Aktionsplan gegen Lärm: Tempo 30 auf dem Ring

Die Stadtverwaltung schlägt einen Versuch auf der Brudermühlstraße vor: Dort, über dem Mittleren-Ring-Tunnel, soll der Verkehr gebremst werden. Dabei würden die Lärmpegel gemessen.
Julia Lenders |
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Jeden Tag düsen fast 19 000 Fahrzeuge über die etwa 800 Meter lange Brudermühlstraße. Die 1300 Anwohner müssen's aushalten.
Street View Jeden Tag düsen fast 19 000 Fahrzeuge über die etwa 800 Meter lange Brudermühlstraße. Die 1300 Anwohner müssen's aushalten.

 MÜNCHEN - Autos, Lastwagen, Züge, Trams, U-Bahnen – mancherorts müssen die Münchner ganz schön viel Lärm aushalten. Was kann man dagegen tun? Wie wird es leiser? Die Stadtverwaltung hat diverse Lärmkarten und ihr Konzept gegen den Straßenkrach in einen Aktionsplan gepackt. Eine Richtlinie der EU hatte die Kommunen verpflichtet, einen solchen zu entwerfen.

Heute wollte sich Umweltreferent Joachim Lorenz den Aktionsplan von den Stadträten absegnen lassen. Doch jetzt wird das Thema wohl wieder vertagt. CSU und SPD haben noch Beratungsbedarf. Auch wegen einer neuen Idee, die Lorenz in puncto Lärmschutz vorschlägt: Auf der Brudermühlstraße soll – über dem Mittleren-Ring-Tunnel – ein Verkehrsversuch gestartet werden. Sofern eine Untersuchung ergibt, dass der Testlauf überhaupt machbar ist. Autos und vor allem auch die Laster zur Großmarkthalle würden dann ausgebremst. Und dürften nur noch Tempo 30 statt wie jetzt Tempo 50 fahren.

Mit dem Kreisverwaltungsreferat ist dieser Vorstoß abgestimmt. Während des Versuchs soll dann ausgemessen werden, wie sich der Lärmpegel durch die Geschwindigkeitsbegrenzung entwickelt.

Tempo 30 – war da nicht was? Vor gut einem Jahr hatte das Thema Lärm für Krach im Rathaus gesorgt. Damals gingen die Vorschläge der Verwaltung weiter: Für zehn Hauptstraßen sollte die Einführung eines solchen Limits geprüft werden. Außer den Grünen konnte sich niemand für die Idee erwärmen. SPD, CSU und FDP stimmten dagegen.

Das rief auch Missfallen hervor: Sieben Bezirksausschüsse und 20 Bürger, die sich zum Aktionsplan äußerten, forderten dennoch eine Geschwindigkeitsreduzierung.

Jetzt also steht eine abgespeckte Version zur Debatte – mit dem Verkehrsversuch in der Brudermühlstraße. Und dort auch nur überirdisch. Dieser Teil, so meint Referent Lorenz, bietet sich an, „da hier der Hauptverkehrsstrom im Tunnel fließt und der Oberflächenverkehr hauptsächlich der Verteilung und Erschließung dient“. 1300 Menschen leben an Straße, über die täglich fast 19 000 Autos und Laster fahren.

Grundsätzlich bleiben das Umwelt- und das Kreisverwaltungsreferat bei ihrer Ansicht, dass Tempo 30 bei bestimmten Konstellationen auch auf Hauptstraßen eine „wirksame und sinnvolle Lärmminderungsmaßnahme“ sein kann.

Wie geht’s jetzt weiter? Zuerst muss der Stadtrat entscheiden, ob der Testlauf in Sendling theoretisch in Betracht kommt – und das KVR sich anschauen soll, ob er möglich wäre. Sofort starten könnte der Versuch eh nicht. Denn wegen einer großen Baustelle an der Nordseite der Brudermühlstraße wären die geplanten Lärmpegelmessungen nicht aussagekräftig.

Was sagen die Parteien dazu? CSU-Fraktionschef Josef Schmid berichtet aus der gestrigen Fraktionssitzung: „Die erste Diskussionswelle war weiterhin ablehnend.“ Tagsüber habe die Straße eine wichtige Funktion – zur Erschließung des Viertels und als Zubringer der Großmarkthalle. Da müsse man sehr vorsichtig sein. Die CSU will heute eine Vertagung des Themas beantragen. Damit die einzelnen Maßnahmen nochmal bewertet werden können.

Auch die SPD ist eher skeptisch – und braucht mehr Zeit, die buchdicke Stadtratsvorlage durchzuarbeiten.

Grünen-Rätin Sabine Nallinger hat dagegen keine Bedenken gegen den Testlauf: „Das schlägt die Verwaltung ja nicht aus Jux und Tollerei vor.“ Die Lärm-Werte seien erheblich überschritten. Außerdem gebe es eine Alternative für den Durchgangsverkehr – in Form des „teuren Tunnelbauwerks“.

 

 

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