzündung und hohem Fieber, mit der man häufig im Krankenhaus landet. Die wird im Durchschnitt 20 Mal im Jahr in München gemeldet.
Legionellen werden erst gefährlich, wenn man sie über zerstäubtes Spritzwasser einatmet oder sich beim Trinken verschluckt. Das Trinken von verseuchtem Wasser soll dagegen ungefährlich sein.
Die häufigste Reaktion bei Legionellenbefall: Duschverbote. „Im Schnitt gibt es ein bis zwei Duschverbote pro Woche in München“, sagt die Sprecherin des RGU.
Bei den gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchungen wurden voriges Jahr im gesamten Kreisverwaltungsreferat zum Teil massive Überschreitungen gemessen. Die am stärksten belasteten Bereiche sind die zehn Duschen, die vor allem zum Fitness-Bereich gehören, und die Cafeteria – wo das Essen zubereitet wird. Die Hausmeisterwohnung sei nicht betroffen, behauptet das KVR. Dennoch wird sie zum Schutz vor Legionellen mit einem Boiler umgerüstet. Als erstes gab es auch im KVR ein Duschverbot. Zudem wurden die Wasserleitungen mehrmals heiß durchgespült. Aber das brachte keinen Erfolg. Die Quelle wurde damit nicht beseitigt.
Die Keimzelle für die Legionellen sind die vor Jahren stillgelegten Wasserleitungen. In den toten Leitungen haben sie ideale Bedingungen und können sich ungestört vermehren. In solchen „Totleitungen“ wächst der Biofilm gegen die Fließrichtung in den Hauptstrang. So kommen die Keime in das Frischwasser und verseuchen es im ganzen KVR.
Weil diese „Totleitungen“ nicht durchgespült werden können, müssen sie jetzt mit großem Aufwand komplett entfernt werden. In einem zweiten Schritt wird das Warmwasser von der heute zentralen Aufbereitung auf dezentrale Boiler umgestellt, so das Kommunalreferat gegenüber der AZ. Durch eine Legionellenschaltung in modernen Boilern könne so die Gefahr ausgeschlossen werden, sagen Fachleute. In den Duschen wurden bereits Spezialfilter eingebaut. Seitdem dürfen sie wieder genutzt werden.
Die Stadt kam in diesem Fall ihrer eigenen Informationspflicht nicht nach. In einem Infoschreiben heißt es, dass die Nutzer im Haus „über den Legionellennachweis und die Verhaltensregeln schriftlich in Kenntnis zu setzen sind“.
Seit dem Jahr 2011 müssen Hausbesitzer große Warmwasseranlagen (ab 400 Liter) untersuchen lassen. Seitdem ist bekannt: Die Legionellen sind in ganz München eine Gefahr.
Bisher sind nach Auskunft des Gesundheitsreferats rund 5000 große Warmwasseraufbereitungsanlagen gefunden worden, die von Legionellen befallen sind.
In diesem Jahr seien in München 23 Legionellenfälle gemeldet worden. Darunter ist auch die Sporthalle des TSV Allach. Dort herrscht noch bis Dezember Duschverbot.
Im vergangenen Jahr war bereits das Rathaus am Marienplatz betroffen: Duschverbot in den Bädern der Bürgermeister.
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