Bagger gegen Igel: Naturschützer greifen ein
Die Tiere haben sich zum Winterschlaf auf das brach liegende Grundstück zurückgezogen. Die anrückenden Bagger würden sie töten. Aktivisten greifen ein.
Berg am Laim - Die Arbeit ist hart. Es ist kalt an dem großen, zum Teil mit Bäumen und Büschen bestandenen Grundstück an der Ecke Hansjakob-/Roßsteinstraße. Zwei Grad über null, der Berg am Laimer Bund Naturschutz-Ortsgruppenvorsitzende Wolfgang Laufs und seine vier Helfer stapfen, ausgerüstet mit Rechen und Spaten, durch den Matsch.
Ihr Ziel: Sie wollen möglichst alle Igel finden, die sich auf dem bisher geschützten Grundstück zum Winterschlaf zurückgezogen haben. Denn wenn die Bagger anrücken, haben die Tiere keine Chance mehr. Laufs: "So weit ich weiß, ist das Projekt bisher bundesweit einmalig."
Schon am Dienstag rückte die erste Igelsuch-Kolonne an, schaufelte und grub im Gebüsch, lichtete das Unterholz. Das Ergebnis war noch nicht überwältigend: "Wir haben zwei Tiere gefunden", so Wolfgang Laufs. "Aber es müssen wesentlich mehr da sein - 40 bis 50."
Die Igel vergraben sich zum Winterschlaf im lockeren Erdreich und unter Laubhaufen. Vorsichtig entfernen die Helfer die Deckschichten, um ja keines der Stacheltiere zu verletzen. "Das ist unheimlich schwierig", so der Ortsgruppenvorsitzende. "Die schlafen noch bis Ende April - aber so lange können wir nicht warten."
Seit eineinhalb Jahren wird der Igel-Einsatz vorbereitet. Damals erfuhr Laufs beim Bezirksausschuss von den Bauplänen - und mahnte gleich den Igel-Schutz an. "Dann fangt sie doch einfach ab", war die eher flapsig gemeinte Antwort. Und das setzte sich bei Wolfgang Laufs fest.
Die "eingefangenen" Igel werden in Kisten zum Tierschutzverein gebracht, dort schlafen sie zunächst weiter, dann werden sie zum Auswildern an Tierfreunde abgegeben. Ehe im Herbst der zweite Bauabschnitt auf der riesigen Fläche startet, wird Laufs mit seinen Helfern noch einmal auf "Igel-Jagd" gehen.
Dann aber ohne zu frieren.
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