Aus für Münchens längste Bar

Die Hong Kong Bar muss nach 23 Jahren schließen. Die Gründe für die Schließung sind ungewöhnlich und haben mit einem Radlweg zu tun...
Julia Lenders |
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Dieses Foto ist im Sommer 2013 entstanden: Sperrgitter, ein Plastikfass und frischer Asphalt - nicht gerade das Ambiente, in dem man gerne zu Abend isst oder einen Cocktail schlürft.
privat 2 Dieses Foto ist im Sommer 2013 entstanden: Sperrgitter, ein Plastikfass und frischer Asphalt - nicht gerade das Ambiente, in dem man gerne zu Abend isst oder einen Cocktail schlürft.
Und noch ein Bild aus dem vorigen Sommer: Vor dem Eingang der Hong Kong Bar sind Absperrgitter aufgereiht.
privat 2 Und noch ein Bild aus dem vorigen Sommer: Vor dem Eingang der Hong Kong Bar sind Absperrgitter aufgereiht.

Die Hong Kong Bar muss nach 23 Jahren schließen. Die Bauarbeiten auf der Kapuzinerstraße hatten zu starken Umsatzeinbußen geführt.

München - Die Hong Kong Bar ist in der Isarvorstadt eine Institution. Dass sich ein Lokal 23 Jahre lang am selben Ort hält, hat schließlich Seltenheitswert. Gäste können dort asiatisch essen – oder auch nur einen Cocktail an Münchens längster Bar schlürfen, die knapp 34 Meter misst.

Doch Ende des Monats ist Schluss. Die Hong Kong Bar schließt.

Warum? Der Chef Florian Riedel sagt: „Es ist nicht mehr rentabel.“ Der vorige Sommer war für ihn finanziell ein Desaster. „Wegen der Baustelle hatte ich 70 Prozent Umsatzverlust.“ Seine Bar liegt an der Kapuzinerstraße. Dort waren im vergangenen Jahr langwierige Straßenbauarbeiten: Extra breite Radlfahrstreifen sind realisiert worden. Gleich vor dem Lokal wurden außerdem das Straßenpflaster und die Gehwegplatten erneuert.

Die Bauarbeiten sind zwar vorbei, aber: Da Florian Riedel nach eigenen Angaben innerhalb von drei Sommer-Monaten 60000 Euro an Einbußen hatte, sagt er nun: „Das kann und will ich nicht mehr aufholen.“ Teils seien gerade mal fünf Gäste vor seinem Lokal gesessen. Dabei hat er draußen 60 Plätze.

Riedel berichtet: Zuerst sei der Verkehr baustellenbedingt so nah an seiner Freischankfläche vorbeigefahren, dass einmal, als ein Busfahrer eine Scheibenwischeranlage einschaltete, die Flüssigkeit aufs Essen seiner Gäste gespritzt sei. Als Beilage dazu gab’s Stau und Abgase.

Danach, als die Baustelle auf die Straßenseite des Lokals wanderte, wurde es auch nicht besser. Wuchtige Absperrungen, ein Plastikfass und frischer Asphalt – gleich an den Tischen. Mit am heftigsten waren laut Riedel die Tage, an denen der Gehweg direkt vorm Eingang der Bar aufgerissen war.

Im Winter sei das Geschäft zwar immer besser gelaufen als im Sommer, berichtet Riedel. Aber für eine schwarze Null hätte es sonst auch im Sommer immer gereicht. Nur eben nicht 2013.

Auf einen Ausgleich von der Stadt braucht Florian Riedel wohl eher nicht hoffen. „Entschädigungen gibt es eher selten“, sagt Dagmar Rümenapf vom Baureferat. Im vorigen Jahr seien 22 Anträge gestellt worden. „Keiner der Antragsteller konnte nach den vorgegebenen Kriterien entschädigt werden.“

Grundsätzlich müssten Baumaßnahmen geduldet werden. Im Einzelfall, wenn jemand trotzdem Ansprüche geltend macht, würde die Rechtsabteilung entscheiden, ob eine Wiedergutmachung drin ist.

Bei einem Briefwechsel ließ eine Mitarbeiterin der Behörde die Hong-Kong-Bar- Betreiber schon im Sommer wissen, dass „der von Ihnen geschilderte Umsatzeinbruch nicht nachvollziehbar“ sei. Die damalige Begründung: Die Bauarbeiten seien in der Zeit von 7 bis 18 Uhr, die Hong Kong Bar öffne aber erst ab 17 Uhr. Dass aber auch dann niemand gerne direkt neben einer Baustelle sitzt, gilt offenbar nicht.

Auf AZ-Anfrage betonte Dagmar Rümenapf vom Baureferat gestern nochmal: „Der Zugang zum Restaurant war zu jeder Zeit gesichert.“

Florian Riedel hat noch nicht entschieden, ob er nun trotzdem einen Antrag auf Entschädigung stellen will. Bisher hat er die damit verbundenen Kosten gescheut, die erst mal auf ihn zukämen. „Ich finde es schade, dass man da so im Stich gelassen wird“, sagt er.

Für die Hong Kong Bar sei es nun aber ohnehin zu spät. Nach Riedels Informationen will der neue Pächter, ein Chinese, das Lokal für zwei Monate schließen, umbauen und dann mit einem neuen Namen eröffnen.

Am 31. Januar wird es noch eine „Big Closing Party“ geben – an Münchens längstem Tresen.

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