Alles in einer Kiste

Kunst, Bier und Bar – die Kiste vereint all das in sich – und ähnelt im übrigen stark einem Wohnzimmer.
von  Daniel Gahn
Schwabings Nachtleben kommt an: Kiste-Barchef Philip Weiss schenkt ein - und die Gäste sind in Feier-Stimmung.
Schwabings Nachtleben kommt an: Kiste-Barchef Philip Weiss schenkt ein - und die Gäste sind in Feier-Stimmung. © Daniel von Loeper

Schwabing - Was ist eigentlich aus Schwabing geworden? Es ist eine halbe Ewigkeit her, als Fanny Gräfin zu Reventlow das Lebensgefühl des Stadtteils in nur einem Satz auf den Punkt brachte: „Schwabing ist kein Ort, sondern ein Zustand.“ Die Zustände sind mittlerweile andere und Freigeister und Feiervolk sind in Schwabing kaum mehr zu finden. Die wilde Zeit scheint lang vorbei, doch nun keimt wieder Hoffnung für das Schwabinger Nachtleben auf.

Ende Februar hat in der Siegesstraße die Kiste aufgemacht, die die alten Zeiten wieder aufleben lassen will. Kunst und Nachtleben beim Bier vereint. Bunt, frei und entspannt: Das ist das Credo der Bar von Severin Atzinger und Markus Mutschler. „Ich wollte, dass die Bar so aussieht wie mein Wohnzimmer“, beschreibt Atzinger das gestalterische Konzept der Kiste. Es ist dunkel und der Laden wirkt auf angenehme Weise ein bisschen verrucht. Die Möbel könnten gut und gerne noch aus der guten alten Schwabinger Zeit stammen und hinter der Bar steht der alte Kühlschrank der Schwabinger 7. Zwar ist die Kiste neu, aber die Mischung aus Club und Bar macht den Eindruck, als gäbe sie es hier schon eine Ewigkeit.

Überall in der Bar finden sich kleinere und größere Kunstwerke. In den Toiletten haben die Betreiber in nächtelanger Arbeit die Kacheln mit Edding bemalt und die Tür hinter der Theke zieren filigran gezeichnete Gesichter. Andernorts würde das Schnappatmung bei Kunstschaffenden auslösen und sogleich eine Vernissage einberufen werden. In der Kiste gehören solche künstlerischen Elemente auf ganz natürliche Art und Weise zum Erscheinungsbild der Bar.

Zu späterer Stunde und am Wochenende, wenn wechselnde DJs die Gäste mit elektronischen Klängen in Bewegung bringen und über die Beton Theke Bier (kleines Helles für 1,40 oder Tilmans 0,5l für 3,20 Euro) und erstaunlich günstige Longdrinks (6,80 Euro) gehen, könnte man fast meinen, dass die Kiste irgendwo am Gärtnerplatz oder auf der Feiermeile zwischen Stachus und Sendlinger Tor liegt.

Schwabings Nachtleben ist endlich zurück – zumindest in der Siegesstraße.

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