Ärger um Marvins (2) Grab: Die Autos müssen weg!

Der kleine Marvin starb 2013 mit knapp drei Jahren an einem Tumor, jetzt gibt es Ärger wegen seiner Ruhestätte. „Die Autos müssen weg“, sagt die Friedhofsverwaltung.
Thomas Gautier |
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Marvins Eltern haben das Grab ihres Sohnes in Untermenzing liebevoll geschmückt.
Daniel von Loeper 5 Marvins Eltern haben das Grab ihres Sohnes in Untermenzing liebevoll geschmückt.
Antje und Yalcin Yildirim wollen die blauen Plastikautos auf Marvins Grab behalten: „Da liegt ein Kind, das sollen alle sehen!“
Daniel von Loeper 5 Antje und Yalcin Yildirim wollen die blauen Plastikautos auf Marvins Grab behalten: „Da liegt ein Kind, das sollen alle sehen!“
Marvin in einem Kinderkarussell: „Er hat Autos geliebt“, sagt seine Mutter Antje Yildirim.
privat 5 Marvin in einem Kinderkarussell: „Er hat Autos geliebt“, sagt seine Mutter Antje Yildirim.
Marvin Yildirim ist 2013 mit knapp drei Jahren an Krebs gestorben.
privat 5 Marvin Yildirim ist 2013 mit knapp drei Jahren an Krebs gestorben.
Marvins Eltern haben das Grab ihres Sohnes in Untermenzing liebevoll geschmückt.
Daniel von Loeper 5 Marvins Eltern haben das Grab ihres Sohnes in Untermenzing liebevoll geschmückt.

Untermenzing - Marvin war ein Kämpfer, sagt sein Vater Yalcin. „Wie er im Buche steht", sagt seine Mutter Antje – ein Kämpfer gegen den Krebs: Erst neun Blöcke Chemo, dann Stammzellentherapie. Der Tumor in seiner kleinen Lunge lässt sich aber nicht besiegen.

Am 7. August 2013, kurz vor seinem dritten Geburtstag, stirbt Marvin Yildirim.

„Unser kleiner Engel, wir haben gehofft und gekämpft, aber leider hattest du keine Kraft mehr und bist fortgegangen in eine andere Welt, wo du keine Schmerzen mehr erleiden musst“, haben seine Eltern auf ein kleines Plakat geschrieben. Es hängt am provisorischen Holzkreuz – ein letzter Abschied von ihrem „Wunschkind", wie Antje Yildirim sagt.

„19 Monate haben wir gekämpft“, sagt seine Mutter. „Aber er hatte keine Chance.“ Jetzt kämpfen die Eltern weiter – gegen die Friedhofsverwaltung.

Worum es da geht, ahnt man beim ersten Blick auf Grab 0009, Gräberfeld 1, Reihe 1: Das Holzkreuz, der Plastikbagger, die Laterne, die Puppe von der Cousine, das weiß-blaue Windrad – und die 28 blauen Plastikautos, eines hinter dem anderen aufgereiht.

„Marvin hat Autos geliebt“, sagt seine Mutter (42). Deshalb haben sie sie auf die noch leicht lockere Erde gelegt.

Die Gräber rundherum sehen anders aus – alle irgendwie gleich: grün-grau, mit Grabsteinen, roten Kerzen, mit Erika, Dahlien und Zwergmispeln. Genau das sei das Problem, sagen die trauernden Eltern.

Die blauen Plastikautos müssen weg, habe ihnen ein Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung habe Anfang April am Telefon gesagt. „Er meinte: Das sind zu viele. Bis Ostern müssen sie weg, sonst kriegen wir ein Bußgeld!“

Eine Woche später kommt auch eine Mail der Friedhofsverwaltung. Man habe Verständnis, schreibt eine Mitarbeiterin darin. Aber: „Der neue Teil des Friedhofs Untermenzing zeichnet sich insbesondere durch sein ,grünes’ Erscheinungsbild aus.“

Heißt das also: Blaue Autos passen nicht in die Umgebung?

Die Yildirims sind empört: „Das ist ein Unding!“, sagt Yalcin, der jeden Tag seinen Sohn besucht. „Ich möchte das Grab meines Sohnes einfach kindgerecht schmücken. Aber die wollen hier eine Parkanlage! Es ist so traurig“, sagt der Schlosser. Und dann, verzweifelt: „Wie sieht das denn aus, wenn ich sein Grab so mache wie all die anderen?“

Die AZ fragt nach bei der Städtischen Friedhofsverwaltung. Sprecherin Katrin Zettler sagt, dass die Autos erst um den Grabhügel herum lagen. „Die Trauer der Familie ist absolut selbstverständlich“, sagt Zettler. Auch ein Bußgeld müssten sie nicht fürchten, das sei ein Missverständnis gewesen.

Laut Friedhofsverwaltung dürften die Gräber in Untermenzing aber keine künstlichen Einfassungen aus Stein, Metall oder Kunststoff haben.

Yalcin Yildirim habe die Autos nach der ersten Mitteilung auf den Grabhügel gelegt – doch auch das wird er ändern müssen, sagt Zettler. „Die Plastikautos müssen weg, allerdings nicht sofort.“ Grundsätzlich habe man zwei Jahre Zeit für die Grabgestaltung, im Falle der Yildirims also bis August 2015.

Das provisorische Holzkreuz müsse auf jeden Fall weg, anderes dürfe bleiben, wie es ist, etwa der Bagger. Die Autos aber nicht – jedenfalls nicht alle: „Vereinzelte“ dürften die Yildirims weiter in der Mitte des Grabes legen.

„Plastik ist in der Friedhofsverwaltung eigentlich nicht vorgesehen“, sagt Zettler. „Es ist aber ein Kindergrab, da machen wir natürlich eine Ausnahme.“

 

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