Alt-OB Kronawitter: Ein Mann mit Rückgrat

Alt-Oberbürgermeister Georg Kronawitter wird am Sonntag 85 Jahre alt. 15 Jahre lang regierte er München. Vor der SPD ging er nie in die Knie.
von  Willi Bock
Die Familie: Hildegard und Georg Kronawitter mit Florian (damals 2 Jahre) und Isabelle (damals 12).
Die Familie: Hildegard und Georg Kronawitter mit Florian (damals 2 Jahre) und Isabelle (damals 12). © Martha Schlüter

München Er wollte Bayerns erster roter Landwirtschaftsminister werden. Doch dann hat er über zwei Jahrzehnte Münchens Kommunalpolitik beackert: Der knorrige Georg „Schorsch“ Kronawitter. Dabei hat er sich als furchtloser Kämpfer gegen „die da oben“ und als unermüdlicher Anwalt der „kleinen Leute“ profiliert.

Am Sonntag wird er 85 Jahre alt. Generationen von Münchnern kennen ihn fast nur noch aus den Geschichtsbüchern, denn vor 20 Jahren ist er im Sommer 1993 für seinen Kronprinzen Christian Ude (SPD) zurückgetreten. Noch immer blitzt der Schalk aus seinen Augen, und seine Listen und Finten sind Legende im Rathaus.

Georg Kronawitter, der Bub von einem ärmlichen Bauernhof in dem kleinen Dorf Oberthann war nicht der strahlende Held wie sein Nachfolger Christian Ude. Eher eine unbeugsame, unbestechliche Kämpfernatur. „Ich gebe mein Rückgrat nicht an der Parteigarderobe ab“, war sein dauerndes Credo. Das brachte ihm in der Partei Feinde und außerhalb der SPD großen Respekt ein.

Georg Kronawitter ist am 21. April 1928 in Oberthann bei Pfaffenhofen geboren. Von 1972 bis 1978 und von 1984 bis 1993 war er OB in München. Vorher und nachher saß er im Landtag: von 1966 bis 1972 und von 1994 bis 1998. In der AZ erzählen Weggefährten und frühere Mitarbeiter Anekdoten aus dem Leben mit dem Alt-Oberbürgermeister.

Für den Chef gab es immer ein Extrastückerl Kuchen

Christine Rauch, seine von allen hoch geschätzte Vorzimmer-Assistentin über Georg Kronawitter:

„Eines Tages musste ich binnen Minuten eine Unterschrift von Herrn Kronawitter einholen und dabei eine wichtige Besprechungsrunde stören. Ich stand zuerst lautlos da und wartete. Die Minuten verstrichen, und er wollte sich partout nicht ablenken lassen. Als er zu seinem Redehöhepunkt ansetzte, den er mit hoch erhobenen Armen unterstrich, angelte ich mir, ohne zu überlegen, seine rechte Hand und führte sie zu meiner Unterschriftenmappe. Zuerst sah er mich überrascht an, und als ich schon glaubte, er würde ärgerlich reagieren, meinte er schmunzelnd: ,Jetzt sehen Sie, wer mir hier die Hand führt!’

Herr Kronawitter war auch dem Süßen nicht abgeneigt. Meine Mutter brachte mir immer wieder einmal frisch aus dem Rohr noch warmen Apfelstrudel ins Büro, damit die Tochter das Essen nicht vergisst. Herrn Kronawitter stellte ich ein Stückerl davon auf den Schreibtisch. Kurz darauf wurde ich ins Amtszimmer gerufen und er meinte: ,Holen Sie mir doch noch einmal so einen Strudel aus dem Geschäft, der schmeckt genau so, wie ich ihn noch von meiner Mutter kenne.’ Das Extrastückerl ist dann regelmäßig auf seinem Schreibtisch gestanden.“

Was weitere Mitstreiter und Weggefährten zu seinem 85. Geburtstag über den "roten Schorsch" zu sagen haben, lesen Sie in der Print-Ausgabe.

 

 

 

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