Absinkender Bordstein in Sendling: Wer und was ist hier verantwortlich?

Am Sendlinger Kirchplatz sinkt seit Monaten immer wieder ein Teil des Gehwegs ab. Was für die Verwerfungen an der Oberfläche sorgt, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.
von  Lukas Schauer
Der Gehweg an der Kidlerstraße sieben ist mehrere Zentimeter abgesenkt.
Der Gehweg an der Kidlerstraße sieben ist mehrere Zentimeter abgesenkt. © privat

Sendling - Rund um den Sendlinger Kirchplatz registrieren Anwohner seit mehreren Monaten vermehrt Verwerfungen in Gehsteigen und an den Mauern der Häuser. Besonders auffällig ist das Phänonem vor dem Anwesen Kidlerstraße 7.

Dort sinkt seit Monaten immer wieder ein kleiner Teil des Borsteins rund 30 Zentimeter ab, wie ein Anwohner und Hausbesitzer der AZ berichtet. "Das Baureferat der Stadt schickt immer nur einen Bautrupp, der die Grube auffüllt und die Gehwegplatten neu verlegt. Um das eigentliche Problem und dass auch angrenzende Gebäude gefährdet sein könnten, kümmert sie sich nicht", erzählt Anwohner Nikolaus M. der AZ.

Gehweg sinkt 30 Zentimeter ab

Beim Vor-Ort-Termin der AZ ist der Gehweg an der entsprechenden Stelle tatsächlich frisch renoviert, wie gut zu erkennen ist. M. zeigt der AZ weitere Stellen, teils nur wenige Meter entfernt, an denen der Boden ebenfalls Verwerfungen aufweist. Der alteingesessene Sendlinger sagt: "Es handelt sich hierbei um eine Ausspülung von Feinteilen im Untergrund durch den Grundwasserstrom." Das Wasser fließe von der Harras-Hangkante in Richtung Implerstraße und von dort weiter zur Isar. Die Häuser direkt am Sendlinger Kirchplatz seien besonders von den Ausspülungen betroffen.

Selbe Stelle, einige Tage später: Der Bordstein ist repariert.
Selbe Stelle, einige Tage später: Der Bordstein ist repariert. © ls
Auch wenige Meter weiter kann man Verwerfungen im Boden erkennen.
Auch wenige Meter weiter kann man Verwerfungen im Boden erkennen. © ls

Die Problematik sei auch nicht neu, erklärt M. weiter. Er sei bereits vor mehreren Jahren mit der Stadt diesbezüglich im Austausch gewesen, das Baureferat hatte seinerzeit sogar Gutachten durchführen lassen. Eine Vermutung, warum das Phänomen derzeit wieder vermehrt auftritt, hat M. dennoch: Schuld könnte die Großbaustelle zwei Blöcke weiter an der Alram-/Ecke Aberlestraße sein. Dort werden auf dem ehemaligen Rewe-Gelände Luxus-Wohnungen gebaut - und massiv Grundwasser weggepumpt.

Keine Auffälligkeiten feststellbar, sagt die Stadt

Was also hat es mit den absinkenden Altbauten auf sich? Nachfrage bei der Stadt - und die Antwort überrascht: "Das Baureferat hat in dem genannten Bereich an der Kidlerstraße in den letzten Jahren keine Absenkungen des Gehwegs ausgebessert. Dem Straßenunterhalt sind hierzu weder Beschwerden bekannt noch gab es entsprechende Ergebnisse im Rahmen der regelmäßigen Verkehrssicherheitskontrolle."

Auch das Referat für Klima- und Umweltschutz teilt mit, keinerlei Auffälligkeiten bezüglich des Grundwassers festzustellen. Der Bereich liege "im Übergang von der würmzeitlichen Niederterrasse zur spätwürmzeitlichen Altstadtstufe", erklärt das Referat, "daher wird das Grundwasser hier aus natürlichen Gründen bereits bei 5 – 6 Meter unter der Geländeoberkante angetroffen."

Weiter heißt es: "Setzungsschäden durch Grundwasser entstehen durch weiträumige Grundwasserabsenkungen, wodurch sich der Boden durch den Wegfall des Auftriebs setzen kann."

Also doch die Baustelle? Feststellbar sei das nicht, schreibt das Referat: Es gebe "keine Auffälligkeiten, die auf eine weiträumige Grundwasserabsenkung oder auf eine Hochwassersituation im Grundwasser hinweisen."

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