Altstadt-Lehel: Historische Stadtmauer verhindert Unterflurcontainer
Der Bezirksausschuss möchte moderne, unterirdische Müllsammelstellen in der Altstadt, doch das scheitert am Denkmalschutz.
Altstadt/Lehel - Die Münchner City strotzt vor denkmalgeschützten Gebäuden. Dass sich dazu unter Gehwegen und Plätzen schützenswerte historische Bodendenkmäler finden – diese Perspektive nehmen die Münchner eher selten ein. Doch jetzt spricht die Stadt über Vergrabenes. Denn: Reste der historischen Stadtmauer verhindern gerade, dass Münchens Zentrum moderne und dringend benötigte Unterflurcontainer zur Müllsammlung bekommt.
Freie Flächen sind rar. Klagen von Anwohnern über fehlende Container für Glas, Papier und Kunststoff in der Altstadt und im Lehel reißen nicht ab. Mit dem Radl, mit dem Auto, mit der Tram schaffen Bürger regelmäßig ihre Verpackungsabfälle in benachbarte Stadtviertel – wo sie Container dafür finden.
Denkmalschutzbehörde: Keiner der Standorte hinnehmbar
Das lokale Stadtteilparlament Altstadt-Lehel beauftragte die Stadt, acht Standorte für Unterflurcontainer zu prüfen, die der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) vorgeschlagen hatte. Das Ergebnis: Keine Chance für diese moderne Form der Müllsammlung in der City. Die Untere Denkmalschutzbehörde lehnt jeden möglichen Standort als "nicht hinnehmbar" ab.
Nahe Isartor geht nichts: Zwei Standplätze in der Westenriederstraße, zwischen Sterneckerstraße und dem Isartor fallen flach. Denn unter der Erde verläuft die historische Stadtmauer. "Der Erhalt der Reste der Zwingermauer ist vorrangig", schreibt die Untere Denkmalschutzbehörde mit dem Baureferat zu dieser Ablehnung von Unterflurcontainern.

Nähe Prälat-Zistl-Straße waren sechs Müll-Einwurfschächte angedacht: gegenüber der Hausnummer 20 vor dem Hochbunker von 1941. Der zweite Standort sollte vor der Kloster- und Institutskirche der Armen Schulschwestern am Unteren Anger 2 sein: Doch auch dezente Müllschächte würden hier die Stadt-Optik beeinträchtigen. Sollte doch gegraben werden, rechnet die Denkmalbehörde mit in der Stadterde versteckten, mittelalterlichen und frühzeitlichen Siedlungsresten der ersten und zweiten Stadterweiterung Münchens. Ohne archäologische Voruntersuchung gibt es hier keine Grabungserlaubnis für moderne Müllcontainer.
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Abgelehnt wird auch der Standort Mariannenplatz im Lehel. Die Begründung dafür: Unterirdische Müllsammelcontainer stellen hier eine nicht hinnehmbare Beeinträchtigung der St.-Lukas-Kirche und des Ensembles "Platzfolge Lehel" dar. Wenn die Erde ausgehoben würde, sieht die Untere Naturschutzbehörde die großen Bäume am Platz in Gefahr. "Abfälle, die gar nicht erst entstehen, müssen auch nicht entsorgt werden", appelliert Evi Thiermann, Sprecherin Abfallwirtschaftsbetrieb, an die Münchner in der Innenstadt.
Das aktuelle Müll-Dilemma im Herzen Münchens beschreibt sie so: "Wir können Flächen für Containerstandorte nicht herzaubern und wir können Abfälle nicht wegzaubern."
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