Aufwertung der Au: Ein übles Zeichen
Im Internet kann man ein Video der Biermösl Blosn anschauen: "Der Stolz von der Au". Bröckelnde Fassaden, Häuserlücken, Schuttberge. Das Filmchen stammt nicht von 1945. Sondern von 1985. Aus einer anderen Zeit. Man sieht ein Stück einfaches München, das es nicht mehr gibt. Und doch wehrte sich die Au lange recht erfolgreich gegen den Szene-Wahn der anderen Isar-Seite.
Vor zehn Jahren gab es noch mehr Schlecker-Filialen als Cafés – und Wohnungen für 10 Euro kalt den Quadratmeter. Mein Nachbar (nur als Beispiel) ging nachts auf Schicht in eine Großbäckerei, der andere wurde irgendwann von der Polizei abgeholt: Drogen-Großhandel. Inzwischen sind die Mieten absurd hoch – und die Kaufpreise fürs Nockherberg-Areal ein ganz übles Zeichen für die nächste Stufe auf dem Weg der Au zum neuen Lehel (isarnah, hübsch, geldig , leblos). Wie Hohn klingen im Rückblick all die Aussagen, man werde hier kein neues Luxusviertel schaffen. Die Stadt betont immer, sie tue so viel.
Mag sein. Zur Wahrheit gehört aber: Auflagen für einen Teil von Neubaugebieten sind offenbar zu wenig, wenn dann der große Teil des Viertels doch nur für Erben und die oberen fünf Prozent da ist. Die Innenstadt ist auf dem Weg zum Reichen-Ghetto. Und niemand ist in Sicht, der stoppen könnte, dass es in Sendling und den bodenständigen Teilen Giesings bald so weitergeht. Wie bitter!
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