BA-Chef Alexander Miklosy: Die Isar ist manchmal ein Schandfleck
Alexander Miklosy (63), Diplom-Forstwirt und Vorsitzender des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, beantwortet den Stadtviertel-Fragebogen der AZ.
Was schätzen Sie am Viertel?
* Innenstadtlage
* Isar
* kleine Geschäfte
* kulturelle Vielfalt
* Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben, da selbst in einer Partnerschaft lebend
* Alle Kirchengemeinden, die ihre Religionsgemeinschaften zur Diskussion anregen; das gilt für alle Großen und Kleineren
* Bahnhofsviertel mit seiner Vielfalt
* Alter Südlicher Friedhof – (bitte diese historische Bezeichnung verwenden!)
* Feste: Glockenbachfest und Oktoberfest
Wo gibt es Probleme?
* Bezahlbarer Wohnraum
* Verkehr (auch Parkplatz)
* zu wenige Radwege
* zu viel Feiern im öffentlichen Raum
Was ärgert Sie ganz konkret?
Rücksichtslosigkeit. Beispiel Gärtnerplatz: Wenn es Menschen gibt, die die Nachtruhe der anderen nicht einsehen wollen. Es ärgert mich konkret, dass man dies erst noch den Menschen beibringen muss. Es sollte Aufgabe der allgemeinen Erziehung sein.
Welches Vorurteil über das Viertel nervt Sie am meisten?
Schwules Ghetto. Das ist maßlos übertrieben und hat noch nie gestimmt.
Beim Bahnhofsviertel: Glasscherbenviertel. Das ist dem Viertel gegenüber despektierlich. Seine Funktion mit den kleinen Geschäften, der kulturellen und religiösen Vielfalt hat eine wichtige Aufgabe für die ganze Stadt. Aber nicht nur darin: Tausenden Arbeitsplätze und soziale Angebote runden das Bild ab. Hauptbahnhof mit seinem Tor zur Stadt sollte in der Wahrnehmung in den Köpfen der Menschen symbolisieren: Herzlich willkommen, werte Gäste!
Was sind die wichtigsten Projekte der nächsten Jahre?
Neubau Hauptbahnhof, Rodenstockbebauung, Planung Schlacht- und Viehhofgelände, Portalklinik, Umbau Bahnhof Sendlinger-Tor-Platz
Und was muss verhindert werden?
Weitere Gentrifizierung
Auf welche Veranstaltung im Stadtteil freuen Sie sich heuer am meisten?
Glockenbachfest, familiär und bunt. Nach meinem Geschmack: bestes Fest im Viertel
Jeder Ort hat einen „Schandfleck“. Welcher ist das in Ihrem Stadtteil?
Die Isar: Klingt zwar nach Widerspruch, ist aber nach lauen Sommernächten manchmal übersät mit Glasscherben. Ich schäme mich für diese Rücksichtlosigkeit. Dann leide ich mit den Kindern, Sonnenbadenden und Hunden. Sozusagen „Fremdschämen“
Angenommen, man dreht einen Film in Ihrem Stadtteil: Welches Genre und Thema würden am besten hierher passen? Und welche Schauspieler?
Das Thema Gentrifizierung bringt enorme Härten. Also Genre Spielfilm mit sozialkritischer Einstellung. Es trifft also nicht nur die sozial Schwachen, sondern zunehmend auch Normalverdiener, die sich das Viertel nicht mehr leisten können und dann noch mit Lärm belastet werden. Jörg Hube war für mich das Beispiel: Er wollte unbedingt bleiben, seine Familie nicht. Ein Fall von tausenden.
Für mich persönlich wären Michaela May und Senta Berger die von mir am meisten gelittenen Schauspieler. Die würde ich gerne im Viertel agieren sehen.
Haben Sie drei Tipps für Neulinge im Viertel?
* Ungefiltertes Bier im Paulaner am Kapuziner Platz
* Ein Besuch des Gärtnerplatztheaters, wenn man schon nicht Eintritt bezahlen will, dann das „open air“
* Die Landwehrstraße rauf und runter wandern mit offenen Augen: einmalige Vielfalt.
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