Stadtrat gespalten: Wie viele Sport-Events kann München bezahlen?

Das Münchner Rathaus soll ein Konzept für die Sommerspiele 2040 ausarbeiten, doch das Sportereignis spaltet den Stadtrat – ebenso wie ein UEFA-Turnier, das Oberbürgermeister Dieter Reiter eigentlich absagen wollte.
von  Christina Hertel
Das Olympiastadion in diesen Tagen. Wie tauglich ist es noch für Olympische Spiele?
Das Olympiastadion in diesen Tagen. Wie tauglich ist es noch für Olympische Spiele? © imago

München - In 15 Jahren könnten wieder Olympische Spiele in München stattfinden. Zumindest träumen davon bereits einige Rathaus-Politiker. Sportreferent Florian Kraus (Grüne) soll ein Bewerbungskonzept ausarbeiten. 365.000 Euro hat der Stadtrat dafür in der Vollversammlung genehmigt.

Seit Sommer ist klar: Deutschland bewirbt sich um Sommerspiele 2040. München ist nicht der einzige mögliche Standort. Im Rennen sind auch Berlin, Düsseldorf, Hamburg und Leipzig.

Ursprünglich war das Sportreferat davon ausgegangen, dass sich die Spiele auf mehrere Städte verteilen würden. Ende vergangenen Jahres ist der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) davon abgerückt. Nun sollen vier "One-Village-Grobszenarien" (Berlin, München, Rhein-Ruhr und Hamburg/Berlin) weiterverfolgt werden.

Für das Szenario, dass die meisten Wettkämpfe in München und Umgebung stattfinden, soll das Sportreferat nun ein Konzept erstellen. Im Mai soll der Stadtrat erneut entscheiden. Noch vor November sollen die Münchner in einem Bürgerentscheid abstimmen.

Alleine die Bewerbung werde 50 Millionen kosten

Dagegen, dass das Sportreferat weiter an Olympia plant, sprachen sich Thomas Lechner (er ist als Parteiloser Mitglied der Linken-Fraktion) und ÖDP-Chef Tobias Ruff aus. Alleine die Bewerbung werde 50 Millionen Euro kosten, sagte Lechner. Das wurde zumindest über die Hamburger Bewerbung berichtet. Ruff wies darauf hin, dass er es für extrem unwahrscheinlich halte, dass München eine Chance hat.

Auch der Bund-Naturschutz-Chef Christian Hierneis von den Grünen hält es laut einer Mitteilung für unwahrscheinlich, dass das dann 70 Jahre alte Olympiastadion den Anforderungen genügen werde, auch wenn es jetzt mit viel Geld renoviert wird.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete und Chef des Bund Naturschutz Christian Hierneis ist skeptisch, was  Sommerspiele in München betrifft.
Der Grünen-Landtagsabgeordnete und Chef des Bund Naturschutz Christian Hierneis ist skeptisch, was Sommerspiele in München betrifft. © Daniel von Loeper

Gleiches gelte für die Olympia-Schießanlage oder die Ruderregatta. Neue Sportstätten müssten deshalb gebaut werden, ob temporär oder dauerhaft – "der Umwelt- und Naturschutz wird dann hintanstehen", heißt es in seiner Mitteilung außerdem. Die Grünen im Stadtrat sind trotzdem dafür, dass die Stadt die Bewerbung weiterverfolgt – ebenso wie SPD, CSU und FDP.

"Es müssen die nachhaltigsten Spiele aller Zeiten werden"

OB Dieter Reiter (SPD) wies darauf hin, dass die Stadt dreistellige Millionen-Beträge ausgebe, um die olympischen Sportstätten instand zu halten. "Wenn wir nicht über Spiele nachdenken – wer dann?", fragte er. Es müssten die nachhaltigsten aller Zeiten werden.

Aus seiner Sicht müssten nicht alle Wettkämpfe zwingend in München ausgetragen werden. Vergangenen Sommer wurde zum Beispiel auch nicht Paris auf der Seine gesurft, sondern auf einer Insel im Südpazifik.

Reiter erinnerte daran, dass in München ein Radstadion fehlt. Dieses wurde für den SAP-Garden abgerissen. Auch die Olympia-Schwimmhalle genügt nicht den Anforderungen. Sie ist – wie alle Schwimmhallen in Deutschland – zu klein. Wie das Sportreferat diese Probleme lösen will? In ein paar Wochen gibt es Klarheit.

Für ein Fußball-Turnier ist aber kein Geld mehr da

Nicht nur für Olympia laufen Vorbereitungen: München wird sich für die Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2029 bewerben, entschied der Stadtrat. Das Turnier kostet die Stadt etwa 19 Millionen Euro. Zu teuer – finden ÖDP und Linke. Sie lehnten die Bewerbung für die Meisterschaft ab.  Endgültig bestimmt werden die Spielorte aber ohnehin erst im Sommer. Das Turnier soll im Juli 2029 stattfinden.

Aber auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und sein Sportreferent Florian Kraus wollen nicht mehr jedes Sportevent zu jedem Preis. Ursprünglich schlug Kraus vor, dass das "Final 4 Turnier", also Finalrunde der Nations League, nicht in München stattfinden soll – aus Kostengründen.

Etwa zwölf Millionen Euro waren veranschlagt. Doch das Geld sitzt nicht mehr so locker im Rathaus. Eigentlich sollte der Stadtrat in der Vollversammlung am Mittwoch der UEFA eine Absage für diese Spiele erteilen.

Keinen Euro sollen das „Final 4 Turnier“ die Stadt kosten, stellte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) klar.
Keinen Euro sollen das „Final 4 Turnier“ die Stadt kosten, stellte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) klar. © IMAGO/Sven Beyrich/SPP (www.imago-images.de)

Doch dann bewirkte OB Dieter Reiter einen Aufschub. Der FC-Bayern-Chef Jan-Christian Dreesen habe ihn angerufen und sei entsetzt gewesen, dass München nicht mitmachen wolle. Schließlich gebe es nur noch einen Mitbewerber - nämlich Stuttgart.

Reiter schlug dem Stadtrat vor, den Beschluss zur Absage doch noch einmal zu vertagen. Unter einer Prämisse: München soll, so Reiter, "keinen Euro" für die Spiele ausgeben und auch kein Personal im Rathaus soll dafür beansprucht werden. 

"Es können zwei spannende Länderspiele werden", sagte Reiter. "Aber bei aller Euphorie müssen wir aufpassen, nicht zu viele Euros für Sportgroßereignisse auszugeben." Aber, wenn es ohne geht, sei die UEFA herzlich will kommen. Jetzt wird also noch einmal verhandelt.

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