Stadtstrand: „Das ist unser Fleckerl!“

MÜNCHEN - Die Genehmigung für den Stadtstrand an der Corneliusbrücke steht heuer noch aus. Jetzt kämpfen die Anwohner für ihr Sommer-Idyll.
Wo im Sommer Tonnen von Sand an der Corneliusbrücke liegen, blickt Jutta Bisani auf Erde und Beton. „Hier würde ich mich nie zum Lesen hinsetzen“, sagt die Sozialpädagogin, die seit 17 Jahren im Glockenbachviertel wohnt. Bevor die Urbanauten den Kulturstrand organisierten, mied sie das Fleckchen. „Das saßen nur Betrunkene“, sagt Bisani. „Der Strand ist eine Bereicherung.“
Ob Bisani auch in diesem Sommer ihren Schmöker mit Isar-Rauschen genießen kann, ist ungewiss: Baureferat und der Stadtrat entscheiden in den nächsten Wochen, ob der Kulturstrand genehmigt wird. Das Problem: Im vergangenen Jahr hatte sich eine Anwohnerin beim KVR über Lärm beschwert. „Das glaube ich nicht, dass die Leute sich vom Strand genervt fühlen“, sagt Bisani. „In jedem Café an der Straße ist es lauter.“
Auch Robert Aumüller, der in einer Seitenstraße der Isar wohnt, kann sich seine Semesterferien ohne den Strand nicht vorstellen. „Da stirbt ein Stück vom Sommer“, sagt der Medizinstudent. Mit seiner Freundin kommt er oft an den Strand. „Das ist unser Fleckerl. Unser Mini-Urlaub.“
Typisch findet Basti Hüsch die Probleme mit den Behörden. „Wenn etwas funktioniert, wird es immer gleich torpediert“, sagt der 31-Jährige, der in der Nachbarschaft wohnt. Für ihn ist der Kulturstrand zum Treffpunkt mit Freunden geworden. Am Abend spielen coole Bands, dazu ein Bier und natürlich die Liegestühle im Sand. „Es gibt sonst im Glockenbach kein Eck, wo man so schön draußen sitzen kann. Die Bars sind immer übervoll,“ sagt der Geographiestudent.
So geht es auch Philipp Radtke. „Versuch’ doch mal mit fünf Leuten an einem Donnerstagabend ein Bier hier ums Eck trinken zu gehen. Da gibt’s doch nicht mal einen Tisch“, sagt der 40-jährige Anwohner. Der Kulturstrand sei entspannt, eben nicht hochprofessionell. „Er ist ein Gegenentwurf. Sonst ist im Viertel vieles versnobt.“
Die Strand-Gäste findet Radtke entspannt: „Wenn die Leute ihre Schuhe ausziehen, legen sie ihre Spießigkeit ab.“ Der Bänker quatscht mit Studenten, der Chirurg mit der Verkäuferin. Radtke: „Das ist wie auf einer Piazza in Italien. Wenn der Strand aufgelöst wird, ist das eine Schande für die Stadt.“ A. K. Koophamel