AZ-Spaziergänger: Sigi Müller über Internetbestellungen und lokale Geschäfte

München - Weihnachten ist ja nun vorbei – und es lagen sicher wieder viele nette Geschenke unter dem Christbaum. Viele dieser hübschen Sachen wurden dabei wahrscheinlich auch online bestellt. Ich muss zugeben, hin und wieder mache ich das auch – aber ich finde es anstrengend.
Bestelle ich bei einem großen Anbieter mit dem „A“, bekomme ich zunächst eine Mail, dass meine Bestellung eingegangen ist. Von Paypal dann die Info, dass bezahlt wurde, danach noch vom Unterlieferanten die Info, dass man sobald wie möglich meinen Auftrag ausführen werde. Dann noch eine Mitteilung, wenn das Packerl das Lager verlässt, dass die Ware unterwegs ist und wann sie voraussichtlich ankommt, dann noch eine, wann sie ziemlich genau ankommt, und dann, dass sie da ist. Danach die gleiche Botschaft vom Unterhandel, dass sie ja jetzt da sei – und dann noch die Frage: „Möchten Sie Ihren Einkauf bewerten?“ Eigentlich jetzt grad nicht.
Kunde spielt kostenlose Qualitätskontrolle der Unternehmen
Daher einige Tage später der drängende Hinweis: „Sie haben Ihren Einkauf noch nicht bewertet.“ Und dann noch Wochen und Monate später, dass man mich vermisst und ich doch wieder einmal bestelltechnisch vorbeischauen soll.
Puh. Jetzt habe ich zuletzt 1.000 Hundkotbeutel bestellt, da ich ja immer brav die Hinterlassenschaften meiner Hündin entferne. Doch jetzt geht’s erst richtig los, nun kommt noch die Werbung. Man kann ja nicht nur von Hundekotbeutel leben, und man braucht natürlich einen neuen Männerduft zu den Kotbeuteln, völlig klar, und überdies sollte man auch mal mit dem Donaudampfer bis Wien fahren – und ein Buch braucht’s ja auch wieder mal. Danke, nein, ich hab schon eins!
Ob mein Hundchen überhaupt eine Ahnung hat, wie viel Vorarbeit nötig war, damit ich jetzt ihr Geschäft vom Gras kratzen kann? Ob sie ahnt, dass wir alle, die wir einmal bestellen, die kostenlose Qualitätskontrolle der Unternehmen spielen sollen? Mein Tipp an die Online-Versender: Macht euren Job gut, dann brauchen wir den ganzen Schreibkram nicht – erst recht nicht für ein paar Hundkotbeutel.
Dank an alle örtlichen Händler
Jetzt möchte ich mich aber, stellvertretend für alle, bei denen ich das ganze Jahr über einkaufe, bedanken. Stellvertretend für die netten Bäckereiverkäuferinnen, die mir immer meine Semmeln einpacken und die mich jedes mal darauf hinweisen müssen, dass die Tüte jetzt ein Zehnerl kostet. Für die nette Metzgereifachverkäuferin mit der guten Wurst – für alle diese netten Menschen, bei denen ich wirklich gerne einkaufe und die mir keine Duhastnochnichtbewertetmahnung schicken.
So wie mein Lieblingsgitarrenladen in Haidhausen. Hier kann ich auch mal kommen, wenn nur eine Kleinigkeit an meiner Gitarre einzustellen ist, oder auch wenn ich nur ein paar neue Saiten brauche. Kann Neuigkeiten ausprobieren. So entdeckte ich vor einiger Zeit dort eine Guitalele, die ich im Internet sicher nicht gekauft hätte, da ich sie da nicht hätte spielen können. So probierte ich ewig rum und fand sie witzig. Natürlich wurde auch über die Stimmung des kleinen Instruments diskutiert und es machte Spaß, die Beute dann nach Hause zu tragen.
AZ-Stadtspaziergänger: Auf geht's zum Isartor - ins Valentin-Karlstadt-Musäum
Und immer, wenn ich kurz „Hallo“ sage, wird freundlich gelächelt und wir unterhalten uns ein bisschen. Für alles gibt es einen Rat, die Jungs dort kennen sich aus. Echte Fachleute halt.
Ganz ohne Mahnung, haste-noch-nicht-bewertet oder nervige Werbung. Danke dafür! Und danke auch dem Bäckermeister, dass er mir nicht nachts um 3 Uhr eine WhatsApp schickt, dass er jetzt mit dem Semmelbacken anfängt..
In diesem Sinne eine schöne Woche, Ihr Sigi Müller