Arno Frank Eser und Herbert Hauke: Betreiber des Museums auf dem Olympiaturm

Herbi Hauke ist Deutschlands größter Rockfan und hat mit seinem besten Kumpel das Rockmuseum auf dem Olympiaturm aufgebaut.
von  Jasmin Menrad
Herbi Hauke (links) 1973 mit Eddie Jobson von Roxy Music.
Herbi Hauke (links) 1973 mit Eddie Jobson von Roxy Music. © Picasa

München - Am 26. August 1972 wurde in München das olympische Feuer entzündet. Die Spiele haben die Stadt geprägt. Spielstätten, Wohnungen und Parkanlagen sind entstanden. 45 Jahre ist das inzwischen her. Wer kümmert sich heute um das bauliche Erbe? Die AZ hat Menschen besucht, die heute in den Überbleibseln von München ‘72 wohnen oder wirken. Heute: Rocker auf dem Turm.

Die beeindruckende Musiksammlung von Herbert "Herbi“ Hauke begann mit hundert Nasenlochfotos von Keith Richards und einem Strauß Rosen für Tina Turner. "Ab diesem Moment mit Tina Turner ist mir nur Verrücktes passiert“, sagt Herbi. 1973 hatte Herbi (62) als junger Bursche vor der Schalterhalle der AZ campiert, um Karten für das Tina-Turner-Konzert am 18. November zu bekommen. Doch die erste Reihe war zu seiner Enttäuschung bereits ausverkauft.

In jener kalten Nacht, als die Tina in München war, kaufte er am Stachus einen Strauß Moosröschen für die Sängerin. Die erste Reihe im Circus Krone: leer. Doch in der Dunkelheit huschten ein paar Typen rein, nein, nicht ein paar Typen: die Rolling Stones. "Wir waren echt nervig und die Stones waren echt nett“, sagt Herbi, der sich Fotos und Autogramme besorgte.

Nicht minder nett war Tina Turner, die ihrem Rosenkavalier im "peinlichen Lammfellmantel“, wie Herbi sagt, das Lied "I‘ve been loving you to long“ in einer siebzehnminütigen Version samt gespieltem Orgasmus widmet. Hinterm Ohr hatte sie dabei seine Rose.

Herbi war nach dem Konzert noch auf die Aftershowparty eingeladen. "Ich will nicht viel verraten, aber es war really Rock’n’Roll.“ Solche Rock’n’Roll-Geschichten kann Herbi viele erzählen, am liebsten erzählt er sie bei Führungen durch sein Rockmuseum im Olympiaturm.

Rockstar-Fans im Backstagebereich

Einmal als junger Mann Blut geleckt, freundete sich Herbi mit Fotografen, Sicherheitsleuten, Tourbegleitern und Rockstars an, so dass er bald in jedem Backstagebereich rumhing, Autogramme und Souvenirs sammelte.

Heute umfasst seine Sammlung rund 20 000 Stücke – von Elton Johns Piano bis zu zwei von Rod Steward signierten Bällen. Allerdings ist’s keine Oldie-Sammlung, auch Stücke von Green Day, Kylie Minogue und Robbie Williams sind darunter.

1992 stellte Herbi Hauke in drei Vitrinen "zwischen Sissi-Nachttöpfen und Napoleon-Helmen“ einen winzigen Teil seiner Sammlung im Museum für außergewöhnliche Museen das erste Mal aus. Etwa zur selben Zeit rief er einen Journalisten der AZ an. Arno Frank Eser hatte einen Artikel über John Lennon geschrieben, der ihm aus der Seele sprach. Jener Seelenfreund war zuerst genervt von dem Anruf, erinnerte sich dann aber an die kleine Ausstellung, über die er sowieso schreiben wollte, und traf sich nur deshalb dann doch mit Herbi.

"Was geht denn eigentlich bei Ihnen ab? Sie schauen aus wie ein Spießer und haben da ein Wissen über Musik, das unglaublich ist“, soll Arno, der Hippie und wandelndes Rocklexikon zu Finanzberater Herbi gesagt haben. Kurz gesagt: Ein paar Weinschorle später waren die Männer Freunde und beschlossen, zusammen ein Rockmuseum zu eröffnen.

Das höchste Rockmuseum der Welt

Nach 13 Jahren in vielen pleitegegangenen Lokalitäten, Diskussionen mit Politikern, die keine Langhaarigen mochten, und Gesprächen mit Brauereien, ging der Fußball aus dem Olympiapark in die Allianz Arena. Und der Olypark brauchte neue Attraktionen: das höchste Rockmuseum der Welt etwa.

Weil im Leben von Herbi und Arno sowieso der Wahnsinn herrscht, bauten sie in einer Wahnsinns-Aktion in nur zehn Wochen ihr Museum auf. Am 1. Dezember 2004 wurde unter anderem mit Jim Marshall – dem Erfinder des legendären Verstärkers – und den Rockern von Uriah Heep eröffnet.

Die gezeigten Stücke im Rockmuseum sind nur ein Amuse-Gueule, ein kleiner Vorgeschmack auf die Schätze, die Herbi gehortet hat. Im In- und Ausland hat er seine Rock-Raritäten ausgestellt, im Olympiapark hat er schon große Ausstellungen im Eissportzentrum gemacht.

Im Rockmuseum gibt’s ständig wechselnde Ausstellungen, Arno hat über 150 Konzerte organisiert und das alles, ohne einen Cent daran zu verdienen, ohne Sponsoren. "Dieses Museum ist ein Stück Dankbarkeit an München für das, was ich als Kind erleben durfte“, sagt Herbi. Seine Eltern kamen als Nachkriegs-Flüchtlinge hierher, bauten sich ein neues Leben auf und Herbi wuchs im Schwindhof in Schwabing zwischen amerikanischen Stammgästen und einer Jukebox auf.

Seit eineinhalb Jahren archiviert Herbi seine Rockschätze in der App "Rockmuseum“, die sich jeder herunterladen kann. Jetzt ist sie online. Weil Herbi keiner ist, der ruht, sondern stur, wenn’s um das Verfolgen seiner Ziele geht ("Meine Frau wollte mich eigentlich nicht haben. Jetzt sind wir seit 40 Jahren zusammen“), wird es irgendwann kommen – das große Rockmuseum, womöglich das größte der Welt. Aus dem Olympiaturm will Herbi mit seiner Sammlung trotzdem nicht ausziehen. Er hat genug Raritäten für mehrere Museen.


Auf der Besucherplattform des Olympiaturms, Eintrittspreis enthalten. Mo. bis So. 9 bis 24 Uhr. Turmfahrt 7, erm. 5. Euro

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