Alte Diamalt-Fabrik in Allach: Hier gibt's bald Loft-Büros

In der alten Diamalt- Fabrik in Allach hat der Umbau begonnen für 5.000 Quadratmeter Büros im Industrie-Look. Sogar Werkswohnungen gibt es bei "The Malt". Jetzt beginnt die Suche nach einem Mieter.
von  Irene Kleber
Die Alte Suppenwürze von 1902 in Allach, Teil der ehemaligen Diamalt-Fabrik, wird zu "The Malt" umgebaut. Vorne (ohne Dach) ist die ehemalige Werkshalle zu sehen.
Die Alte Suppenwürze von 1902 in Allach, Teil der ehemaligen Diamalt-Fabrik, wird zu "The Malt" umgebaut. Vorne (ohne Dach) ist die ehemalige Werkshalle zu sehen. © Sigi Müller

Allach - Schon von außen ist der Anblick abenteuerlich. Wie das alte Gemäuer verwittert und sechsstöckig in den milchigen Himmel ragt. Die Fenster wie hohle Löcher, hoch oben hocken finstere Vögel auf dem First. Gänsehaut.

"Lost Place" statt produzierende Industrieanlage

Kein Wunder, dass junge Leute über Jahre in die Alte Suppenwürze in Allach eingebrochen sind, um das Gebäude als aufregenden "Lost Place" zu erkunden. Die Industrieanlage der Backmittel- und Suppenwürzefabrik Diamalt (ab 1902) war seit Jahren verlassen. Nur noch ein Schrottplatz, acht Fußballfelder groß, lag zuletzt drumherum.

Inzwischen geht heimlich einbrechen und Partys feiern nicht mehr - die AZ hat aber ganz offiziell einen Blick ins verlassene Innenleben des Gemäuers werfen dürfen.

Die Fassade der Suppenwürze erhalten, aber frisch gemacht: So stellen sich die Planer "The Malt" vor.
Die Fassade der Suppenwürze erhalten, aber frisch gemacht: So stellen sich die Planer "The Malt" vor. © MKP-Architekten, Optima-Aegidius

Denn die Münchner Optima-Aegidius-Gruppe, die die Alte Suppenwürze als "Liebhaber-Objekt" gekauft hat, baut bis Herbst 2023 die Fabrik um. Zu "The Malt", einem Loft-Schmuckstück mit 5.000 Quadratmetern Büros im Industrie-Look.

Wie das in eineinhalb Jahren mal aussehen wird, kann man sich gut vorstellen, wenn man die staubigen Treppen hochsteigt, bis hinauf unters Dach.

"Man könnte runde Aquarien durch die Decken einbauen"

Riesige lichte Industrieräume, teils mit Backsteinwänden, breiten sich da aus. An etlichen Wänden haben Jugendliche Graffiti hinterlassen. Vernietete Stahlträger aus der vorletzten Jahrhundertwende tragen fast vier Meter hohe Decken. Unterm Baustaub sind historische rote und weiße Bodenfliesen zu sehen, von denen etliche erhalten werden. Und in einigen Böden finden sich kreisrunde Löcher, anderthalb Meter Durchmesser, durch die einmal Silos ragten.

Wenn Michael Griesbeck, der Technische Leiter der Optima-Gruppe, hier die Arme ausbreitet und sich ausmalt, wie sich das gestalten ließe, kommt er ins Schwärmen. "Man könnte da runde Aquarien einbauen", sagt er, "durch mehrere Stockwerke, stellen Sie sich das mal vor."

Keine schlechten Aussichten. Hier: aufs ehemalige Kesselhaus mit Kamin.
Keine schlechten Aussichten. Hier: aufs ehemalige Kesselhaus mit Kamin. © Sigi Müller

Und aus dem vierten Stock sieht man nicht nur aufs historische Kesselhaus hinunter und über die Dächer hinweg, sondern im Süden sogar bis zu den Alpen.

Es soll ein neuer Lebensraum entstehen

Zum Gebäude gehört auch ein Anbau, der früher mal eine Werkshalle war. Und das 1.000 Quadratmeter große denkmalgeschützte Werkstattgebäude, aus der sich eine Gastronomie mit Biergarten oder Café machen ließe. Gleich nebenan soll schon diesen Herbst ein Neubau mit 20 Wohnungen, einer Kita und einer öffentlich zugänglichen Dachterrasse fertig sein, "ideal als Werks- oder Mitarbeiterwohnungen", erklärt Projektleiterin Petra Seifert.

Bleibt noch die Frage, wer wohl bald in "The Malt" einziehen wird? Gespräche, heißt es, laufen schon - aber nix ist fix. "Ein großer Mieter für das ganze Objekt samt Mitarbeiterwohnungen wäre natürlich perfekt", sagt Michael Griesbeck, "es ist ja jede Branche denkbar."

Aber freilich ist das Gebäude auch teilbar für verschiedene kleinere Firmen. Spannend wäre das Projekt auch als eine Art "Colab" für junge Start-up-Firmen, auch mit Ateliers für Prototypenbauer. Wer sich früh melde, könne auch noch Wünsche äußern, für die Innengestaltung. Man wird sehen.


Das war die Diamalt-Fabrik

Als 1902 die Backmittel- und Suppenwürzefabrik Diamalt zwischen dem Dorf Allach und der Bahnlinie München-Ingolstadt gebaut wurde (im äußersten Nordwesten Münchens), lagen drumherum fast nur Felder. Auf acht Hektar Land standen die Suppenwürze, das Kesselhaus mit rotem Kamin, in dem die Fabrik aus Steinkohle Strom erzeugt hat, eine Werkstatt und diverse andere Gebäude. Bis 1994 war die Diamaltfabrik in Betrieb. Danach war das Gelände lange ein Schrottplatz. Jetzt wird das Areal zwischen Ludwigsfelder-, Georg-Reismüller-Straße und den Bahngleisen bebaut. 721 Wohnungen sind so gut wie fertig, auch drei Kitas und ein Nachbarschaftstreff entstehen. Das Kesselhaus hat ein Privatmann gekauft und saniert. Bis Spätsommer 2023 soll aus der Suppenküche das Büro-Loft "The Malt" werden.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.