20 Meter hoher Baum umgefallen: Wie sicher stehen die Robinien in der Feilitzschstraße?

Einen Tag nachdem in der Feilitzschstraße in Schwabing ein 20 Meter hoher Baum umgestürzt ist, untersuchen Baum-Experten das Wurzelwerk. Und der BA-Chef fordert mehr Platz für Straßenbäume.
von  Irene Kleber
Nur noch diese Reste der 20 Meter hohen Robinie sind am Tag nach dem Baumsturz zu sehen.
Nur noch diese Reste der 20 Meter hohen Robinie sind am Tag nach dem Baumsturz zu sehen. © Daniel von Loeper

Schwabing - Immer wieder laufen Passanten an dem Wurzelloch im Gehsteig vorbei – dort, wo am Dienstagvormittag die 20 Meter hohe Robinie an der Feilitzschstraße einfach so umgestürzt ist.

Die Stelle ist nun mit einem rot-weißen Flatterband abgezäunt. Mancher bleibt kopfschüttelnd stehen und fragt sich wohl, wie das passieren konnte. Andere schauen ein wenig sorgenvoll auf die Nachbarbäume in der Straße.

Experten suchen nach Ursache für den Baumsturz

Verletzt wurde am Dienstag niemand, zum Glück. Aber kann man sicher sein, dass wenigstens die anderen vier Robinien, die in Richtung U-Bahn Münchner Freiheit im Gehweg stehen, standfest sind?

Am Mittwochnachmittag sind Baum-Experten unterwegs, auf der Suche nach der Ursache für den Baumsturz. Die Stadt hat einen externen Gutachter bestellt, der das klären soll. Ein offizielles Ergebnis liegt noch nicht vor.

Baum-Experten untersuchen die übrigen Robinien in der Feilitzschstraße.
Baum-Experten untersuchen die übrigen Robinien in der Feilitzschstraße. © Daniel von Loeper

Fragt man aber Baumpfleger danach, was passiert sein könnte, ist fast unisono zu hören: Es könnte Wurzelfäule gewesen sein – und die sei von außen bei einer normalen Sichtkontrolle (die hat es in der Feilitzschstraße zuletzt im März gegeben) nicht zu erkennen.

"Starke Versiegelung kann dazu führen, dass die Wurzeln verletzt werden", erklärt etwa der Pasinger Baumpfleger Christoph Chevallier, "und das wiederum kann dazu führen, dass Pilze die angegriffenen Wurzeln auffressen." Denkbar sei, dass einer der letzten Gewitterstürme die Schwabinger Robinie so gelockert hat, dass sie zwar noch eine Weile stehengeblieben ist, dann aber doch plötzlich umstürzte – vermeintlich ohne Anlass.

Mit einem Zugversuch kann die Standfestigkeit getestet werden

Ein kranker Straßenbaum in einer Reihe bedeute nicht, dass auch die Nachbarbäume krank sein müssen, man müsse das Ergebnis des Gutachtens abwarten. Dennoch: "Wären das meine Bäume, würde ich zeitnah eine eingehende Untersuchung zur Standfestigkeit machen." Einen sogenannten Zugversuch etwa. Dabei wird mit einem Gewicht von bis zu 1,5 Tonnen am Baum gezogen, um zu prüfen, ob und wie er nachgibt. Kostenpunkt: rund 1.000 Euro pro Baum.

Die Robinie ist an den Wurzeln abgebrochen und hat Pflastersteine herausgerissen.
Die Robinie ist an den Wurzeln abgebrochen und hat Pflastersteine herausgerissen. © Irene Kleber

Patric Wolf, Chef des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann (CSU) jedenfalls will mehr als nur Standfestigkeitsprüfungen in seinem Viertel.

"Ich glaube, wir müssen mit Blick auf den Klimawandel überhaupt umdenken in Bezug auf unsere Straßenbäume", sagt er zur AZ. "Die Bäume haben Stress mit dem kleinen Wurzelraum, den wir ihnen lassen. Wir haben sie viel zu sehr einbetoniert und eingepflastert, wir müssen ihnen mehr Luft für ihre Wurzeln geben." Da müsse jetzt – und nicht nur in Schwabing – alles "auf den Prüfstand".

"Nicht nur die Gehwege, aus denen wir Pflaster rausnehmen müssen", sagt Wolf. "Ich glaube auch, dass manche Freischankflächen zu eng an den Bäumen stehen. Darüber müssen wir reden, auch wenn das Geschrei dazu groß sein wird."

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