AZ-Spaziergang in München: Hadern zwischen alten Bauernhäusern und einem "Toaster"
München — Wer an Großhadern denkt, denkt meistens an das gleichnamige Klinikum. Und natürlich darf der "Toaster" auch beim AZ-Stadtviertelspaziergang nicht fehlen. Wenn wir ihn auch ganz ans Ende unserer Tour gestellt haben. Denn Hadern hat viel mehr zu bieten als Notaufnahme und marode Gebäude. In der Tat findet man in Großhadern noch richtig viel alte Bausubstanz.
Gleich zu Beginn des Spaziergangs kann man sich am alten Dorfkern erfreuen. Die erste schriftliche Erwähnung Haderns erfolgte im 11. Jahrhundert, heißt es von den Stadthistorikern. Es handelt sich dabei um eine Urkunde, die zwischen 1048 und 1085 datiert wird. Sie dokumentiert die Schenkung eines Gutes bei "haderun" an das Kloster Ebersberg durch die Edelfrau Imia.
Münchens Geschichte: In Hadern hatte Kurt Eisner seinen Wohnsitz
Der Name Hadern bedeutet übrigens "Bei den Leuten am Hart", Hart will dabei heißen "Wald". Und auch das liegt selbst heute nicht so fern, findet man im Waldfriedhof doch viele schöne alte Bäume. Und auch viele Straßennamen erinnern heute noch an die einst wilde Natur hier.
Historische Zeugnisse beschränken sich in Hadern übrigens nicht nur auf das alte Dorf. Immerhin hatte Kurt Eisner in Hadern für mehrere Jahre seinen Wohnsitz. Heute erinnert daran gar nichts mehr. Keine Tafel, keine Statue. Aber das Haus ist, keine Sorge, einfach zu finden. Viel Spaß beim Flanieren!

Station 1: Start im alten Dorfkern
Los geht es an der U-Bahn Großhadern und gleich mitten im einstigen Ortskern des Dorfes Hadern. An der Heiglhofstraße sieht man heute noch alte Bauernhäuser, die inzwischen freilich anders genutzt werden. An der Hausnummer 8 befindet sich beispielsweise der alte Heiglhof, an der Hausnummer 3 befand sich früher die Dorfschmiede.
Erwähnenswert ist auch die alte Dorfkirche Sankt Peter an der Hausnummer 10, ihr baulicher Kern stammt aus dem 14. Jahrhundert. An der Straße Am Wiesenhang geht es ostwärts, bis die Pfingstrosenstraße erreicht ist.
Station 2: Kleingartenidylle
Südliche Würmtalstraße, zwischen Sonnenblumenstraße, Pfingstrosenstraße und Orchisweg liegt die Kleinhaus-Kolonie München-Südwest. Architekt Franz Böttge prägte das Erscheinungsbild dieser Siedlung, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstand.

Die Häuser sollten erschwinglich, aber schön und mit Garten sein. In der Pfingstrosenstraße und im Pelargonienweg kann man heute noch Zeugnisse dieses Siedlungsprojekts sehen. Wer die stattlichen Häuser sieht, den wundert nicht, dass das Quartier bald den Namen Villenkolonie bekam.
Station 3: Historisch bedeutsam
In der Pfingstrosenstraße suchen Sie nun die Nummer 8, denn hier waren wichtige Personen der Zeitgeschichte zuhause. Von 1911 an lebte die Schriftstellerin Else Belli unter dieser Adresse, ein Jahr später außerdem Kurt Eisner, der zuvor aus Nürnberg nach München gezogen war.
Belli heiratete er 1917 standesamtlich. Eisner sollte in der Bayerischen Geschichte ein Jahr später eine tragende Rolle spielen. Er war der führende Kopf der Münchner Novemberrevolution und rief am 8. November 1918 das Ende der Wittelsbacher Monarchie und den "Freistaat" Bayern aus.

Am selben Tag wurde Eisner vom Arbeiter und Soldatenrat zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt. Nur kurze Zeit später, am 21. Februar 1919, wurde Eisner von Anton Graf von Arco auf Valley auf der Straße erschossen. Nicht in Hadern freilich, sondern nach dem Verlassen des Palais Montgelas in der heutigen Kardinal-Faulhaber-Straße.
Station 4: Der erste Waldfriedhof Deutschlands
Nach so viel Historie darf es ein bisschen Grün sein, oder? Folgen Sie der Pfingstrosenstraße nach Osten bis zu Ihrem Ende und erblicken schon die Mauer des Waldfriedhofs. Ein Eingang befindet sich an der viel befahrenen Würmtalstraße.
Eine genaue Wegbeschreibung würde in dem weitläufigen Areal nicht so viel Sinn ergeben. Orientieren Sie sich tendenziell nach Süd-Westen und erfreuen Sie sich an der Ruhe und dem alten Baumbestand auf dem Friedhof.

Dass der Waldfriedhof ihn hat, hat einen Grund: Das Areal hat die Stadt 1898 erworben, denn er fehlte für Münchens Tote an Platz für eine letzte Ruhestätte. Eigentlich war es zu dieser Zeit üblich, Bäume zu fällen und den Friedhof streng geometrisch anzulegen. Der damalige Stadtbaurat Hans Grässl entschied sich aber anders.
Er ließ die Bäume vorwiegend stehen und schuf idyllische Lichtungen. 1907 wurde der Waldfriedhof als erster seiner Art in Deutschland eröffnet. Sie können bis zum Friedhofsee im Südteil flanieren, da es aber noch ein Stückerl Weg ist, empfiehlt es sich, den Friedhof beim Ausgang Lorettoplatz zu verlassen.
Station 5: Pause im Biergarten
Vom Lorettoplatz aus orientieren Sie sich nach links und treten alsbald in eine schöne Parkanlage ein. Es geht geradeaus an einem Fußballfeld und Wiesen vorbei, bis Sie den Biergarten Waldheim erreichen. Bei schönem Wetter bietet sich hier eine Pause an. Schließlich ist der Hadern-Spaziergang kein kurzer!

Station 6: Klinikum Großhadern
Frisch gestärkt geht es aus dem Biergarten hinaus und dann die Heiglhofstraße hoch. An der Pfingstrosenstraße geht es links hinein, bis Sie das großflächige Areal des Klinikums Großhadern erreichen.
Der "Toaster" ist vielen Münchnern nicht gerade ein Begriff, wenn es um extravagante Architektur geht, allerdings sah man das in den 50ern, als die Planungen für das Klinikgelände durchgeführt wurden, noch ganz anders.

Damals gewann der Entwurf von der Architektengemeinschaft Schwethelm-Schlempp den ersten Preis. Nun gibt es bekannterweise neue Pläne für die Klinik.
Die Baustelle für das Neue Hauner ist auf jeden Fall schon abgesperrt. Aber da das noch dauert, kann man hier getrost einfach in die U-Bahn steigen und den Stadtviertelspaziergang hier beenden.
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