BA Thalkirchen: Rechte Seilschaften im Süden

München - "Der Vater des Autors war bis zum 8. Mai 1945 Offizier der Luftwaffe. 15 Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches war auch der Sohn Soldat", so beginnt der Klappentext zu einem Buch, das das neue Mitglied des Bezirksausschusses Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, Bernd Harald Beckmann, verfasst hat.
Das Buch ist 2019 im NPD-nahen Verlag "Nation & Wissen" mit Sitz im sächsischen Riesa erschienen. Das alles ist kein Zufall, denn auch Beckmann hat eine rechtsextreme Vergangenheit.
BA-Mitglied war bei Republikanern aktiv
Viele Jahre lang war der 81-Jährige bei den Republikanern aktiv, als Mitglied im BA und Mitarbeiter von früheren REP-Stadträten. Die Partei, einst von stramm rechten ehemaligen CSU-Mitgliedern gegründet, wurde vom Verfassungsschutz wegen ihrer extremistischen Positionen beobachtet. Die Republikaner haben inzwischen gegenüber der NPD an Bedeutung verloren. 2003 kandidierte Beckmann zuletzt für die Republikaner im Wahlkreis Altstadt-Hadern bei der Landtagswahl.
Ein Jahr zuvor hatte er den "Appell für Pressefreiheit" der Wochenzeitung "Junge Freiheit" unterzeichnet. Sie gilt als Sprachrohr der Neuen Rechten und wird hauptsächlich von weißen Männern um die 60 gelesen.
BA-Mann Beckmann gründete "Pro München"
Im Jahr 2006 gründete er mit anderen Aktivisten aus der rechten Szene den Verein "Pro München". Dort übernahm er als Beisitzer die Zuständigkeit für die Kasse, hielt Vorträge und trat als Pressesprecher auf.
Im politischen Programm der selbst ernannten Bürgerinitiative, das nach Angaben von antifaschistischen Recherche-Netzwerken hauptsächlich von Beckmann stammen soll, stehen antisemitische Äußerungen neben rassistischer und islamophober Hetze. "NPD-Vertreter sind bei Pro München seit Beginn aktiv, der Sprecher Jürgen Schrembs ist zum Beispiel gleichzeitig Mitglied im NPD-Landesvorstand und Autor der Parteizeitung Deutsche Stimme", sagt ein Sprecher der Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München (Firm).
Auch fürs Rathaus kandidierte Beckmann schon
Pro München wollte bei der Kommunalwahl 2008 vor allem mit den Themen Zuwanderung, Moscheebau in Sendling, Ausländergewalt und Schwulenfeindlichkeit punkten. Die Initiative diente als Sammelbecken für rechte Akteure. Bei der Wahl erhielt Bernd Harald Beckmann (Listenplatz 2) mit Pro München allerdings nur 0,9 Prozent der Stimmen und damit kein Mandat im Münchner Rathaus – im Gegensatz zur Bürgerinitiative Ausländerstopp (BIA), der NPD-Tarnliste mit ehemaligen Gründungsmitgliedern von Pro München. Nach der Wahl hörten die Reibereien innerhalb der Initiative nicht auf. 2009 spaltete sich die Fraktion "Pro Bayern" ab, unter ihnen auch Beckmann. Gemeinsam mit NPD-Mann Stefan Werner* setzte Beckmann seinen rassistischen und islamfeindlichen Kurs dort weiter fort. Politisch blieben beide recht erfolglos, so dass sich sowohl Werner als auch Beckmann immer wieder neuen rechten Splittergruppen wie etwa Pegida München anboten.
Jetzt für die AfD aktiv - und Nachrücker im BA
Mittlerweile tritt Beckmann als Funktionär der Alternative für Deutschland (AfD) auf. "Der große Kreisverband München-Süd pflegt einen offenen Umgang mit den extrem rechten eigenen Positionen und zeigt keine Berührungsängste zu anderen Akteur der extremen Rechten", sagt der Firm-Sprecher.
In den BA 19 hätte er es eigentlich trotzdem nicht geschafft. Die AfD erhielt dort zwei Mandate. Beckmann trat auf Platz 5 der Liste an. Da Andrea Schmidt ihren Sitz nicht wahrgenommen hat, rückt Beckmann nun nach.
AfD gegen Wenngatz als Rechtsextremismus-Beauftragte
In der konstituierenden Sitzung des BAs hat sich die AfD-Fraktion, bestehend aus Bernd Harald Beckmann und dem Vorsitzenden des AfD-Kreisverbands München Süd Jörg Schäfer, zurückgehalten. Nur bei der Wahl der Rechtsextremismus-Beauftragten haben die AfD-Männer sich zu Wort gemeldet. Sie sprachen sich gegen die Besetzung von Micky Wenngatz (SPD) aus.
Die Stadträtin und Stadtteilpolitikerin hat dieses Verhalten nicht überrascht. Sie ist unter anderem Vorsitzende des Vereins "München ist bunt" und setzt sich seit Jahren gegen Rechts ein. "Im BA haben wir uns schon vor der Wahl darauf verständigt, dass uns die AfD keine Mehrheiten besorgen darf. Das wollen wir künftig beibehalten", sagt sie.
*Klarstellung: Herr Stefan Werner legt Wert auf die Feststellung, „zu keiner Zeit Angehöriger der NPD“ gewesen zu sein. Tatsächlich war er lediglich Kandidat auf der Liste der NPD für die Bundestagswahl 2005
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