Anwohner-Demo gegen Verlust der Gartenstadt

Zu hoch, zu massiv, zu ungewohnt: In Harlaching gehen Anwohner gegen die Nachverdichtung im Viertel auf die Straße.
Anne Hund |
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Die Harlachinger gingen gegen die Nachverdichtung im Viertel auf die Straße.
Anne Hund 4 Die Harlachinger gingen gegen die Nachverdichtung im Viertel auf die Straße.
Verlassen: Das alte Ensemble an der Gabriel-Max-Straße.
Anne Hund 4 Verlassen: Das alte Ensemble an der Gabriel-Max-Straße.
Um die Neubebauung dieses Grundstücks am Schmorellplatz machen sich viele Anwohner Sorgen.
Anne Hund 4 Um die Neubebauung dieses Grundstücks am Schmorellplatz machen sich viele Anwohner Sorgen.
Anwohner Roman Telega fürchtet den „Neubauklotz“ nebenan.
Anne Hund 4 Anwohner Roman Telega fürchtet den „Neubauklotz“ nebenan.

Zu hoch, zu massiv, zu ungewohnt: In Harlaching gehen Anwohner gegen die Nachverdichtung im Viertel auf die Straße.

Harlaching - Mal fürchten die Harlachinger, dass der Nachbar ein viertes Stockwerk baut. Mal, dass der nächste Neubau im Viertel zu nah an die Straße rückt. Oder aber dass für ein schickes Wohn-Objekt mit Tiefgarage schon wieder alte Bäume fallen müssen: Die Folgen der Nachverdichtung im Viertel sind gravierend, schimpfen die Anwohner. Die Idylle im Wohngebiet hinter der Menterschwaige drohe zu verschwinden.

Viele Nachbarn fühlen sich dem „Bauwahnsinn“ hilflos ausgeliefert, wie sie berichten. Ein Zeichen setzen wollen sie trotzdem. Am Mittwochabend sind sie mit Transparenten und begleitet von Polizeiautos durchs Viertel gezogen. „Baumrecht statt Baurecht“, hatten sie sich auf die Fahnen geschrieben. Andreas Dorsch und Johannes Stöckel von der Bürgerinitiative Bündnis Gartenstadt gingen bei dem leisen Protest vorneweg. Gut 50 Anwohner folgten ihnen.

Los ging’s an der Gabriel-Max-Straße, wo an der Ecke zur Hermine-Bland-Straße ein altes Ensemble mit den fürs Viertel typischen gelben Häusern abgerissen werden soll. Allein hier im Quartier laufen sieben Bauanträge, sagt Andreas Dorsch. Die Gartenstadt im Wandel.

Auch an der Ecke zur Prößlstraße verändert sich das Straßenbild. Dort entsteht gerade ein Wohn-Ensemble im Fachwerkhaus-Stil. „Willkommen in Mittelfranken“, kommentiert Dorsch den Neubau nüchtern, „die Lokalbaukommission hat sich hier um den Baustil nicht gekümmert“. Ein paar ältere Damen stecken die Köpfe zusammen, sie kichern. „So eine Sauerei“, ruft ein Demonstrant, „die Häuser passen ja überhaupt nicht in die Gegend.“

Am Schmorellplatz 8 bleiben die Demonstranten vor dem „Hammergrundstück“ stehen. Auf dem Anwesen soll eine noch recht gut erhaltene Villa abgerissen werden. Geplant war ein etwa 40 Meter langer Neubau, der sich knapp 13 Meter in die Höhe zieht. Ob und wie das Grundstück schlussendlich bebaut wird, ist noch nicht entschieden. Die Stadt hat Anfang Juli im Rahmen eines Klageverfahrens eine zweite Bauvoranfrage abgelehnt. Der Bau sei zu hoch für die Gegend. Er drohe sogar höher als die „Amöbe“ zu werden, kritisieren Nachbarn – gemeint ist ein Wohnhaus in der Nähe, das über die drei gewohnten Stockwerke hinausragt.

Roman Telega hat seinen Garten schräg dahinter. Der Rentner steht am Zaun – die Villa am Schmorellplatz 8 liegt fast zum Greifen nahe. Eben hat er mit den Nachbarn demonstriert, die über die „Profitgier“ so mancher Bauherren schimpften.

Am Ende des Tages ist Roman Telega ratlos. „Wenn nebenan so hoch gebaut wird, schaue ich im Garten bloß noch auf die große Wand.“

 

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