AZ-Besuch im Fablab: Wo jeder Münchner kreativ werden kann

In der offenen Werkstatt "Fablab" im Münchner Westend finden Tüftler zusammen. Genauso können sich Kinder am 3D-Drucker ausprobieren oder einen Roboter programmieren.
von  Laura Meschede
Birgit Kahler teilt ihr Wissen über den richtigen Umgang mit den Maschinen mit Schulkindern. "Für mich ist es wichtig, dass Kinder möglichst früh anfangen, einen Zugang zu Technologie zu bekommen", sagt die 49-Jährige.
Birgit Kahler teilt ihr Wissen über den richtigen Umgang mit den Maschinen mit Schulkindern. "Für mich ist es wichtig, dass Kinder möglichst früh anfangen, einen Zugang zu Technologie zu bekommen", sagt die 49-Jährige. © Bernd Wackerbauer

Schwanthalerhöhe - Natürlich ist auch das Schließsystem an der Türe selbst gebaut und natürlich bringt das gelegentlich Probleme mit sich. Um reinzukommen, müssen die Mitglieder des Fablabs eine bestimmte Telefonnummer anrufen und dort einen Code eingeben. Das System erkennt die Nummer, von der sie anrufen und öffnet die Tür. Zumindest: meistens.

Wenn eben nicht gerade die Technik spinnt. Kürzlich ist sie mal wieder ausgefallen und dann stand der Kursleiter auf dem Rückweg vom Nebenraum plötzlich vor der Tür und kam nicht mehr rein. Aber die Mitglieder des Fablabs nehmen es mit Humor. So ist das eben mit Selbstgebautem.

Auch ein Rasterelektronenmikroskop steht im Fablab. Für einen Mitgliedsbeitrag können alle Geräte genutzt werden.
Auch ein Rasterelektronenmikroskop steht im Fablab. Für einen Mitgliedsbeitrag können alle Geräte genutzt werden. © Bernd Wackerbauer

Im Münchner Fablab wird alles selbst gebaut: Mit 3D-Druckern oder Lasercuttern

Und im Münchner Fablab ist fast alles selbst gebaut: Die Anzeigetafel, auf der man in Echtzeit ablesen kann, wann die nächste U-Bahn am Heimeranplatz einfährt.

Das Leuchtschild in der Werkstatt, das in blinkenden Lettern das Wort "besetzt" anzeigt, wenn jemand die Tür zum Klo im Nebenraum verschließt. Und sogar der 3D-Drucker, der Metall statt Plastik druckt und kürzlich zeitweise für eine Ausstellung im Deutsche Museum logierte.

Fablab im Westend: Die Idee hatte ein Mathematiker

Das Fablab befindet sich im Gewerbehof Westend in der Gollierstraße und ist ein Spielplatz für Nerds und Bastler. Sein Konzept geht auf den Mathematiker Neils Gershenfeld zurück. Der hatte Anfang der 2000er-Jahre am MIT eine Werkstatt für seine Studenten eingerichtet, die mit verschiedenen computergesteuerten Maschinen für die Produktion ausgestattet war.

Ein "Fabrikationslabor", kurz: Fablab. Die Idee, die modernen Fertigungsverfahren der großen Fabrikhallen in kleine Werkstätten zu überführen und der Allgemeinheit zugänglich zu machen, kam gut an. Inzwischen gibt es über 1.500 dieser Fablabs in über 100 Ländern.

Einer der Lasercutter: Die sind besonders beliebt bei den Tüftlern.
Einer der Lasercutter: Die sind besonders beliebt bei den Tüftlern. © Bernd Wackerbauer

Studenten schrauben hier an ihren Ideen fürs eigene Start-up

Das Fablab in der Gollierstraße ist eines davon. Dort treffen sich Informatiker, die Bauteile für ihre Raspberry Pis auf dem 3D-Drucker drucken wollen; Technikfreaks, die für eine Geschenkidee einen Lasercutter benötigen und Studenten, die an Prototypen für ihre Start-up-Ideen schrauben.

Gegen einen monatlichen Mitgliedsbeitrag können sie die Geräte des Fablabs für ihre eigenen Projekte nutzen. Also beispielsweise den Lasercutter, die CNC-Fräsmaschine und das Rasterelektronenmikroskop.

Fablab München: Machen, lernen, teilen

"Am beliebtesten ist eindeutig der Lasercutter", sagt Birgit Kahler. "Als wir den bekommen haben, ist die Zahl unserer Mitglieder schlagartig nach oben gegangen."

Birgit Kahler arbeitet für den Verein Fablab München und ist seit dem ersten Tag beim Aufbau der offenen Werkstatt dabei. Die Idee, in München ein "Fabrikationslabor" zu eröffnen, kam von ihrem Mann.

"Der hatte irgendwann keine Lust mehr, alleine im Keller vor sich hinzubasteln", erzählt Kahler. "Dann hat er von der Idee von Gershenfeld gelesen und beschlossen: Das mache ich auch!"

Nicht mehr alleine im Keller basteln, sondern die Maschinen und das eigene Wissen mit anderen teilen: Das ist das wichtigste Grundprinzip der "Fablabs". Oder, in den Worten des Münchner Ablegers: "Make, learn, share" - "Mache, lerne, teile".

Auch Kinder sollen im Fablab lernen, wie man mit Technik richtig umgeht

Birgit Kahler setzt dieses Prinzip auf eine etwas andere Art und Weise um: Sie teilt ihr Wissen über den richtigen Umgang mit den Maschinen mit Schulkindern. Um die 125 Schüler kommen jede Woche mit ihren Klassen zu ihr ins Fablab. Dort lernen sie, wie man einen 3D-Drucker benutzt, mit dem Lasercutter Brettspiele baut und Roboter programmiert. "Fablab-Kids" heißt das dahinterstehende Programm.

"Für mich ist es wichtig, dass Kinder möglichst früh anfangen, einen Zugang zu Technologie zu bekommen", sagt Kahler. "Oft kommen Jugendliche einmal mit der Schule zu uns, und bleiben dann hängen." Sie bleiben hängen, das heißt: Sie kommen immer wieder.

München: Gegen eine Gebühr kann beim Fablab jeder mitmachen

Den Raum dafür bietet das Konzept der "offenen Werkstatt" für Kinder und Jugendliche. Freitags, samstags und sonntags können dort Heranwachsende zwischen fünf und 16 Jahren gemeinsam an ihren eigenen Projekten arbeiten.

Wer an der offenen Werkstatt teilnehmen möchte, kann sich beim Verein Fablab München dafür anmelden. Bildungsveranstaltungen für Erwachsene, die den Verein und seine Räume kennenlernen möchten, werden ebenfalls auf der Homepage des Vereins veröffentlicht unter fablab-muenchen.de.

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