"Arschbombe" und ein Hieb im Dante-Bad: Prozess
Im Dante-Freibad spritzt ein Schüler (13) einen Kaufmann (41) am Beckenrand nass. Der rastet aus und gibt ihm eine Watschn. Die Großmutter des Schülers schlägt mit ihrer Hüfttasche zurück
Neuhausen/Gern - Sonne, blauer Himmel, 31 Grad: Die Kinder im Münchner Dante-Freibad toben im Wasser. Schüler Jeremy (13) macht eine „Arschbombe“ vom Beckenrand und spritzt dabei Memet Y. (41) nass. Der Kaufmann ist verärgert und schlägt den Buben. Die Großmutter des Schülers geht mit ihrer Hüfttasche dazwischen und haut ihm damit auf den Kopf.
Der Vorfall löst bei der Justiz gleich zwei Strafverfahren aus: Memet Y. ist wegen Körperverletzung angeklagt und Großmutter Jadranka M. (57) wegen gefährlicher Körperverletzung, weil sie mit einem „gefährlichen Gegenstand“ zugeschlagen hat. Jetzt sehen sich die Badegäste vor dem Münchner Amtsgericht wieder.
Zunächst sitzt Memet Y. auf der Anklagebank. Großmutter und Enkel sind Zeugen.
Es passiert am 19. Juni gegen 17.30 Uhr. Jeremy erinnert sich: „Ich habe mit einem Freund geplanscht. Wir haben uns gegenseitig nassgespritzt und haben Arschbomben ins Wasser gemacht.“ Plötzlich kommt Memet Y. auf die Schüler zu und schimpft: „Wenn ihr mich noch einmal nassspritzt, gibt’s ’ne Watschn.“ Jeremy versteht die Welt nicht mehr: „Was? Sie wollen mir eine Watschn geben?“
Anstatt sich auf die Liegewiese zu begeben, bleibt Memet Y. weiterhin dicht am Beckenrand liegen und bekommt wieder ein paar Wassertropfen ab. Memet Y. springt auf Jeremy zu, der bereits wieder im Wasser ist, und haut dem Jungen kräftig mit der rechten, flachen Hand gegen die linke Wange. Großmutter Jadranka M. hält sich nur ein paar Meter vom Beckenrand entfernt auf und bekommt das Geschehen mit.
Sie hat ihr „Wimmerl“ dabei, die Hüfttasche. Im Wimmerl stecken ein Handy, Kleingeld und ein Chip für die Umkleidekabine. „Ich habe ohne groß nachzudenken damit einmal in Richtung des Mannes geschlagen und gesagt, du schlägst mein Kind nicht“, erinnert sich Jadranka M., die im Standesamt arbeitet. Memet Y. blutet am Kopf. Zwei Bademeister eilen herbei, versorgen die Wunde, notieren sich die Namen der Beteiligten und erklären der Großmutter, dass der Verletzte eine Anzeige erstatten werde.
„Ich habe dann gesagt, dass ich jetzt die Polizei hole“, so Jadranka M. Sonst wäre die Watschn strafrechtlich nicht angeklagt worden. Strafverteidiger Adam Ahmed, der M. vertritt, versteht nicht, warum seine Mandantin überhaupt angeklagt werden soll: „Das ist Notwehr gewesen. Sie ist ihrem Enkel zu Hilfe gekommen und hat nur einmal mit der Tasche geschlagen.“
Richter Robert Grain setzt das Verfahren gegen Memet Y. zunächst aus, weil er abwarten möchte, wie der Fall gegen Jadranka M. endet. Der Prozess dauert an.
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