Aus für Antiquitätengeschäft
Ladensterben in Schwabing: Am 1. Oktober schließt ein besonderes Antiquitätengeschäft.
München - Schauspieler, wie seine Schwester Constanze oder seine Mutter Alice oder gar sein Schwiegervater Harald Maresch hätte er schon werden können, sagt Alexander Engelbrecht. Aber er habe eher die Veranlagung seines Vaters, dem Münchner Orginal und Bildhauer Gen Golch. Und so hat er ein Leben lang gesammelt. Kunst und schöne Möbel. Alles Schöne halt.
Hat damit gehandelt, hat es restauriert, hat damit gelebt.
Das ist jetzt bald vorbei.
"In den letzten zehn Jahren ist der Markt für Antiquitäten eingebrochen" sagt er und schaut, ein wenig wehmütig, über die Schätze in seinem kleinen Laden in der Kaulbachstraße 77.
Also schließt er den Laden, verkauft in einem Räumungsverkauf den noch vorhandenen Warenbestand: Stühle, Bilder, Rahmen, Tische, Kommoden, Gläser, Schnick-Schnack der vergangenen Zeit, alles eben, was seine Kunstseele in den letzten 45 Jahren für erhaltenswert fand. Jetzt muss es raus. Und wenn es selbst zu Räumungspreisen keinen neuen Liebhaber findet, wird eben alles ausgelagert. In sein geliebtes Nöstlbach. Er jedenfalls ist dann weg.
Damit geht München ein erhebliches Stück Nachkriegsambiente verloren. Er wird ja bleiben, aber was er sich da in der Kaulbachstraße aufgebaut hat, in der ganzen Zeit, gehört eigentlich denkmalgeschützt. Nicht so sehr der Laden, der auch, vor allem aber die Werkstatt im Rückgebäude. Die ist filmreif. Von so einer Werkstatt könnte der Pumukl und sein Meister Eder nur träumen.
Wer sich wirklich einmal fallen lassen will in die Ehrlichkeit des Handwerks im 20. Jahrhundert, wer die Mühe der Erhaltung der Vergangenheit noch real, anfassbar erleben will, der muss sich sputen, bevor das alles am 1. Oktober wirklich Vergangenheit ist.
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