Als die Polizei schlichten wollte, schoss Hassan A.
München – Die vielen kleinen Details, die die Polizei inzwischen rund um das Eifersuchtsdrama, das sich am Dienstagabend in der Zentnerstraße abspielte, ermittelt hat, fügen sich langsam zu einem großen Bild zusammen.
Wie bereits berichtet gab es zwischen dem späteren Täter Hassan A. (40) und seiner von ihm getrennt lebenden Frau Lailan (24) einen erbitterten Streit um das Sorgerecht für die zwei gemeinsamen Kinder. Deshalb hatten beide am 19. April voneinander unabhängige Termine bei einer Gutachterin in der Maxvorstadt.
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Offenbar kam Hassan A. gegen 15.00 Uhr gerade von seinem Termin, als er vor der Türe seiner Frau und ihrem neuen Freund über den Weg lief. Dort kam es zu einem kurzen Streit, der damit endete, dass Lailan wie geplant ihren Termin bei der Gutachterin wahrnahm, während ihr Freund in einem nahegelegenen Café auf sie wartete. Doch die kurze Begegnung scheint bei Hassan A. so viel Wut ausgelöst zu haben, dass er zurück zu seiner Wohnung in Pasing ging und sich von dort eine Pistole holte.
Bei der späteren Tatwaffe handelt es sich um einen umgebauten Schreckschuss-Revolver, das Modell "Arminius" des deutschen Herstellers Hermann Weihrauch Revolver GmbH. Eigentlich eine verhältnismäßig harmlose Schreckschuss-Waffe, doch die handliche Pistole war illegal "scharf gemacht" worden. Bei dem Umbau wurde die Blockierung im Lauf der Waffe entfernt, so dass mit ihr klassische Projektile es Kalibers 38 Special verschossen werden können. Hassan A. hat sich den Revolver nach derzeitigem Ermittlungsstand in Tschechien besorgt, wo vermutlich auch der Umbau der Waffe durchgeführt worden war.
Hassan A. schoss auch auf die Polizisten
Als Hassan A. wieder zu dem Café kam, in dem Lailans neuer Lebensgefährte auf sie wartete, flammte der Streit zwischen den zwei Männern sofort wieder auf. Lailan empfand diese Situation als so bedrohlich, dass sie die Polizei rief.
Was dann passierte, ist wohl als dramatische Eskalation einzustufen: Zwei Zivilpolizisten waren dem Notruf gefolgt und recht schnell in der Zentnerstraße eingetroffen. Dort versuchten sie, den Streit zu schlichten und die beiden Männer zu beruhigen. Doch stattdessen rastete Hassan A. völlig aus: Er zog seinen Revolver und feuerte auf seinen Nebenbuhler.
Was als vermeintlich harmloser Streit begonnen hatte, war binnen Sekunden zu einer wilden Schießerei eskaliert. Nach derzeitigen Ermittlungsergebnissen gab Hassan A. mindestens sechs Schüsse ab, davon offenbar auch mehrere in Richtung der Polizisten. Demnach muss der Iraker seine Waffe sogar zwischendrin nachgeladen haben.
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Die Beamten wiederum schossen daraufhin 15 Mal auf Hassan A. Die Magazine ihrer achtschüssigen Heckler & Koch P7 Pistolen schossen sie also nahezu komplett leer. Hassan A. wurde dabei am Bein getroffen. Tragischerweise traf ein Querschläger oder ein direkter Schuss aus der Dienstwaffe auch Hassans Opfer. Der junge Syrer liegt nachwievor im künstlichen Koma und schwebt weiterhin in Lebensgefahr.
Der Haftrichter hat gegen Hassan A. Haftbefehl wegen versuchten Mordes an dem 24-jährigen Syrer sowie wegen zweifachen versuchten Totschlages an den Polizeibeamten erlassen.