Architekt über Holzhybridhaus in Neuhausen: "Ich will Farbe in die Stadt bringen"

25 Prozent Holzanteil und intensives Bemühen um Nachhaltigkeit: Damit markiert das entstehende Wohn- und Bürohaus Vinzent in Neuhausen eine Innovation im Innenstadtbereich.
von  AZ
Projektleiter Alexander Sälzle, Professor Ludwig Wappner und Anna Hanusch (von links) bei der Grundsteinlegung.
Projektleiter Alexander Sälzle, Professor Ludwig Wappner und Anna Hanusch (von links) bei der Grundsteinlegung. © Daniel von Loeper

Neuhausen - Architekt Ludwig Wappner ist in Franken aufgewachsen - mit Fachwerkarchitektur. Für Bauwerk hat er an der Ecke Rupprecht/Gabrielenstraße in Neuhausen ein Holzhybridhaus entworfen: Mit einer Holzfassade in Jaguargrün und Taubenblau: "Ich will Farbe in die Stadt bringen - und zwar natürliche, mineralische Farben, die schön patinieren und sich verändern, wie man es von Italien kennt", sagt er. Holzbau sei ein Megatrend der Zukunft.

Projekt Vinzent soll Anfang 2024 abgeschlossen sein

Am Mittwoch war Grundsteinlegung für das Allmannwappner-Projekt Vinzent in Neuhausen. Zum Zollstock und einem Tütchen mit Samenkörnern wanderte auch eine aktuelle Abendzeitung mit in die Metallkapsel, die Polier Richard Krause in die Fundamentplatte der Baugrube einbetoniert.

Die Gabrielenstraße der Zukunft.
Die Gabrielenstraße der Zukunft. © Vis.: Bauwerk

In den kommenden Monaten arbeiten bis zu über 100 Bauleute daran, hier ein Wohn- und ein Bürogebäude zu errichten, so Projektentwickler Bauwerk. Geplante Fertigstellung: Anfang 2024.

25 Prozent des Gebäudes sind aus regionalem Fichtenholz geplant

Der wichtigste Aspekt: Für die 56 Ein- bis Vier-Zimmer-Eigentumswohnungen und 400 Büroarbeitsplätze werden insgesamt 800 Kubikmeter Holz verbaut. 25 Prozent des Gebäudes sind aus regionalem Fichtenholz geplant, wodurch 800 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre gebunden werden. "So viel, wie ein Mittelklassewagen bei der 80-maligen Umrundung der Erde ausstoßen würde", meint Projektleiter Alexander Sälzle.

"Der Bauherr setzt auf Kreislaufwirtschaft. Auch dass die Holzbauweise ausprobiert wird, begrüße ich sehr. Wir Lokalpolitiker hätten uns aber gewünscht, dass auch bezahlbare Wohnungen entstehen. Leider haben wir keinen Hebel, um das durchzusetzen. Das muss die Bundespolitik ändern", meinte am Mittwoch Anna Hanusch (Grüne), Chefin des BA Neuhausen-Nymphenburg.

Besorgte Bürger sollen im Bauzelt vorsprechen

Holz trägt zu einem gesunden Raumklima bei, vorgefertigte Teile verkürzen die Bauzeit. Weniger Transporte ergeben eine insgesamt leisere Baustelle, was den Nachbarn entgegenkommen soll.

Bürger, die ein Problem mit der Baustelle bekommen, sollen im Bauzelt "zur Tür reinkommen, wir sind greifbar", sagte Frank Seibold von der Firma Züblin. Man wolle ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn pflegen.

Jürgen Schorn: "Die Wohnungen sind teuer, aber keine protzigen Luxusobjekte" 

Eine 40-Quadratmeter-Eigentumswohnung hier wird ab 650.000 Euro verkauft, eine Familienwohnung mit 205 Quadratmetern kostet 3,3 Millionen Euro. "Darunter ist es für uns nicht machbar. In der Krise sind die Baukosten um fünf bis 15 Prozent gestiegen. Die Wohnungen sind teuer, aber es sind keine protzigen Luxusobjekte. Wir haben auf Natürlichkeit geachtet, setzten bei der Ausstattung auf zeitgemäße Materialien deutscher Herkunft - nicht auf die teuersten Wasserhähne", erklärt Jürgen Schorn von Bauwerk.

Anna Hanusch: "Sharing-Konzepte könnten auf das Quartier ausstrahlen"

Der Quadratmeterpreis rangiert aktuell zwischen 14.000 und 21.000 Euro. In Neuhausen-Nymphenburg habe es zuletzt Objekte gegeben, die für 27.000 bis 28.000 Euro pro Quadratmeter verkauft worden sind, weiß Jürgen Schorn.

Die Eckfassade wird mit Holz in Jaguargrün verkleidet.
Die Eckfassade wird mit Holz in Jaguargrün verkleidet. © Vis.: Bauwerk

Den innovativen, nachhaltigen Holzbau ergänzt das Vinzent-Mobilitätskonzept: Das sind 25 E-Ladestationen in der Tiefgarage, drei Car-Sharing-Plätze, über 100 Radstellplätze nebst Wasch- und Reparaturstation sowie ein Bike-Sharing mit bis zu fünf Lastenrädern. BA-Chefin Anna Hanusch: "In dieser sehr netten Ecke des Stadtteils kann man sich gut ohne Auto bewegen. Die Sharing-Konzepte könnten auf das Quartier ausstrahlen."

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