Arnulfpost: "Noch ein Nobelhotel brauchen wir hier nicht"

Maxvorstadt - Was für eine schöne Lage: Im Umkreis von 200 Metern gibt es den großen Augustiner-Keller und das Traditionshaus Circus Krone. Der Hauptbahnhof ist nah - und das Herz der City sowieso.
Das Areal der früheren "Arnulfpost" an der Hackerbrücke ist ein besonderes Stück München: Die Gebäude an der Arnulfstr. 62 ist wichtig für den Stadtcharakter. Markant ist das halbrunde Eingangstor an der Arnulfstraße, das aufwändig mit einem Relief aus den 20er Jahren geschmückt ist. Das große Ensemble steht unter Denkmalschutz. Der kreisrunde "Postpalast" im Innenhof - ein Gebäude-Unikat (früher: Paketpost, danach Post-Kantine) mit 52 Metern Durchmesser und 58 Türen tut es auch.
Seitdem das Areal geteilt wurde, ist es ein Leckerbissen für Investoren. Sieht so die Zukunft aus? Auf dem östlichen Grundstück soll ein Luxushotel mit 274 Zimmern gebaut werden - und ein Bürokomplex mit 548 Arbeitsplätzen, dazu kommen 294 Tiefgaragenstellplätze. Dieser Antrag wird derzeit vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung geprüft.
"Also, noch ein Nobelhotel brauchen wir hier wirklich nicht. Statt so vieler Büros wollen wir bezahlbare Wohnungen haben" - das sind die Argumente, mit denen der Bezirksausschuss (BA) Maxvorstadt den Bau der Herberge und der Büros einstimmig ablehnt.
Die Bürgervertreter sind wütend, weil sie finden, dass das neue Bauvorhaben an den Bedürfnissen der Maxvorstädter völlig vorbeigeht: In ihrem Viertel wollen sie mehr Vielfalt. "Das wird durch die einseitige Dominanz einer Luxusherberge nicht erreicht", schreibt der BA Maxvorstadt in seiner Stellungnahme an die Stadt.
Im West-Teil des Geländes wollte die städtische Gewofag 120 Zwei- bis Vier-Zimmer Wohnungen bauen, 30 Prozent davon sollten einkommensorientiert gefördert sein. Dem BA waren das von Anfang an viel zu wenige. Doch jetzt ist die Gewofag komplett abgesprungen - und hat es den Anschein, als würden ausschließlich neue Luxus-Eigentumswohnungen gebaut: 81 Stück für 48 Millionen Euro. Unter dem etwas aufgeblasenen Namen "Pandion Le Blanc" wird der siebengeschossige Siegerentwurf der Basler Architekten Christ & Gantenbein bald umgesetzt.
Die Stadtteilparlamentarier fordern nun dringend die Klärung eines rechtlichen Streitpunkts: Denn eigentlich ist das attraktive Gelände der ehemaligen Arnulfpost als "Gemeinbedarfsfläche/Verwaltung" im Münchner Flächennutzungsplan eingetragen. "Auf solchen Flächen dürfen nur Anlagen errichtet werden, die der Allgemeinheit dienen, wie Kindertagesstätte, Schulen, Kirchen, soziale oder kulturelle Gebäude", sagt Ruth Gehling von den Grünen im Bezirksausschuss.
Nicht nur die Maxvorstädter stellen sich jetzt die Frage: "Warum kann die Gemeinbedarfsfläche - ohne Kompensation - einfach für eine Nobelherberge, viele Büros und Luxuswohnungen umgewidmet werden?" Eine berechtigte Frage.