Au-Mord: So lebte das Opfer - Polizei sucht Tatwaffe
Au - Die Nachbarn in dem Mehrfamilienhaus in der Au sind schockiert. Jeder kannte die freundliche, weißhaarige Dame aus dem vierten Stock. Anna Sondermaier wurde brutal ermordet. Ihre Altenpflegerin fand die 91-Jährige am Dienstagvormittag tot in der Wohnung. „Ich kann es noch immer nicht begreifen“, sagt Meike W., die nur ein Stockwerk unter dem Tatort wohnt. „Sie war eine so freundlich und liebenswürdig alte Dame“.
Anna Sondermaier war trotz hohem Alter noch sehr rüstig. Donnerstags traf sie sich immer zum Kaffeekränzchen mit anderen Senioren im Alten- und Servicezentrum nebenan. Auch am letzten Donnerstag wäre sie da gewesen. „Sie trank Kaffee und aß ein Stück Kuchen“, erzählt eine Bekannte. Die Ausflüge zu ihrem Kaffeekränzchen liebte die gelernte Scheiderin. Dafür quälte sie sich auch vier Stockwerke durchs Treppenhaus runter und später wieder hinauf. „Sie hatte Probleme beim Laufen“, sagt ein Nachbar. „Am Sonntag hab ich sie noch oben am Fenster gesehen.“
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Anna Sondermaier lebte seit dem Tod ihres Mannes vor mehr als 30 Jahren alleine in der Zwei-Zimmer-Wohnung in der Dollmannstraße. Regelmäßig bekam sie Besuch von ihrer Nichte und ihrem Neffen. „Mindestens einmal die Woche waren sie da“, erzählt eine Nachbarin. Einmal am Tag brachte „Essen auf Rädern“ eine warme Mahlzeit zu der alten Dame. Eine Pflegerin sah zudem jeden Vormittag bei ihr vorbei.
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Am Montag gegen 11.40 Uhr verabschiedete sich die Pflegerin das letzte Mal von ihrer Patientin. „Da war noch alles in bester Ordnung“, berichtet Markus Kraus, Chef der Münchner Mordkommission. Einen Tag später war die Pflegerin wieder da. Kurz nach 10 Uhr läutete sie. Doch Anna Sondermaier machte nicht auf. Die Pflegerin hat einen Schlüssel. Als sie die die Tür öffnete und die Wohnung betrat, fand sie die Seniorin - leblos. Ein Notarzt konnte wenig später nur noch den Tod der Frau feststellen. Doch die Verletzungen weckten sein Misstrauen: Er schaltete die Polizei ein. Die Tote kam in die Gerichtsmedizin und wurde noch am Dienstagabend obduziert.
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„Es gibt klare Hinweise auf Gewalteinwirkung“, sagt Markus Kraus. Damit steht fest: Die 91-Jährige wurde ermordet. Wie genau, verraten die Ermittler nicht. „Täterwissen“, heißt es zur Begründung. Die Spurensicherung untersuchte gestern jeden Zentimeter in der Wohnung. Fingerabdrücke und DNA-Spuren wurden gefunden. Ob sie zum Täter führen, wird sich zeigen.
Bis zum Nachmittag durchkämmten mehrere Dutzend Polizisten die Nachbarschaft auf der Suche nach der Tatwaffe. Sie gingen alle Grünflächen ab, sahen unter jeden Busch, in jeden Gully. Auch den Uferbereich des Auermühlbachs, der direkt am Haus vorbeifließt, gingen sie ab. Sämtliche Mülleimer in den umliegenden Straßen wurden überprüft. Aus einem der Abfalleimer, an der Bushaltestelle Kolumbusplatz Nord, zogen Beamte ein paar weiße Damenmokassins. Ob sie mit der Tat in Verbindung stehen? Fraglich.
Tatsache ist, Anna Sondermaier mochte lieber Schuhe mit hohen Absätzen. „Sie hat sehr viel Wert auf ihr Äußeres gelegt“, erzählt Nachbarin Meike W., „sie trug immer einen Rock und eine Bluse, alles war tipptop.“ Auf teuren Schmuckverzichtete sie dagegen. Anna Sondermaier hatte ihre Leben lang hart gearbeitet. Vermögend war sie aber nicht. Trotzdem könnte sie Opfer eines Raubmordes geworden sein. „Ob Wertgegenstände aus der Wohnung verschwunden sind, überprüfen wir noch, sagt der Chef der Mordkommission.
An der Wohnungstür sind keinerlei Aufbruchsspuren zu finden. Deshalb liegt der Verdacht nahe, dass die Rentnerin den Täter selbst in die Wohnung gelassen hat. Besuch bekam sie, abgesehen von ihrer Familie, aber selten.
Makaber: Während die 91-Jährige ermordet wurde, drehte ein Haus weiter ein TV-Team fürs ZDF. Es geht um einen ungeklärten Mordfall, der demnächst bei „Aktenzeichen XY“ gezeigt werden soll.
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