Aus Mitleid: Mann (85) tötet seine demenzkranke Ehefrau
Aubing - Über 50 Jahre, mehr als ihr halbes Leben, waren Raimund und Maria F. verheiratet. Ein glückliches Paar, das in einem schmucken Häuschen in Aubing wohnt, Kinder, Enkel. Doch zuletzt wird das Leben für das Rentnerpaar immer schwieriger. Beide leiden zunehmend an Demenz.
Der Sohn findet seinen Vater. Er ist schwer verletzt, die Mutter tot
Am zweiten Weihnachtstag morgens gegen 7 Uhr besucht der Sohn seine Eltern. Er öffnet die Wohnungstür und findet seinen Vater wenig später blutverschmiert im Haus. Der 85-Jährige wirkt völlig desorientiert. Raimund F. hat scheinbar versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden.
Im Schlafzimmer liegt seine Frau Maria regungslos auf dem Bett. Der Sohn verständigt sofort den Rettungsdienst. Ein Notarztteam ist innerhalb weniger Minuten vor Ort. Doch der Arzt kann nicht mehr helfen. Die 84-Jährige lebt nicht mehr. Getötet vom eigenen Ehemann. Raimund F. wollte seine geliebte Maria von ihren Qualen erlösen.
Die Kripo wird verständigt. Wenig später ist die Straße vor dem Haus voll mit Einsatzfahrzeugen. Dann parkt dort auch ein Leichenwagen. Eine Tote wird schließlich abtransportiert.
In diesem Haus in Aubing ereignete sich der Mord. Foto. Daniel von Loeper
Die Nachbarn beginnen zu ahnen, welch schreckliches Drama sich an Weihnachten praktisch vor ihren Augen ereignet hat. "Es war ein so reizendes Ehepaar", erzählen Nachbarn. Ihre gesundheitlichen Probleme hätten beide zunehmend belastet. "Maria hat seit langer Zeit an Demenz gelitten", sagt ein Freund der Familie. "Sie war deshalb auf Hilfe angewiesen."
Seit die Krankheit bei seiner Frau ausgebrochen war, hat sich Raimund F. rührend um sie gekümmert. Die Familie seines Sohnes unterstützt ihn dabei. Doch auch sein Gesundheitszustand verschlechtert sich zuletzt zusehends. Auch er zeigt Symptome einer beginnenden Altersdemenz, was Nachbarn und Freunden nicht lange verborgen bleibt.
Ein Ermittlungsrichter hat einen Unterbringungsbefehl erlassen. Der 85-Jährige kommt deshalb nicht in die JVA, sondern wegen Fremd- und Eigengefährdung ins Bezirkskrankenhaus nach Haar.
Ein Psychiater soll ihn in der Klinik untersuchen. "Es bestehen erste Anzeichen, dass der Verdächtige zum Tatzeitpunkt schuldunfähig gewesen sein könnte", sagt Staatsanwalt Florian Weinzierl. Die Mordkommission ermittelt gegen den Rentner wegen Totschlags. Die Staatsanwaltschaft hat eine Obduktion des Opfers angeordnet. "Die genaue Todesursache ist noch unklar", sagt Polizeisprecher Sven Müller. Zudem müssen noch die Einzelheiten des Tatablaufs rekonstruiert werden.
Bereits im August hat ein Rentner aus Aubing seine Ehefrau getötet. Das Paar wohnte nur einige Straßen von Raimund und Maria F. entfernt. Lydia W. (84) hatte ihren schwer an Demenz erkrankten Mann Alfred (81) gepflegt. Am 27. August, einem Samstag, lief der verwirrt zu Nachbarn in der Allinger Straße. Kurz zuvor hatte er seine Frau mit einer Kordel erdrosselt. Alfred W. wird seitdem in der Psychiatrie behandelt. Ein Psychiater ist dabei zu beurteilen, ob der Rentner schuldunfähig ist.
Der Fall erinnert an eine ähnliche Tat in Raubling im Landkreis Rosenheim. Dort hatte ein 81-Jähriger seine Lebensgefährtin erstochen.
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