Auch in Riem? Ein Fußballfeld voll Cannabis
München - Die Rathaus-Genossen und -Grünen geben nicht auf in Sachen Cannabis für München: Dass es eine Medizinhanf-Plantage auf einem städtischen Acker für die Versorgung Münchner Schwerkranker aus rechtlichen Gründen nicht geben soll, ist für sie noch lange kein Grund, die Idee wieder zu beerdigen.
Im Gesundheitsausschuss, wo am Donnerstag das Nein der Stadtverwaltung zu einem städtischen Eigenanbau auf den Tisch kam, kochte die Debatte deshalb hoch. SPD, Grüne und Linke haben sich am Ende gegen die CSU durchgesetzt: SPD-OB Dieter Reiter will sich nun bei der Bundesregierung dafür einsetzen, dass München Medizinhanf für Cannabispatienten anbauen darf – und sich auch noch nach Ende der im Dezember abgelaufenen Frist bewerben kann.
Cannabis-Rezepte: Lieferengpässe in Deutschland
Derzeit wird Medizinhanf noch aus dem Ausland importiert. Im vergangenen Jahr haben Ärzte für Patienten in Deutschland, die etwa an chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose oder Übelkeit nach einer Chemotherapie leiden, über 185.000 Cannabis-Rezepte ausgestellt.
Allerdings gibt es immer wieder Lieferengpässe, so dass die Patienten nicht mit Hanf versorgt werden können. "Ich bin überzeugt, dass wir auch als Kommune einen wirksamen Beitrag leisten könnten, den Versorgungsengpass wenigstens zu verringern", lässt OB Reiter wissen.
Die AZ hat mit Kathrin Abele (48) gesprochen. Die Juristin sitzt seit 2014 für die SPD im Münchner Stadtrat.
AZ: Frau Abele, nur mal angenommen, dass München die Erlaubnis bekäme, selber Medizinhanf anzubauen: Wo sollten die Plantagen denn stehen?
KATHRIN ABELE: Auf einem der städtischen Güter wie in Riem oder Großlappen, am Gut Karlshof in Ismaning oder am Gut Dietersheim in Eching. Ob innerhalb oder außerhalb der Stadtgrenze, müssen dann die Fachleute der Verwaltung entscheiden.
In welcher Größe stellen Sie sich so eine Plantage vor?
Nach den letzten Zahlen, die ich kenne, importiert Deutschland im Jahr 3,1 Tonnen an Medizinhanf. Ich könnte mir für München für einen Probelauf erst mal ein Feld vorstellen, das so groß ist wie ein Fußballplatz. Leider könnten wir unsere Ernte dann nicht allein den Münchner Patienten zur Verfügung stellen, sondern müssten den Ertrag erstmal ans Bundesinstitut für Artzney und Medizinprodukte abgeben. Von dort würde der Hanf dann an die Patienten verteilt.
Man darf sich vorstellen, dass Münchner, die gern mal einen Joint rauchen, dort dann künftig gern spazieren gehen würden. Klar, unsere Plantage kann kein frei zugängliches Feld sein.
Wie würden Sie so ein Areal denn schützen, damit sich nicht jeder an den Pflänzchen einfach so bedienen kann?
Ich denke, wir müssen uns da eine geschlossene Halle vorstellen, die man absichern kann. Das wäre ja nicht so schwer zu machen.