Badesee, Pferde, Parkplätze: Der Traum der Grünen von München Nordost
München - Sie lieben das schöne, grüne und große Stück München, das jetzt zur Disposition steht: Östlich der Linie S8 lässt es sich im ruhigen Johanneskirchen, Englschalking und Daglfing am Sonntag super radeln, findet Grünen-Stadtrat Herbert Danner. Katrin Habenschaden, die Grünen-Fraktionsvorsitzende, ist früher geritten. Die Pferdefreundin fährt jetzt raus nach Daglfing, wenn Messe ist: "Pferd International".
Am 16. Januar befasst sich der Planungsausschuss des Stadtrats mit der "Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme" (SEM) München Nordost: Es geht um eine Freifläche von 600 Hektar. Die Grünen haben das Papier hinterfragt.
Sie schlagen jetzt vor...
- Nur 100 Hektar davon zu bebauen (die Stadt möchte 50 Hektar mehr versiegeln).
- Zuallererst wollen sie schützenswerte Flora und Fauna erhalten: am alten Bahndamm in Johanneskirchen, am Bächlein Hüllgraben, der durch das zukünftige Neubaugebiet für mehr als 25.000 Menschen plätschert oder im wuchernden Grün im Inneren des großen Ovals der Trainingsbahn für Trabrennpferde und Galopper.
- Nach dem Vorbild "Riemer See" soll das neue Quartier einen Badesee bekommen (Achtung: parkplatzfrei). Landwirtschaft und Pferdesport sollen etwas Raum abgeben, aber ihren identifikationsstiftenden Platz im Münchner Osten behalten.
- "Die Anwohner wehren sich gegen neuen Verkehr, nicht gegen neue Nachbarn", sagt Katrin Habenschaden. Deshalb fordern die Rathaus-Grünen, im Nordosten konsequent ein "autofreies Stadtquartier" zu konzipieren. Der Plan der Stadt sieht noch zentral ausgebaute Straßen vor, eine Nord-Süd- und eine Ost-West-Achse. Die Grünen möchten stattdessen klug eine lebendige Mini-Stadt der kurzen Wege planen: mit Läden in den Erdgeschossen und mit allem, was die urbanen Bewohner für ihren Alltag brauchen.
- Wien macht es vor: Am früheren Flughafen ist gerade ein autofreies Quartier entstanden: "Mit hervorragenden Rad- und Fußwegen. München hat mindestens 33 Prozent autofreie Haushalte. Wir könnten welche für die Wohnungen hier akquirieren", so Stadtrat Paul Bickelbacher. Die Idee dahinter: Ohne Tiefgarage zu bauen sei weit billiger. Notwendige Autos könnten am Rande des Quartiers gesammelt geparkt werden.
- Kompakt, urban, grün, nahmobil und bezahlbar: Für die rund 11.000 Wohnungen plädieren die Stadtrats-Grünen für eine Kombination von geförderten, städtischen und genossenschaftlichen Wohnungen, die dauerhaft preiswert sind – mit fünf bis acht Stockwerken.
- Die Tram-Linie 19 sollte vom S-Bahnhof Berg am Laim in das Quartier verlängert werden. Auch die U4 vom Arabellapark. Paul Bickelbacher mahnt: "Das müsste passieren, bevor in zehn Jahren erste Siedlungen entstehen."
- Themen:
- Katrin Habenschaden
- Verkehr