Akku vom Wannenlift leer: Rentnerin zwei Tage im Bad gefangen

München - Eines steht für Rosi S. fest. „In eine Badewanne setz’ ich mich in meinem Leben nicht mehr rein“, sagt die 79-jährige Münchnerin „Ab jetzt wird nur noch geduscht“. Mindestens zwei Tage saß sie in ihrer Wanne fest, bis die Feuerwehr sie schließlich befreite.
Trotz ihrer 79 Jahre ist Rosi S. noch rundum fit und gesund. Seit dem Tod ihres Mannes lebt die frühere Siemens-Mitarbeiterin allein in einer Wohnung im dritten Stock eines Mietshauses in Laim. Das Haus hat keinen Lift. Trotzdem erledigt die Rentnerin alles ohne fremde Hilfe: Einkaufen, Arzt- und Behördengänge, was so im Alltag eben anfällt.
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Am letzten Wochenende ließ sie sich ein heißes Bad ein. „Das brauch’ ich zur Entspannung“, sagt Rosi S. Ob es Samstag oder Sonntag war, kann sie sich nicht mehr genau erinnern.
Sie benützte den Wannenlifter, der ihr beim Ein- und Aussteigen hilft. „Es war erst das zweite Mal, dass ich das Gerät benützt habe“, erzählt die 79-Jährige. Der Sitz senkte sich mit einem leisen Summen in die geflieste Wanne, und Rosi S. glitt sanft ins heiße Wasser. Alles schien perfekt. Als sie nach einiger Zeit zu frösteln begann, wollte sie wieder raus. Rosi S. sagt: „Ich hab’ auf den Knopf gedrückt, aber nichts rührte sich.“ Der Akku des Geräts war leer.
Die 79-Jährige saß fest und kam aus eigener Kraft nicht mehr raus: „Anfangs hab ich mir gedacht, das schaffst du.“ Aber es ging nicht.
Sie wollte um Hilfe rufen. Doch sie wohnt im obersten Stockwerk. „Keiner der Nachbarn hätte mich gehört“, glaubt die 79-Jährige, deshalb versuchte sie es erst gar nicht.
Stunde um Stunde verging. „Immer, wenn mir kalt wurde, habe ich heißes Wasser einlaufen lassen“, schildert Rosi S. ihre Gefangenschaft. Wenn sie Durst bekam, drehte sie den anderen Hahn auf. Wasser war das Einzige, an dem es ihr nicht mangelte. Draußen wurde es dunkel: Rosi S. steckte in der Wanne fest. Die Sonne ging am nächsten Morgen auf: die Rentnerin saß noch immer im Bad.
Irgendwann tat ihr der Rücken weh vom langen Sitzen: „Das war unangenehm.“ Hunger hatte sie eigenartigerweise nicht: „Da hab ich gar nicht daran gedacht“, erzählt sie.
An ihr Telefon kam die Rentnerin nicht heran. Wer geht schon mit Handy ins Bad? „Angst hatte ich keine, ich war überzeugt, dass es irgendwie gutgeht“, erzählt die Rentnerin.
Die Rettung war eine Nachbarin aus dem ersten Stock. Der war aufgefallen, dass der Postkasten der Seniorin überquoll und sie die Zeitung nicht holte.
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Die Frau verständigte am Montagmittag den Notruf. Da saß Rosi S. zwei, wenn nicht sogar drei Tag in ihrer Badewanne fest. Feuerwehrmänner traten die Tür ein und fanden die Rentnerin im Bad. Die Retter halfen ihr auf die Beine. „Die wollten mich runter zum Sanka tragen“, sagt sie, „so weit kommt’s noch. Ich hab mir etwas übergezogen, hab meinen Stock genommen und bin selbst die Treppen runter.“
Die Tage in der Badewanne hat sie heil überstanden. Jetzt freut sie sich schon auf zu Hause, auf ihren Fernseher und auf ihr weiches Bett. Wieder daheim, will sich die 79-Jährige einen Notsender für Senioren zulegen. „Noch einmal passiert mir so etwas nicht“, sagt die Münchnerin.