Abriss des Aigner-Quartiers: Wohnungen statt Weltmarke

Sendling - München gilt als Modestadt - und eine Weltmarke aus München ist Etienne Aigner. Das Monogramm ist prägnant. Es hat ein A - in der Form eines Hufeisens.
Nähe Harras hatte die Prestigemarke von 1965 bis 2019 unter anderem ihre Designbüros, die Verwaltung und die Logistik. Als die Räumlichkeiten in der Marbachstraße 9 zu eng wurden, zog Aigner in die Zielstattstraße 27 um.
Details zu neuen Plänen werden noch bekanntgegeben
Seit drei Jahren stehen die Gebäude im alten Firmengelände in Sendling-Westpark also leer. Der aktuelle Eigentümer, die Wiener Immobilienfirma Süba, will die Bauten abreißen. Zunächst sollten in zwei Neubauten Mietwohnungen entstehen, doch dieser Bebauungsplan wird ersetzt, bestätigt Ingo Trömer, Sprecher des Planungsreferats.
Die aktuellen Pläne sollen im Herbst bekanntgegeben werden. Claudia Desbalmes vom Marketing der österreichischen Süba sagte am Mittwoch: "Das Projekt befindet sich in der Planungsphase. Wir können noch keine Details sagen."
Günter Keller (SPD), Chef des BA Sendling-Westpark, kennt das Objekt bislang nur von außen. "Wir würden es sehr begrüßen, wenn hier bezahlbarer Wohnraum entsteht mit normalen Preisen. Luxuswohnungen gibt es schon genug", sagt der Lokalpolitiker.
Das Grundstück war gewerblich genutzt. "Wir Lokalpolitiker werden von dem Vorhaben unterrichtet", erklärt Keller. Im Innenhof der Marbachstraße 9 wurden Lederwaren, wie Handtaschen, Gürtel und Geldbörsen entworfen. Der Ort wird sich verwandeln.
Lage an der S-Bahn macht Luxuswohnungen unwahrscheinlich
Dass die österreichische Süba, die sich "Bauträger für exklusive Immobilien" nennt, in Sendling Luxuswohnungen plant, kann sich Günter Keller jedoch nicht vorstellen: "Dafür passt die Lage nicht. Die Marbachstraße führt entlang der S-Bahn-Trasse und die BOB fährt hier auch. An dieser Straße ist es laut."
Mit Zwischennutzungsprojekten hat der Stadtviertelbürgermeister inzwischen Erfahrung: An der Ecke Fürstenrieder-/Waldfriedhofstraße hat Eigentümer Bauwerk einen leerstehenden Büro- und Ladenkomplex jungen Münchner Künstlern zur Verfügung gestellt. Für einen Sommer nennt sich das Abrissobjekt "Gabriele" und bietet Raum für Ateliers und Graffiti-Experimente.
Über 50 Jahre war das Areal der Lederfirma beim Harras belebt
Kann Günter Keller ein ähnliches Jugend-Projekt auch in der Marbachstraße sehen? "Ich kann mir vorstellen, die Aigner-Gebäude bei einem Termin mit den Eigentümern zu besichtigen, ob sie dafür geeignet sind", sagt der BA-Chef.
Über 50 Jahre war das Areal der renommierten Lederfirma beim Harras belebt. Designer, Buchhalter und Handwerker hatten im Etienne-Aigner-Quartier ihre Arbeit. "Alles ist besser als Leerstand", findet jetzt Stadtteilpolitiker Günter Keller.
Die Wiener Firma Süba steht einer Zwischennutzung der Abrisshäuser ablehnend gegenüber: "Eine Pop-up-Nutzung ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich", sagte am Mittwoch eine Süba-Sprecherin. Es stellt sich die Frage, ob das das letzte Wort ist.