Bahn plant Brenner Nordzulauf um: Dialog-Versuch in Daglfing
Daglfing - Für den ganz normalen Bürger sind die Zusammenhänge kaum zu verstehen, nach welchen die Deutsche Bahn (DB) den künftigen Brenner-Nordzulauf plant. Grundlage sind die Zahlen des Bundesverkehrswegeplans 2030, neuere Daten, die zwischen Deutschland, Italien und Österreich abgestimmt und von der EU bestätigt wurden, fließen nicht ein. Laut EU werden künftig 256 Güterzüge täglich mit 100 Stundenkilometern durch Wohngebiete im Münchner Osten brausen und damit 117 mehr als im Verkehrswegeplan prognostiziert.
Die Bürgerinitiative TDKS hat eine alternative Trassenvariante weitab der Wohnbebauung entwickelt, dafür müsste die Kraftfahrzeug-Verwahrstelle an der Thomas-Hauser-Straße verlegt werden. Würde ein geeignetes Grundstück gefunden, wird die Bahn die Bürgervariante 2 dennoch nicht in die Überlegungen aufnehmen.
Die zuständige Planerin Michelle Dewald stellte bei einem Pressegespräch am Montag klar, dazu habe man keinen Auftrag. Grundlage sei der Verkehrswegeplan 2030 und die Variante 1, das Projektteam habe keinen Spielraum. Die Planungen für das Bahnausbauprojekt Daglfinger und Truderinger Kurve sind nahezu abgeschlossen.
Es wird teilweise unterirdische Verbindungen geben
Nun soll erneut eine Informationskampagne für die Öffentlichkeit gestartet werden, es hat sich einiges geändert. An einigen Stellen rücken laut Dewald die Gleise um sieben Meter von der Wohnbebauung ab, an anderen gibt es zusätzliche, teils unterirdische Verbindungen, um Personen- und Güterverkehr zu trennen.
Neue Überführungen für Fußgänger und Radler werden gebaut, so dass diese von Trudering bis zur Grasbrunner Straße komfortabel passieren können. Künftig werden die Züge auf einem sechs Meter hohen Brückenbauwerk - Schallschutzwände nicht mitgerechnet - die Kfz-Verwahrstelle überqueren.
Weil dann der geplante Fußballplatz des ESV München Ost nur schwer erreichbar wäre, wird eine Unterführung errichtet. Die Daglfinger und Truderinger Kurve werden direkt mit dem Umschlagbahnhof in Riem verbunden.
Hohe Schallschutzwände kündigte Dewald für die Riemer Ilse-von-Twardowski-Grundschule an, die wie das Seniorenheim Luise-Kiesselbach-Haus, unmittelbar neben den Gleisen liegen. Weil das Hüllgraben-Dreieck zwischen Daglfing und Trudering teils schützenswertes Biotop ist, muss der Hachinger Bach fünf Kilometer verlegt werden.
Erst fließt er nach Süden, dann nach Osten und knickt beim Planungsgebiet Heltauer Straße wieder nach Norden ab. Neu auch - die Schatzbogenbrücke wird nicht abgerissen und stückweise verbreitert, Enteignungen an der Heltauer Straße soll es nicht geben.
Paradoxes gibt's auch: Ein Grundstück an der Thomas-Hauser-Straße hat die Bahn an einen Stuttgarter Bauträger verkauft, obwohl sie es dringend selber braucht. Jetzt ist Baurecht drauf, der Rückkauf wird wohl teuer. Offenbar weiß auch bei der DB manchmal eine Hand nicht was die andere tut.
Eingereicht werden die Pläne erst in mehr als einem Jahr
2024 will Michelle Dewald die Pläne für die Truderinger Kurve einreichen, das Anhörungsverfahren zur Schaffung von Baurecht soll beginnen. Auch für die Daglfinger Kurve geht's ins Verfahren.
Die Bahn lädt Anwohner und Interessierte am Donnerstag zum Bürgerdialog und virtuellen Infoabend ein von 17.30 bis 19 Uhr. Einwahl über den Link db-buergerdialog.de
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