Stadtteil-Aktivist Fritz Wickenhäuser ist tot

München - Fritz Wickenhäuser war ein warmherziger, ein außergewöhnlich freundlicher Mann. Einer, der stets ausstrahlte, sich sehr zu freuen, die Mitmenschen wieder zu treffen. Er war ein Netzwerker, ein eigener Kopf, ein Anpacker. Wickenhäuser war: Mister Bahnhofsviertel.
Seine Lebensgeschichte ist eng mit dem bunten Straßengewirr südlich des Bahnhofs verbunden. So eng, wie es eine Seltenheit geworden ist in diesem Viertel, das doch so stark von Zu- und Wegzug geprägt ist. Wickenhäuser, Jahrgang 1944, ist immer geblieben. Seine Eltern betrieben das Opel-Autohaus Wickenhäuser an der Schwanthalerstraße, nach dem Betriebswirtschaftsstudium trat er in das Unternehmen ein. 1987 wurde das Autohaus unter seiner Federführung in ein Hotel umgebaut, das Hotel Cristal, das es bis heute gibt.
Heimlicher Viertelbürgermeister
Noch im Alter blieb das Hotel sein Reich. Hier empfing er Besucher zu einem Mittagessen, hier begannen Führungen durch das Stadtviertel. Durch sein Stadtviertel. Denn seit er 2010 die Initiative "Südliches Bahnhofsviertel" gegründet hatte, wurde Wickenhäuser zu sowas wie dem heimlichen Viertel-Bürgermeister.
Dabei blieb er in all den politischen Diskussionen stets ein eigener Kopf. Mit Law-and-Order-Politik wollte Wickenhäuser nichts zu tun haben – mit der Romantisierung des bunten, multikulturellen Viertels aber auch nicht. So setzte er sich vehement dafür ein, dass nicht noch mehr Wettbüros und Spielhallen kommen sollten. Betonte zugleich aber auch, dass solche Lokale natürlich auch zu einem Bahnhofsviertel gehören und nicht gänzlich geschlossen werden sollten. So warb er immer auch um Verständnis für die Geschäftsleute, die über Drogenabhängige vor ihren Läden klagten, betonte aber auch, dass sich die Debatte nicht gegen arme Menschen richten dürfe.
Im bunten Bahnhofsviertel war dieser ältere Münchner im Trachtenjanker natürlich selbst eine Minderheit, ein Unikat. Aber eines, das allseits geschätzt wurde. Er pflegte in seinem Verein auch und gerade den Kontakt zu den vielen migrantischen Geschäftsleuten, konnte ausgiebig vom Christbaum an der Goethestraße schwärmen, an dessen Etablierung muslimische Nachbarn aktiv beteiligt waren.
Bindeglied zum Bahnhofsviertel
Für die Politik war er stets das Bindeglied ins Bahnhofsviertel, jenem Viertel mitten in der Stadt, das manchem Stadtrat aus Obermenzing, Harlaching oder Haidhausen fremd vorkommen mag, als sei es eine andere Stadt.
Am Freitag ist Fritz Wickenhäuser gestorben, das teilte das Hotel Cristal mit. Ex-Bürgermeister Josef Schmid würdigte Wickenhäuser als "Vollblut-Unternehmer". Sein Tod bedeute einen großen Verlust für Bayern und für München. "Du wirst uns fehlen", steht auf der Trauerkarte für Fritz Wickenhäuser. Das schreibt die Familie. Das gilt aber auch fürs ganze Bahnhofsviertel. Sein Bahnhofsviertel.