Ausgezeichnet! - Integrationspreis für MigraMed
Arzttermine, Behandlungsscheine, Krankenversicherungen, das deutsche Gesundheitssystem ist schon für Einheimische oft nicht in all seinen bürokratischen Feinheiten verständlich.
Für Flüchtlinge aber kann ein simpler Gang zum Arzt mit all diesen Hürden schnell zur Herausforderung werden. Umso mehr, wenn auch noch Sprachschwierigkeiten eine erfolgreiche Behandlung erschweren.
Der Münchner Verein MigraMed will das ändern. Seit 2012 beraten Medizinstudenten Geflüchtete in Fragen rund um die ärztliche Versorgung in Deutschland. Sie helfen, Termine bei Spezialisten auszumachen und begleiten die Flüchtlinge zum Arzt. Auch ehrenamtliche Dolmetscher können sie vermitteln. Für diesen Einsatz gab es gestern von der Regierung von Oberbayern den Integrationspreis in der Kategorie Gesundheit.
Claudia Schnupp und Mahmoud El Bobbou aus dem Organisationsteam des Vereins nahmen den Preis entgegen. Beide studieren derzeit Medizin an der TU und sind schon länger bei MigraMed engagiert. Schnupp betreut seit eineinhalb Jahren eine Familie aus Afghanistan und hat dabei aus erster Reihe mitbekommen, dass Flüchtlinge es, trotz des Rechts auf medizinische Versorgung in Deutschland, nicht immer einfach haben. „Eines der Kinder ist fast blind und wurde trotzdem zweimal von einem Augenarzt weggeschickt,“ erzählt sie. „In solchen Fällen hilft es, wenn jemand dabei ist und quasi als kleine Lobby für den Flüchtling arbeitet. Auch beim Augenarzt ging es, als ich dabei war, auf einmal.“
Zehn Stunden die Woche, schätzt Schnupp, investieren die Studenten im Schnitt in das Ehrenamt. „Fast wie ein kleiner Nebenjob“, sagt sie, „aber das ganze ist sehr flexibel: Wenn es im Studium einmal mehr zu tun gibt, fangen das die anderen im Team klasse auf.“ 160 Ehrenamtliche engagieren sich insgesamt bei MigraMed.
Es ist bereist das achte Mal, dass die Regierung von Oberbayern den Integrationspreis vergibt. Neben MigraMed wurden vier weitere oberbayerische Initiativen in den Bereichen Soziales, Wirtschaft und Bildung ausgezeichnet. Man wolle mit dem Preis das Engagement in Integrationsinitiativen im Regierungsbezirk anerkennen und fördern, so Sozialministerin Emilia Müller (CSU) in ihrer Rede. Dieses Engagement werde man auch in Zukunft brauchen, sagte die Politikerin bei der Verleihung, denn: „Integration ist ein Marathon, kein Sprint.“
Dotiert ist der oberbayerische Integrationspreis mit 1000 Euro. Die wollen die Studenten in Infomaterial und vielleicht eine kleine Teambuilding-Veranstaltung oder ein gemeinsames Abendessen stecken.
Viel wichtiger als finanzielle Anreize und Preise sind den Studierenden ohnehin die kleinen Erfolgserlebnisse bei der Initiative, von denen auch Schnupp berichten kann: „Wir merken, wie die Menschen mit der Zeit immer selbstständiger werden und langsam hier ankommen – auch im Gesundheitssystem.“
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